Psychologie: Wie unsere Kindheit beeinflusst, wie intelligent wir werden
Während rund 50 Prozent unserer Intelligenz angeboren sind, spielen für den Rest verschiedene Faktoren eine Rolle. Vor allem unsere frühe Kindheit kann entscheiden, wie schlau wir werden.
Es gibt sehr verschiedene Facetten von Intelligenz. Eine Person mag auf sozialer und emotionaler Ebene besonders klug sein, aber dafür wenig analytische Fähigkeiten besitzen. Und während einige Menschen nur in einer Form der Intelligenz brillieren, vereinen andere beispielsweise sprachliche, mathematische, zwischenmenschliche und musikalische miteinander.
Die Rolle der Kindheit für unsere Intelligenz
Unserer Intelligenz liegt ein komplexes Zusammenspiel verschiedenster Bereiche des Gehirns zugrunde. Einiges davon ist inzwischen gut erforscht, anderes stellt die Wissenschaft immer noch vor ein Rätsel. Aber fest steht, dass unsere Umwelt eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie schlau wir werden, und zwar vor allem in unserer Kindheit. Eine indische Studie etwa konnte zeigen, dass der Wohnort, das körperliche Aktivitätslevel, die Berufe und Bildung der Eltern sowie deren finanzielle Situation stark beeinflussen, wie sich der IQ ihres Kindes entwickelt. Studien mit eineiigen Zwillingen haben Ähnliches herausgefunden.
In den ersten drei Lebensjahren liegt der Einfluss der Umwelt, also vor allem der Eltern, auf die Entwicklung der Intelligenz laut "Geo" bei etwa 30 Prozent. Danach soll er auf 20 bis hin zu zehn Prozent sinken. In den ersten sechs Monaten des Lebens stehen vor allem die Bindungserfahrung und die Persönlichkeitsentwicklung im Vordergrund. In dieser Zeit ist das Gehirn nämlich besonders plastisch, das heißt, es kann sich noch stark verändern. Wenn Kinder sich in dieser frühen Phase geliebt und sicher fühlen, kann sich das positiv auf ihre Fähigkeiten zur Selbstberuhigung und Stressverarbeitung auswirken.
So beeinflusst die Sprache der Eltern die geistige Entwicklung des Kindes
Dabei spielt auch die Sprache eine Rolle, die Eltern mit ihren Kindern verwenden. Eine Studie der britischen University of York konnte herausfinden, dass der verbale Umgang von Müttern und Vätern sich positiv auf die Intelligenz der Kinder auswirken kann. Sprachen die teilnehmenden Eltern viel mit ihrem Nachwuchs, zeigte dieser bessere Fähigkeiten in der Argumentation, im Verständnis für Formen und für Zahlen.
Laut "Geo" macht aber auch der Ton die Musik. Denn sprechen Eltern wohlwollend und nicht belehrend oder herablassend mit ihren Kleinen, hat das ebenfalls einen positiven Effekt auf deren Entwicklung. Das hängt offenbar damit zusammen, dass die Sprachverarbeitung im Gehirn nicht nur kognitiv, sondern auch emotional abläuft.
Intelligenz: So unterschiedlich können Kinder sich entwickeln
Ein Beispiel in Sachen Intelligenzentwicklung: Ein Kind kommt mit einem durchschnittlich schlau ausgestatteten Gehirn zur Welt, also mit einem Intelligenzquotienten von 100. Es wird nun durch liebevolle Eltern und motivierende Erzieher und Lehrerinnen gefördert, und die anderen Umstände, also die Finanzen und der Wohnort etwa, sind ebenfalls günstig. So kann dieses Kind seinen IQ auf bis zu 115 Punkte erhöhen.
Andersherum könnte das Kind Pech haben, die Eltern können sich womöglich nicht viel mit ihm beschäftigen, und auch Lehrkräfte und Co. tragen nicht zu einer günstigen Entwicklung bei, sondern entmutigen das Kind womöglich sogar. In diesem Fall kann der IQ von ursprünglichen 100 auf unterdurchschnittliche 85 Punkte schrumpfen.
Fazit
Natürlich haben Eltern nicht alle Aspekte in der Hand, die die Intelligenz ihres Kindes begünstigen oder verschlechtern können. Mütter und Väter können etwa wahrscheinlich darauf achten, wie und auf welche Art und Weise sie mit ihren Kindern sprechen. Aber bei den wirtschaftlichen Umständen, in denen sie ihren Nachwuchs großziehen, haben sie möglicherweise weniger Spielraum. Was selbstverständlich nicht bedeuten muss, dass finanziell schlechter gestellte Menschen automatisch weniger schlaue Kinder erziehen. Intelligenz beruht auf so vielen verschiedenen Faktoren, von denen wir letztlich nur einige positiv oder negativ beeinflussen können. Und über die anderen lohnt es sich meist gar nicht, sich den Kopf zu zerbrechen.
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