Borkumer Inselbahn setzt auf Loks und Personenwagen aus Diepholz
Borkumer Inselbahn setzt auf Loks und Personenwagen aus Diepholz
Der Waggon 221 „Möwensteert“ wurde 2020 bei Schöma in Diepholz gebaut, alle anderen Waggons 1993 und 1994 in Bautzen.
Wenn die Fähre im Hafen von Borkum anlegt, steht einer der bunten Züge der Borkumer Kleinbahn schon bereit, um die Menschen von dort aus in den rund sieben Kilometer entfernten Ortskern zu bringen. Die Inselbahn ist eine beliebte Touristenattraktion - und hat ihren Ursprung in Diepholz. Aber in erster Linie ist sie Teil des Öffentlichen Nahverkehrs auf der Insel, so wie auch auf Langeoog und Wangerooge.
Diepholz / Borkum – Wer sich eine der vier roten Diesellokomotiven mit den Namen Aurich, Berlin, Hannover und Münster näher ansieht, wird schnell auf die Herstellerfirma, die Firma Schöma aus Diepholz, aufmerksam. Die hat drei der Loks 1993 und 1994 und die vierte, die „Aurich“, 2007 gebaut. Die bunten Personenwagen – die alle Inselbezogene Namen tragen wie „Fischerbalje“, „Sturmeck“ oder „Waterdelle“ – waren 1993 und 1994 in Bautzen gebaut worden.
2020 wurde dann ein weiterer Personenwagen gefertigt, der nach Auskunft des langjährigen Kleinbahn-Geschäftsführers Theodor Robbers benötigt wurde, da die mittlerweile seit drei Jahrzehnten im Einsatz befindlichen Waggons nach und nach dringend einer größeren Revision unterzogen werden müssen, denn „die Reisezugwagen werden im Inselverkehr extrem beansprucht.“
Gebaut wurde der zusätzliche Waggon, der optisch exakt den Vorhandenen entspricht, bei Schöma in Diepholz und im Oktober 2020 auf die Nordseeinsel gebracht. „Technisch liegen aber fast 30 Jahre zwischen den alten und dem neuen Fahrzeug“, so Theodor Robbers. Umso überraschter sei man gewesen, als man festgestellt habe, dass das Gewicht trotz zahlreicher anderer Materialien fast dem der vorhandenen Gefährte entspreche.
Ein Inselbahn-Zug mit der im Jahr 2007 bei Schöma in Diepholz gebauten Diesellok Aurich wartet in Höhe der Inselbahnwerkstatt.
Im Hinblick auf das recht raue Borkumer Hochseeklima seien spezielle nicht-rostende Materialien verwendet und das Gefährt außerdem mit einem speziellen Lack versehen worden, der als besonders langlebig gelte. Dabei hatten ein Team der zur Reederei AG Ems gehörenden Borkumer Kleinbahn und von Schöma sehr eng zusammengearbeitet. Übrigens war es für den Lokomotiven-Hersteller Schöma das erste Mal, dass dort ein Reisezugwagen gebaut wurde.
Dieser verfügt nach Angaben der Borkumer Kleinbahn mit 13,25 Metern Länge und 2,4 Metern Breite exakt über die Abmessungen der übrigen Waggons, abgestimmt auf Bahnsteiglängen und Abstellmöglichkeiten. Typisch für die Borkumer Kleinbahn seien die offenen Einstiegsplattformen mit Sitzpodesten an den Stirnseiten. Auch der Innenraum sei mit Längs- und Querbänken exakt dem Vorbild nachempfunden. Er verfüge über insgesamt 44 Sitzplätze im Innenraum und acht weitere auf den Perrons.
Längst ist der in grün und gelb lackierte Eisenbahnwaggon mit der Wagennummer 221 und dem Namen „Möwensteert“ im regelmäßigen Einsatz auf der größten der sieben ostfriesischen Nordseeinseln anzutreffen.
Historisches Vorbild sind dabei die sogenannten „Weyer“-Personenwagen, die zwischen 1908 und 1928 für die Kleinbahn gebaut worden waren, und von denen bis heute noch einige mit historischen Zügen auf der Nordseeinsel zum Einsatz kommen. Einer dieser Waggons, gebaut 1901 zunächst für die Bielefelder Kreisbahn und später nach Borkum verkauft, gehört nun zum Bestand der Museumseisenbahn in Bruchhausen-Vilsen. Die in Diepholz gebauten Loks fahren weiterhin mit Dieselmotoren. Über eine Beschaffung neuer Loks mache man sich derzeit Gedanken.
Buch über die Borkumer Kleinbahn
Wer mit der Fähre von Emden oder Eemshaven aus auf Borkum ankommt, für den steht immer ein Zug der Inselbahn bereit. Für viele Borkum-Gäste ist die „Bimmelbahn-Fahrt“ ein unverzichtbares Stück Urlaub. Natürlich gibt es schon eine Reihe von Büchern über die Kleinbahn. Ein Neues ist jetzt mit dem Titel „Die Borkumer Kleinbahn – Die Geschichte von 1888 bis heute“ hinzugekommen. Manfred Diekenbrock und Daniel Michalsky präsentieren rund 160 zumeist unveröffentlichte Aufnahmen, die zu einer Reise in die bewegte Vergangenheit der Borkumer Inselbahn von ihren Anfängen im ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart einladen. Darunter sind auch Schwarz-Weiß-Fotos, viele vom langjährigen Betriebsleiter der Kleinbahn, Henry Grabowsky, der in der Nachkriegszeit bis 1962 Chef des Unternehmens war. Das Buch gibt dabei auch die Entwicklung der Insel Borkum wieder. Es gibt auch viele Aufnahmen von der aktuellen bei Schöma in Diepholz gebauten Lok-Gegenration.