Ziele wurden ausgekundschaftet - Putins Spione in Deutschland: BKA-Mann ist entsetzt über „kriegerischen Akt“

ziele wurden ausgekundschaftet - putins spione in deutschland: bka-mann ist entsetzt über „kriegerischen akt“

Russlands Geheimdienst soll für Wladimir Putin in Deutschland spioniert haben. Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kr

Russland hat offenbar Flugplätze und Kasernen in Deutschland ausspionieren lassen. Für einen Beamten des Bundeskriminalamts hat der Fall eine neue Dimension. Er warnt auch vor Spionen aus dem Iran.

Ein Schock für Deutschlands Innere Sicherheit: Polizei, Verfassungsschutz und Bundeswehr liegen erstmals Beweise vor, dass Russlands Präsident Wladimir Putin in der Bundesrepublik sensible Ziele wie Flugplätze oder Militäranlagen für Anschläge ausspionieren lässt.

„Das ist für uns ein kriegerischer Akt“, sagte ein hoher Beamter des Bundeskriminalamts (BKA) zu FOCUS Online. „Dies ist ohne Frage ein Quantensprung in der Spionage. Da gibt es gar nichts mehr zu beschönigen.“ Die Beschaffung von geheimen deutschen Regierungsdokumenten oder die Anwerbung von Informanten sei schon immer das normale Geschäft gewesen. „Aber das Auskundschaften von Orten und Einrichtungen, die womöglich bombardiert werden, sprengt die bisherigen Dimensionen“, so der Staatsschützer.

Spion hätte Kasernen angreifen können

Die gestern bei Bayreuth gelungene Festnahme der beiden mutmaßlichen deutsch-russischen Spione in Moskaus Diensten, Dieter S. (39) und Alexander J. (37), passen in dieses Muster. Schwerpunkte ihrer Untergrund-Recherchen waren Rüstungsbetriebe, militärisch genutzte Infrastruktur wie Flughäfen, sowie US-Stützpunkte in Deutschland. Dazu zählt auch Europas größter Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr, wo ukrainische Soldaten im Abwehrkampf gegen Russland ausgebildet werden.

Der mutmaßliche Haupttäter Dieter S. hatte sich gegenüber Moskaus Agentenführern offenbar bereiterklärt, ausgespähte Anschlagziele wie Kasernen, Verkehrswege und auch zivile Verwaltungsämter mit Sprengstoff und Brandsätzen anzugreifen. Diese Attacken sollten sich in erster Linie gegen alle Einrichtungen richten, die die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland unterstützen. Ob Dieter S. dabei Rücksicht auf militärisches Personal und Zivilisten nehmen wollte, ist nicht bekannt.

„Russland und der Iran haben ähnliche Ziele“

Die deutschen Abwehrbehörden sind in diesen Tagen voll gefordert. Wegen der Fußball-Europameisterschaft, gegen die schon im Vorfeld islamistische Anführer hetzen, gilt bei der Bundespolizei eine Urlaubssperre.  Vor einigen Wochen warnte Israels Geheimdienst Mossad Deutschland und weitere europäische Länder vor Attentätern aus dem Iran. Wie Russlands Späher sollen Terrorkommandos aus Teheran in Deutschland Einrichtungen finden, die leicht anzugreifen sind.

„Russland und der Iran haben ähnliche Ziele“, sagt der BKA-Experte. „Putin will Deutschland für die Unterstützung der Ukraine bestrafen, den Mullahs geht es um eine Operation gegen Deutschlands Hilfe für Israel.“

Die ersten Hinweise auf eine russische Ausforschung potenzieller Angriffsziele in Deutschland wurden im März 2022, kurz nach Putins Überfall auf die Ukraine, beschlagnahmt. Militär-Experten aus Kiew entdeckten bei mehreren verhafteten russischen Zivilisten, die in Wirklichkeit einer Sondereinheit angehörten, verdächtige Unterlagen. In geheimen Verstecken ihres Gepäcks fanden sich Aufzeichnungen und Koordinaten, die auf deutsches Gebiet führten.

In Zusammenarbeit mit dem alarmierten Bundesamt für Verfassungsschutz entschlüsselten die Ermittler die Hinweise auf die kleine Gemeinde Markersdorf im Landkreis Görlitz, wo es einen Standort der Bonner Bundesnetzagentur gibt. Die Einrichtung des Bundeswirtschaftsministeriums befasst sich unter anderem mit neuen Entwicklungen in der Telekommunikation, der Energiewirtschaft sowie mit Elektrizität und Gas.

Russischer Geheimdienst wirbt Spätaussiedler an

Sollte somit die Bundesnetzagentur ein Angriffsziel sein? Die verhafteten Russen schwiegen eisern. Auch zu den dechiffrierten Hinweisen in ihren Rucksäcken auf mögliche Angriffsziele in den Berliner Stadtteilen Tegel und Wilmersdorf sagten sie kein Wort.

Auftraggeber der mutmaßlichen Sabotageeinheit war nach Erkenntnissen der Ermittler der russische Militärgeheimdienst GRU, der seit mehr als 100 Jahren besteht und weltweit gefürchtet ist. Sonderkommandos der GRU, die aus Elitekämpfern namens Spesnaz bestehen, verübten im Kalten Krieg und auch heute noch politische und militärische Auftragsmorde und Sabotageakte hinter feindlichen Linien.

Die beiden verhafteten mutmaßlichen Spione stammen aus Familien, die angeblich als Spätaussiedler mit deutscher Abstammung aus der Sowjetunion in die Bundesrepublik übersiedeln konnten. Unter ihnen sind sehr oft junge Leute, die ihre Freunde verlassen mussten und ihre Ausreise oft so kommentierten: „In Russland wurden wir als Nazis beschimpft. Hier in Deutschland sind wir die scheiß Russen.“

Den Sicherheitsbehörden ist bekannt, dass der russische Geheimdienst in Spätaussiedler-Kreisen Informanten und Agenten sucht. Die Bundesanwaltschaft wird klären, welches Motiv die beiden ertappten mutmaßlichen Spione hatten, Deutschland zu verraten.

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