Stille Geburt: Wenn der Geburtstag eines Babys auch der Abschied von ihm ist

stille geburt: wenn der geburtstag eines babys auch der abschied von ihm ist

(Bildquelle: Getty Images / flukyfluky)

Es kommt selten vor, und doch: Manchmal sterben Babys im Bauch ihrer Mutter. Zur Welt kommt das Kind dann durch eine stille Geburt (engl. Stillbirth) – still deshalb, weil der erste Schrei fehlt. Wie eine stille Geburt abläuft und wo Eltern von tot geborenen Sternenkindern Hilfe finden.

Erfahrungen mit einer stillen Geburt sind sehr persönlich und jeder Mensch geht mit Verlust und Trauer anders um. Für Betroffene und die Menschen um sie herum ist eine stille Geburt aber immer ein Ausnahmezustand – und kein Einzelfall. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 2022 in Deutschland 3.247 Kinder tot geboren. Mit diesem Text wollen wir aufklären und weiterhelfen.

Es gibt Hilfe vor, während und nach einer stillen Geburt

Eins vorab: Die meisten Krankenhäuser bieten für betroffene Eltern eine psychologische Betreuung an. Seelsorgende und Trauerbegleitende sind während des Aufenthalts in der Klinik und in der Regel auch danach für alle Betroffenen ansprechbar. Zudem besteht der Anspruch auf eine Hebammen-Betreuung während einer stillen Geburt und im stillen Wochenbett.

Und das ist enorm wichtig. Denn so schmerzhaft es für Eltern sein muss, dass da mit ihrem Kind ein Traum gestorben ist, eine Zukunftsvision: Auch der Körper der Mutter ist nicht darauf eingestellt, dass da nun kein Baby mehr ist – und die Rückbildungsprozesse bleiben nach der monatelangen Schwangerschaft natürlich auch ein Thema. Manche Hebammen bieten deshalb spezielle Rückbildungsangebote für Frauen an, die still geboren haben (z.B. den Kurs Leere Wiege in München).

Unterstützung für betroffene Familien bieten auch der Bundesverband Verwaister Eltern und trauernder Geschwister in Deutschland e.V.; die Selbsthilfeinitiative Regenbogen oder der gemeinnützige Verein zur Unterstützung werdender Eltern von Sternenkindern STILLE GEBURTEN E.V. an.

Wie läuft eine stille Geburt ab?

Wenn sich die betreuenden Gynäkologinnen und Frauenärzte nach einer sorgfältigen Untersuchung sicher sind, dass ein Baby im Bauch seiner Mutter nicht mehr lebt, raten sie dazu, die Schwangerschaft zu beenden und überweisen die Schwangere an eine Klinik. Das muss aber nicht immer sofort geschehen. Oft bleibt Zeit, um die alles verändernde, schmerzhafte Nachricht zumindest realisieren zu können, bevor Entscheidungen getroffen werden müssen.

Meist besteht keine akute Gefahr für die Mutter

Der Vorstellung, ein totes Baby im Bauch zu haben, ist für manche Frauen unerträglich. Gefährlich für die Schwangere ist die Situation aber in den allermeisten Fällen nicht. Geht es der Frau körperlich gut, spricht nichts dagegen, wenn die Eltern vorher noch Zeit zu Hause verbringen, um im privaten Umfeld Abschied von ihrem im Bauch verstorbenen Kind zu nehmen.

Verständlicherweise können sich nicht alle Paare bzw. Mütter mit dieser Idee anfreunden und möchten sich möglichst schnell von ihrem toten Kind im Bauch trennen. Am liebsten sofort und in Vollnarkose per Kaiserschnitt. Viele Hebammen raten jedoch aus Erfahrung: "Egal, wie ihr euch entscheidet, lasst euch Zeit und handelt nicht übereilt." Ausnahme ist eine Erkrankung wie das Hellp-Syndrom, das die Mutter in ernste Gefahr bringt.

Drei häufige Fragen zum Thema Stille Geburt

Wie lange kann ein verstorbenes Baby im Bauch bleiben?

Häufig spüren Schwangere, die erfahren mussten, dass das eigene Baby im Bauch gestorben ist, den Impuls, das leblose Kind in ihrem Bauch sofort "raus haben" zu wollen. Und damit auch den Schmerz, die Trauer, diese Situation. Dazu kommt die Angst, dass es gefährlich sein könnte, ein totes Kind in sich zu tragen. Tatsächlich ist das nicht der Fall, solange die Fruchtblase geschlossen ist. Es bleibt Zeit, sich zu verabschieden, wenn eine Frau das möchte. In der Regel wird die betreuende Gynäkologin die Frau sicherheitshalber engmaschig betreuen, um sicherzugehen, dass sich die Infektionswerte nicht erhöhen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Totgeburt und einer Fehlgeburt?

Von einer Totgeburt sprechen Expert*innen, wenn ein Baby mit mehr als 500 g Gewicht tot auf die Welt kommt. Wiegt es weniger, wird es rechtlich als Fehlgeburt behandelt. Bei einer frühen Fehlgeburt ohne Blutung oder mit Begleiterscheinungen (in den ersten 12 Schwangerschaftswochen) raten Ärztinnen*innen zur Ausschabung oder warten auf einen natürlichen Abgang.

Ab welcher Woche muss man ein totes Kind gebären?

Sein eigenes Kind tot auf die Welt bringen zu müssen, ist für viele Frauen ein kaum vorstellbarer Gedanke. Die rechtliche Regelung besagt: Ab der 16. Schwangerschaftswoche muss das Kind vaginal entbunden, alternativ per Kaiserschnitt geholt werden. Schmerzmittel oder eine PDA können zumindest eine körperlich weitgehend schmerzfreie, stille Geburt garantieren. Ab SSW 22+0 sprechen Ärzt*innen von einer Totgeburt.

Stille Geburt: Meist wird sie eingeleitet

Setzen die Wehen nicht auf natürlichem Weg ein, werden sie mithilfe von Medikamenten künstlich eingeleitet. In den meisten Fällen raten Ärztinnen und Ärzte von einem Kaiserschnitt ab. Denn heute weiß man aus Erfahrung: Die natürliche Geburt hilft, sich zu verabschieden und den Tod des eigenen Kindes zu realisieren, und zu verarbeiten.

Die Gebärende entscheidet, in welcher Position sie entbinden möchte und ob sie Schmerzmittel will oder nicht. Eine Hebamme kümmert sich um die Mutter und ist während der stillen Geburt immer unterstützend an ihrer Seite. In einigen Kliniken gibt es einen extra Raum, weit genug vom Kreißsaal entfernt, um die Schreie der gesund geborenen Kinder nicht hören zu müssen.

Wie lange eine stille Geburt dauert, ist individuell verschieden. Von einer Totgeburt sprechen Expert*innen, wenn ein Baby mit über 500 g Gewicht tot auf die Welt kommt.

Was passiert nach der Geburt mit dem Baby? Vom Abschied und Erinnerungen schaffen

Ist das Baby auf der Welt, wird es eingewickelt, gewaschen und den Eltern in den Arm gelegt, wenn diese das möchten. Wer für diesen Schritt Zeit braucht, bekommt sie. Die Eltern können sich in Ruhe überlegen, ob und wann sie ihr Kind nochmals sehen möchten.

Viele zelebrieren den Abschied von ihrem Kind inzwischen ganz bewusst: Sie nehmen es in den Arm, streicheln es und machen Fotos oder Fußabdrücke (oder bitten die Hebamme darum), um möglichst viele Erinnerungen zu schaffen. Wer sein Kind erst einmal nicht anschauen kann oder mag, kann die Hebamme oder ein Familienmitglied bitten, es zu beschreiben und Bilder zu machen. Manche Eltern können sich die Fotos erst Jahre später ansehen, sind dann aber dankbar um die Chance, es noch zu können.

Viele Fotograf*innen engagieren sich ehrenamtlich bei Organisationen wie Dein Sternenkind e.V. oder Now I Lay Me Down To Sleep und schaffen durch ihre Bilder kostenlos wertvolle Erinnerungen an das Sternenkind, wenn sich seine Eltern das wünschen.

Stille Geburt, Milcheinschuss und Rückbildung

Auch nach einer stillen Geburt ist eine Betreuung durch (d)eine Hebamme Kassenleistung. Während der ersten zehn Tagen macht sie täglich einen Hausbesuch, später nach Bedarf. Sie kontrolliert die Rückbildung der Gebärmutter und schaut, wie es der verwaisten Mutter und ihrer Familie geht. Der nach der Geburt eintretende Milcheinschuss kann mit Tabletten unterdrückt werden.

Bis sich der Körper nach der Schwangerschaft erholt hat, dauert es mindestens sechs bis acht Wochen. Bei einer Totgeburt ab der 24. Schwangerschaftswoche gilt daher die allgemeine Schutzfrist nach der Entbindung von acht Wochen.

"Ein großes Thema für mich war, wie gehe ich damit um, meine Milch auszustreichen. Das war die volle Perversion für mich persönlich, kein Kind zu haben, dem ich diese Milch geben kann. Und da bin ich hier schon sehr, sehr dankbar, dass sie mir abgeraten hat von diesen Abstillmedikamenten. Wir haben das dann auf natürliche Weise gemacht, was zwar lange gedauert hat und sehr schmerzhaft war, physisch wie emotional, aber das war was Gutes." (Nina Bernhart, Vorsitzende des Vereins “Leere Wiege” und Mama eines Sternenkindes)

Der Tod des eigenen Kindes gehört für viele Eltern zu den schmerzhaftesten Erfahrungen, mit denen sie konfrontiert werden können. Was beim Verarbeiten des Verlusts seines Sternenkindes helfen kann:

Sternenkinder: Erfahrungen & Hilfe von einer betroffenen Mama und Beraterin

Buch-Tipps zum Thema Stille Geburt und Sternenkinder

・Nach dem Verlust ihres Kindes schrieb Viviane Mathes zusammen mit verschiedenen Organisationen mit Die Gemeinsame Reise zu den Sternen einen Ratgeber, wie sie ihn sich in ihrer Situation gewünscht hätte – ein beeindruckendes Buch für Sternenkinder, deren betroffene Eltern und eigentlich jede*n von uns, der / die mit dem Thema in Berührung kommt.

・Ellen Matzdorf war zuerst Hebamme, dann erlebte sie mit, wie ein Baby starb, und merkte, dass sie nicht gut vorbereitet war, um Müttern in dieser schlimmen Zeit beizustehen. Sie machte eine Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin und bietet nun auch Bestattungen an. In ihrem Buch Vom ersten bis zum letzten Atemzug schreibt sie über den Anfang und das Ende des Lebens und das ist lesenswert, denn beides betrifft uns alle.

Stille Geburt: Was sind die Gründe für eine Totgeburt?

Viele fragen sich intuitiv: Warum stirbt ein Baby im Mutterleib? Und viele Betroffene suchen die Schuld bei sich. Tatsächlich bleibt bei ungefähr zwei Dritteln der Fälle die Ursache für den Tod des Kindes unklar. Wenn Eltern mehr über die Todesursache wissen möchten, werden das Blut der Mutter, die Plazenta und das Baby selbst (Autopsie) untersucht. Diese Untersuchungen machen Ärzt*innen in der Regel nur mit dem ausdrücklichen Einverständnis der Eltern.

Mögliche Gründe für eine Fehl- oder Totgeburt können sein:

● Die häufigsten Todesursachen sind eine unzureichende Versorgung über die Plazenta und Fehlbildungen des Kindes.

● Aber auch Infektionen wie Listeriose oder Toxoplasmose,

● eine Gebärmutterhalsschwäche,

● Nabelschnur-Komplikationen (Nabelschnurknoten / Nabelschnurvorfall) oder

● Nikotin-, Alkohol- und/ oder Drogenkonsum sind mögliche Ursachen.

Schwangerschaft nach einer Totgeburt

Nachdem sie ein totes Kind zur Welt bringen mussten, fürchten sich viele Paare davor, so etwas noch einmal zu erleben. Diese Angst ist verständlich, in den allermeisten Fällen besteht die Gefahr jedoch nicht: Ein Großteil der Frauen erlebt nach einer Fehl- oder Totgeburt eine ganz problemlose Schwangerschaft. Hier ist es sinnvoll, sich der Gynäkologin oder dem Gynäkologen anzuvertrauen.

Ist ein Kind aufgrund eines Gendefekts gestorben, ist ein Termin bei einem Humangenetiker bzw. einer Humangenetikerin angeraten, der / die über die individuellen Risiken einer erneuten Schwangerschaft aufklären kann. Auch psychologische Hilfe kann hilfreich sein, wenn Trauer und Ängste Betroffene nach einer stillen Geburt überwältigen.

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Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quellen: Dana Anaïs Muin: Der späte intrauterine Fruchttod. In: Die Geburtshilfe: Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend: Welche Regelungen gelten bei Fehlgeburt, Totgeburt oder Schwangerschaftsabbruch?; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Stille Geburt: Wenn die Geburt zugleich ein Abschied ist; Weltgesundheitsorganisation: Stillbirth.

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