Antidepressiva machen nicht abhängig

antidepressiva machen nicht abhängig

Antidepressiva machen nicht abhängig

Wer mit der Einnahme von Antidepressiva aufhört, sollte das in ärztlicher Betreuung tun. Etwa 15 Prozent der Betroffenen haben Symptome im Zusammenhang mit dem Einnahme-Stopp. „Abhängig“ machen die Arzneimittel nicht, Beschwerden nach dem Absetzen der Arzneimittel haben zur Hälfte andere Ursachen. Das haben deutsche Wissenschafter in einer großen Literaturstudie mit mehr als 20.000 Patienten herausgefunden.

„Nach formaler Definition machen Antidepressiva nicht abhängig. Anders als bei ‚echten‘ Suchtmitteln führt ihre Einnahme beispielsweise nicht dazu, dass der Körper für denselben Effekt eine immer höhere Dosis braucht. Trotzdem berichten einige Patienten von Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, wenn sie die Stimmungsaufheller absetzen“, hieß es in einer Aussendung der Berliner Universitätsklinik Charite.

Absetzsymptome oft diskutiert

Aktuell gibt es bereits eine vergleichsweise große Zahl an Studien, die das Ausmaß solcher Absetzsymptome bei Antidepressiva, heute zumeist die selektiven Serotonin-Reuptake-Hemmstoffe oder ähnliche Medikamente, zu quantifizieren versuchten. „Diese Studien kommen zu teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnissen“, sagte Christopher Baethge, Wissenschafter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln. „Nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Öffentlichkeit diskutierte in den letzten Jahren sehr aktiv und manchmal auch emotional, wie häufig und schwer die Absetzsymptome nun eigentlich sind.“

In Deutschland kam es im Jahr 2022 zur Verschreibung von 1,8 Milliarden Tagesdosen an Antidepressiva. Auch in Österreich gehören sie zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln. Das Thema, was bei einem Einnahme-Stopp geschieht, ist daher höchst relevant.

Jeder Dritte erlebt Absetzsymptome

Um diese Frage verlässlicher als bisher zu beantworten, hat das Team um Baethge und Jonathan Henssler, Leiter der Arbeitsgruppe Evidence-Based Mental Health an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité, die bestehende Studienlage systematisch durchforstet und neu ausgewertet. Als erste Untersuchung dieser Art liefere sie die bisher am besten gesicherte Abschätzung der Folgen eines Antidepressiva-Stopps, stellte die Berliner Universitätsklinik dazu fest.

Das Hauptergebnis, wie Henssler erklärte: „Unsere Auswertung zeigt, dass im Schnitt jede dritte Person nach Beendigung der Antidepressiva-Behandlung Symptome erlebt. Allerdings ist nur die Hälfte der Symptomatik tatsächlich auf die Arzneimittel zurückzuführen.“

Symptome auch bei Placebos

Für die Untersuchung sichteten die Wissenschafter mehr als 6000 Studien, von denen sie 79 Arbeiten auswählten und deren Ergebnisse statistisch neu analysierten. So kamen Daten zu rund 21.000 Personen zusammen, die entweder ein Antidepressivum oder ein Scheinpräparat (Placebo) erhalten hatten und anschließend zur Häufigkeit von Absetzerscheinungen befragt worden waren. Zwar berichteten rund 31 Prozent der mit einem wirksamen Medikament behandelten Patientinnen und Patienten von Absetzsymptomen, darüber klagten jedoch auch 17 Prozent derjenigen, die nur ein Placebo verabreicht bekommen hatten.

„In der Placebo-Gruppe sind medikamentöse Effekte auszuschließen, die Symptome sind also entweder darauf zurückzuführen, dass sie zufällig unabhängig von der Therapie auftraten, oder sie sind eine Folge des Nocebo-Effekts“, erklärt Henssler. Der Nocebo-Effekt wird oft als „Bruder des Placebo-Effekts“ bezeichnet und beschreibt die Beobachtung, dass Scheinbehandlungen mit „Nebenwirkungen“ einhergehen können. Sie werden ausgelöst allein durch die Erwartung, dass die Therapie, die man zu erhalten glaubt, negative Folgen haben wird.

Wichtig, Absetzung ärztlich „eng“ zu begleiten

„Wenn wir unspezifische Symptome und den Effekt der Erwartungshaltung berücksichtigen, ist etwa jede sechste oder siebente Person von Absetzerscheinungen betroffen, die als eigentliche Folge der Antidepressiva-Medikation auftreten“, fasste Henssler zusammen. „Diese sind größtenteils mild. Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen wird Antidepressiva ohne relevante Symptome absetzen können. In den allermeisten Fällen ist daher kein langwieriges oder kleinschrittiges Ausschleichen der Medikation nötig.“

Der Studie zufolge entwickelte eine von 35 Personen, also knapp drei Prozent der Betroffenen, Absetzsymptome schweren Ausmaßes. Gehäuft traten diese nach Beendigung der Therapie mit den Wirkstoffen Imipramin, Paroxetin, Venlafaxin und Desvenlafaxin auf. Auf jeden Fall sollte ein Absetzen der Antidepressiva unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.

Baethge: „Es ist wichtig, dass alle Menschen, die eine Behandlung mit Antidepressiva beenden wollen, ärztlich eng begleitet und im Falle von Entzugssymptomen individuell unterstützt werden. Eine gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Betroffenen und Behandelnden, schon vor Beginn einer Therapie, ist die Basis für eine gute Behandlung.“ (APA)

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