Babbel warnt: "Die anderen Nationen sind nicht dumm!"

babbel warnt:

Fußball 1. Bundesliga Relegation Rückspiel Hamburger SV - VfB Stuttgart am 05.06.2023 im Volksparkstadion in Hamburg Markus Babbel im ran-Interview DFL regulations prohibit any use of photographs a...

Vom DFB-Team berichtet Tobias Hlusiak

Markus Babbel wurde 1996 Europameister.

Der 51-Jährige weiß also ganz genau, wie dynamisch sich ein Turnier auf hohem Niveau entwickeln kann.

Den Auftaktsieg der deutschen Mannschaft will Babbel im Gespräch mit ran deshalb - bei aller berechtigter Euphorie - nicht überbewerten. Trotzdem hat er viel Lob übrig für den Auftritt von Jamal Musiala, Antonio Rüdiger und Co.

Einen DFB-Star sieht er aber kritisch. Und ihn ärgert eine Szene ganz spät im Spiel.

Babbel: "Das ist der absoute Worst Case"

ran: Herr Babbel, waren Sie überrascht vom starken Auftritt der deutschen Mannschaft im Eröffnungsspiel gegen Schottland und dem deutlichen Ergebnis?

Babbel: Das Ergebnis habe ich so nicht erwartet, einen Sieg aber schon. Das war natürlich eine tolle Leistung, die man aber nicht zu hoch hängen darf, weil die Schotten natürlich einen sehr schwachen Tag erwischt hatten.

ran: Nach dem Spiel wird diskutiert: War Deutschland so gut, oder die Schotten so schlecht? Hat die DFB-Elf den Gegner durch eigene Stärke und Dominanz so schlecht aussehen lassen, oder sind die einfach nicht besser? Wie ist Ihr Ansatz?

Babbel: Ich achte bei solchen Spielen immer auf die Details. Und da fällt auf: Schottland hatte nicht eine einzige Torchance. Das Tor war ein reines Zufallsprodukt. Das hat mich am meisten beeindruckt und auch positiv überrascht. Egal in welcher Spielsituation die deutsche Mannschaft war, sie hat nichts zugelassen und war defensiv sehr aufmerksam. Die Innenverteidiger haben stark gespielt, es wurde auch kein Konter zugelassen. Das hat mir mit am besten gefallen. Das ist dann ein klares Zeichen für die eigene Stärke. Das war ja in den vergangenen Monaten und Jahren die Achillesferse der Mannschaft. Immer wieder war die Staffelung bei Gegenangriffen nicht gut und die Aufmerksamkeit nicht da. Darauf achte ich als ehemaliger Verteidiger natürlich. Gegen Schottland war das 90 Minuten auf allerhöchstem Niveau. Ganz unabhängig davon, dass es immer schön ist, fünf Tore zu schießen.

ran: Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte nach dem Spiel, die Mannschaft würde sich sehr über das späte Gegentor ärgern. Ist das eigentlich wirklich so, oder ist das nach einem 5:1 nicht egal?

Babbel: Für den Torwart und die Innenverteidiger ist es der absolute Worst Case, so ein billiges Gegentor zu bekommen. Das nervt dich total. Ein 5:0 wäre überragend gewesen, aber so hat man wieder eins bekommen. Die deutsche Mannschaft schafft es einfach sehr selten, mal zu null zu spielen. Da hätte ein solches Ergebnis natürlich ein gutes Gefühl gegeben. Trotzdem war die Leistung tadellos. Aber mich hat das früher sehr genervt und ich bin sicher, dass es bei den Jungs heute noch genauso ist.

Klarer Favorit gegen Ungarn? "Ein Trugschluss"

ran: Nach dem Sieg ist die Euphorie im Land zu spüren. Lässt man als Trainer jetzt auch die Mannschaft auf einer Wolke schweben, oder bremst man - es war eben nur ein Spiel?

Babbel: Mich würde überraschen, wenn sie anders denken würden. Thomas Müller hat das ja auch direkt nach dem Spiel schon angemahnt, jetzt bitte auf dem Boden zu bleiben. Und das war auch richtig. Die Fans dürfen und sollen feiern, aber die Mannschaft muss fokussiert sein - und diesen Eindruck machen sie auch.

ran: Müller hat auch darauf hingewiesen, dass das zweite Spiel nach einem guten Auftakt bei Turnieren oft ein Problem war für deutsche Mannschaften. Wie kommt diese Dynamik zustande?

Babbel: Man weiß vor einem Turnier nie so wirklich, wo man im Vergleich mit anderen Teams steht. Nach einem Auftaktsieg weckt man dann eigentlich immer hohe Ansprüche und wird überall in den Favoritenkreis geschrieben. Und so wird es auch diesmal laufen. Deutschland ist jetzt der totale Favorit gegen die Ungarn, die ihr erstes Spiel ja auch noch verloren und keine gute Leistung gezeigt haben. Das ist aber ein Trugschluss, weil man in jeder Partie von neu anfangen muss. Ungarn wird die eigene Leistung ja auch detailliert analysieren und seine Schlüsse ziehen - gerade was die untypischen Fehler in der eigenen Defensive angeht. Der deutsche Gegner im zweiten Spiel kommt dann plötzlich mit einer ganz anderen Mentalität und Einstellung. Das macht es schwieriger.

ran: Wird es schwierig sein für den Bundestrainer, genau dies seiner Mannschaft zu vermitteln, oder sollte er von vornherein etwas ändern, um die Aufmerksamkeit zu schärfen?

Babbel: Nein, es gibt ja gar keinen Grund dazu. Er hat seine Mannschaft gefunden und sollte diese jetzt auch spielen lassen. Sollte man einen zweiten Sieg einfahren und damit schon durch sein, kann man gegen die Schweiz eventuell ein wenig rotieren und Spielern etwas Rhythmus geben, die ihn benötigen. Leroy Sane ist dafür das beste Beispiel. Er hat sich extrem schwergetan nach seiner Einwechslung gegen die Schotten, hat sehr fehlerhaft agiert. In einem solchen Spiel kann man dann überlegen, ihm 90 Minuten zu geben, oder vielleicht eine Stunde. Gegen Ungarn besteht dazu aber noch überhaupt kein Grund. Es wäre ja auch gar nicht gerechtfertigt, einen Spieler aus der ersten Elf zu nehmen.

Babbel warnt Musiala und Wirtz

ran: Apropos Sane: Ist es - auch angesichts seiner Verletzung - nachvollziehbar, dass er sich so schwertut?

Babbel: Leroy hat natürlich unglaubliche Fähigkeiten. Wenn er seine PS auf den Platz bekommt, kann er der Unterschiedsspieler sein. Ich tue mich aber immer schwer, wenn ich bei einzelnen Spielern ständig hoffen muss: Hoffentlich kann er es heute! Hoffentlich kommt er an sein Maximum. Da habe ich lieber jemanden, bei dem ich weiß, was ich bekomme. Sane ist immer entweder Weltklasse oder Kreisklasse, aber zu selten Weltklasse, in meinen Augen. Und trotzdem kann ich total nachvollziehen, dass der Bundestrainer ihn dabei haben will. Sane bringt unglaublich viel Geschwindigkeit und Kreativität mit. Er kann immer etwas Besonderes machen.

ran: Weltklasse war gegen Schottland auf jeden Fall Jamal Musiala. Haben Sie es ihm auch so sehr gegönnt wie viele Fans und Mitspieler, dass er nun auch bei einem Turnier ein so herausragendes Spiel gemacht hat?

Markus Babbel: Wir können uns absolut glücklich schätzen, dass wir mit Musiala und auch Florian Wirtz zwei Jungstars haben, die alle Anlagen haben, um auch in der Zukunft Weltklasse zu verkörpern. Dass die ganze Last aber schon jetzt auf zwei so jungen Spielern liegt, lässt mich aber auf der anderen Seite am ganz großen Wurf in diesem Jahr zweifeln. Die Jungs sind ohne Zweifel hochbegabt, brauchen aber noch etwas Zeit. Ein Turnier ist lang. Da geht es anders zu. Das muss man lernen. Bei Florian hat man gesehen, dass er im Finale der Europa League, gegen eine sehr abgeklärte Manndeckung, nicht die richtigen Antworten hatte. Solche Spiele gehören zum Lernprozess. Bei Musiala ist es ähnlich. Er wird in den kommenden Spielen vielleicht auch nicht so viel Freiraum bekommen wie gegen die Schotten. Die anderen Nationen sind ja nicht dumm und werden versuchen, die zwei Kreativen mit eigenen Plänen in Schach zu halten. Dann wird es spannend zu sehen sein, wie Musiala und Wirtz darauf reagieren.

ran: Ilkay Gündogan hat im ersten Spiel auch dazu beigetragen, dass sich die beiden so frei entfalten konnten ...

Markus Babbel: Er war nicht so auffällig wie Musiala und Wirtz, aber sehr, sehr gut! Gündogan hat extrem hart gegen den Ball gearbeitet und nach vorne mit seiner ganzen Technik ein paar starke Aktionen gehabt. Sein Pass auf Havertz vor dem zweiten Treffer war außergewöhnlich gut. Mit ein bisschen mehr Glück macht er sogar noch ein eigenes Tor. Das hätte ich ihm sehr gegönnt, weil er einfach unfassbar fleißig war und die absolute Bereitschaft auch in der Rückwärtsbewegung hatte. Einfach ein Rundumpaket, das man sich als Trainer wünscht.

ran: Nach dem Auftakt am Freitag gab es einen Tag mit den Familien und einigen Ablenkungen in und um das Teamquartier. Warum sind solche "Auszeiten" so wichtig?

Babbel: Man kann einfach nicht sechs Wochen lang die Spannung bei 100 Prozent halten. Deswegen muss man regenerieren, vor allem mental. Ein Turnier ist nicht nur physisch anstrengend, sondern auch für den Kopf. Die Erwartungshaltung im eigenen Land ist extrem hoch, die Jungs stehen unter Druck. Da braucht man dann hier und da auch ein paar Freiheiten, einen Tag mit den Familien, um runterzukommen und abzuschalten und sich danach wieder neu zu konzentrieren für das nächste Spiel.

ran: Abschließende Frage: Ist Deutschland denn nun ein Top-Favorit, oder sehen Sie andere Mannschaften vorne?

Babbel: Ich sehe keinen klaren Turnierfavoriten. Es gibt kein Team, das klar über allen anderen anzusiedeln ist. Ich habe sieben, acht Nationen auf dem Zettel, bei denen ich das Gefühl habe, die können es werden. Da gehört Deutschland definitiv dazu. Aber es ist schwer vorauszusagen. Man braucht bei Turnieren eben auch das Quäntchen Glück. Wir hatten bei unserem Titelgewinn 1996 auch jede Menge Dusel. Da haben wir ja nicht nur aus fußballerischem Geschick oder wegen unseres riesigen Zusammenhaltes gewonnen. Das ist zwar auch wichtig, aber wir hatten auch Glück. Das würde ich der Mannschaft in diesem Jahr auch gönnen. Es werden Verletzungen und Sperren kommen und dann ist es wichtig, dass alle Spieler bereitstehen. Das Potenzial für den EM-Sieg ist aber auf jeden Fall da.

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