Erfurt: Ätz-Gefahr droht überall! Feuerwehr gelingt Durchbruch – „Lange drauf gewartet“
Nach rund zehn Jahren ist es endlich geschafft. So lange haben einige Mitglieder der Feuerwehr Erfurt an einem Projekt gebastelt, das im Notfall extrem gewinnbringend ist.
Offenbar haben viele Feuerwehren aus ganz Deutschland auf die Neuerung aus Erfurt gewartet.
Erfurter Feuerwehr entwickelt Anti-Ätz-Tasche
Die Gefahr lauert eigentlich überall: Wir sind umgeben von ätzenden Laugen und Säuren. Im Haushalt lauern sie vor allem in Reinigungsmitteln, aber auch im Handwerk und der Industrie sind die gefährlichen Chemie-Keulen im Einsatz. Eine falsche Berührung und dann ist es auch schon passiert: Verätzungen kommen immer mal wieder vor, schreibt die Feuerwehr Erfurt. Einige ihrer Mitglieder haben daher jetzt eine ganz spezielle Tasche für den Notfall entwickelt: Eine Dekontaminationstasche. Sie soll bundesweit zum Einsatz kommen. Ihr Name: „Modell Feuerwehr Erfurt“.
Die Idee für die Tasche sei schon im Jahr 2013 entstanden, im Rahmen eines Grundausbildungslehrgangs an der Landesfeuerwehrschule in Bad Köstritz, sagt Team-Mitglied Lars Angler: „Wir hatten damals eine kleine Tasche zu Übungszwecken, in der von verschiedenen Herstellern das nötigste Handwerkszeug zur Behandlung von Verätzungen gesammelt war. Allerdings gab es damals noch kaum geeignete Produkte auf dem Markt.“ Ein weiterer Treiber der Entwicklung sei auch die Solarindustrie gewesen, die damals noch im Erfurter Umland saß und mit ätzenden Flusssäuren arbeitete.
Erfurter Tasche für alle
“Diese Tasche war gedacht für die schnelle Hilfe bei Haushalts- und Betriebsunfällen. Sie sollte die bereits vorhandene Beladung der Fahrzeuge für Einsatz-Hygiene ergänzen. Außerdem brauchten wir etwas, um auch die eigenen Leute im Einsatz besser absichern zu können“, sagt Angler. Auch die Fahrzeuge im Gefahrguteinsatz sollten perspektivisch mit dieser Tasche beladen werden.
Christian Hagedorn von der EST biochem GmbH (links) und Lars Angler von der Berufsfeuerwehr Erfurt freuen sich über die fertige Tasche. Im Bild: Spot-Dekontamination von Verletzten Foto: Steve Bauerschmidt Foto: Steve Bauerschmidt
Die Tasche sei dann immer wieder überarbeitet worden. Jetzt sei sie endlich marktreif. Das liege auch an der Zusammenarbeit mit der EST biochem GmbH. Die Firma aus Nordrhein-Westfalen hat sich auf die praktische Erste Hilfe nach Kontakt mit chemischen Gefahrstoffen spezialisiert. Die Produkte in der Tasche seien fast zwei Jahre haltbar – und daher auch attraktiv und sinnvoll für Feuerwehren, die nicht ganz so viele Einsätze haben.
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„Uns ist bereits bekannt, dass einige Feuerwehren im ganzen Land auf diese neue Version der Dekontaminationstasche gewartet haben“, sagt EST biochem-Chef Christian Hagedorn. Die Nachfrage sei schon vor dem Verkaufsstart groß, Vorbestellungen inklusive. Die Zielgruppe für die Tasche Produkt sieht er bei Feuerwehren und Rettungsdiensten, aber auch bei Werks-Feuerwehren in der Industrie.