Warum Tim Kleindienst in Gladbach Nationalspieler wird - Ein Kommentar

Tim Kleindienst war nicht nur der Garant für den Aufstieg des 1. FC Heidenheim, sondern auch für den Klassenerhalt und sogar für die Qualifikation des vermeintlichen Underdogs für das internationale Geschäft. Heidenheim galt vor Beginn der Saison 2023/24 als Abstiegskandidat Nummer eins, doch auch dank der Qualitäten von Tim Kleindienst straften die Neulinge alle Skeptiker Lügen und begeisterten mit frechem Fußball und Leidenschaft. Ich persönlich hätte mich über ein Länderspieldebüt von Kleindienst im DFB-Team gefreut, bin mir aber sicher, dass es in der kommenden Saison dazu kommen wird, wenn Kleindienst seine Leistungen auch nach seinem Wechsel in Gladbach auf den Rasen bringt. Hier meine Gründe dafür:

Stürmermangel in Deutschland

Das Problem ist im deutschen Fußball seit Jahren bekannt: Es fehlt an Stürmern, die im obersten Regal des Weltfußballs anzufinden sind. Die sind aktuell auch nicht in Sicht. Sicherlich hat man mit Niclas Füllkrug einen Stürmer von internationaler Klasse, aber in der Breite fehlt es der deutschen Spitze. Neben Füllkrug sucht man fast vergeblich nach einem weiteren echten, wuchtigen Neuner für das Sturmzentrum. Deniz Undav, Maxi Beier und Kai Havertz sehe ich beispielsweise in anderen Rollen. Diese Problematik führte rund um die Nationalmannschaft zeitweise sogar zu Diskussionen, einen Simon Terodde aus der 2. Bundesliga ins Sturmzentrum zu integrieren.

Fast neidisch blickt man während des EM-Turniers derweil auf den Kader der Serben, die mit Dusan Vlahovic (Juventus) und Aleksandar Mitrovic (Al-Hilal) gleich zwei brandgefährliche Neuner in ihren Reihen haben. Auch bei den Niederländern ist die Auswahl im Sturmzentrum größer. Mit Wout Weghorst, Brian Brobbey und Joshua Zirkzee verfügen unsere Nachbarn ebenfalls über mehrere Optionen im Sturmzentrum. Nach England oder Frankreich möchte man am besten gar nicht erst schauen.

Dass Kai Havertz ein herausragender Fußballer ist, steht außer Frage, aber er ist für mich kein klarer Zielspieler im Angriff. Mit Niclas Füllkrug steht derzeit nur ein Spieler mit diesem speziellen Profil im EM-Kader. Neben ihm und Kleindienst ist für mich nur noch Augsburgs Philip Tietz ein Stürmer mit ähnlichem Profil, der potenziell auf diesem Niveau mitspielen kann. Wo das Tor steht wissen alle von ihnen.

Die Chance für Tim Kleindienst? Kleindienst hatte ich schon im Vorfeld der Europameisterschaft als einen der möglichen Überraschungskandidaten auf dem Zettel, aber leider wurde das Thema Kleindienst DFB-intern anscheinend nie wirklich und ernsthaft aufgegriffen. Schade! Denn die Zahlen des Neu-Gladbachers sprechen durchaus für sich.

Beeindruckende Werte 2023/24

Tim Kleindienst war in der abgelaufenen Bundesligasaison im Sturmzentrum des Aufsteigers 1. FC Heidenheim gesetzt und enttäuschte nicht. Bereits in der Zeit vor dem Aufstieg ins deutsche Oberhaus beeindruckte Kleindienst mit beeindruckenden Zahlen in der 2. Bundesliga. In 140 Zweitligaspielen war der 28-jährige Mittelstürmer an 85 Treffern direkt beteiligt (67 Tore, 18 Vorlagen). Doch wer geglaubt hatte, Kleindienst könne diese Quote eine Liga höher nicht halten, sah sich in der Saison 2023/24 getäuscht. Beim Aufsteiger traf Kleindienst in 33 Einsätzen zwölfmal ins Schwarze und war an fünf weiteren Toren beteiligt - damit war er an gut einem Drittel der Heidenheimer Treffer direkt involviert.

Doch Kleindiensts beeindruckende Zahlen beschränken sich keineswegs nur auf die Tore, an denen er beteiligt war - der 1,94 Meter große Stürmer weiß auf vielen Ebenen zu überzeugen. Erstaunlich, dass er mit seinen Leistungen für die EM 2024 nicht stärker in den Fokus gerückt ist und gefühlt noch immer unter dem Radar fliegt.

Kleindienst schoss in der vergangenen Saison insgesamt 81 Mal auf das gegnerische Tor und gehört damit zu den Top 7 der Bundesligaspieler. Zwar weit hinter Harry Kane, Lois Openda oder Deniz Undav, aber Kleindienst schoss auch 26 Mal öfter als beispielsweise Niclas Füllkrug auf das gegnerische Gehäuse. Bemerkenswert ist, dass Heidenheim in dieser Statistik bei den Bundesliga-Vereinen das Schlusslicht bildet. Nur 393 Mal schoss ein Heidenheimer insgesamt auf das gegnerische Tor.

Beeindruckend ist auch die Schnelligkeit von Kleindienst. Seine Statur lässt es nicht vermuten, aber der neue Gladbacher Mittelstürmer verfügt über einen ordentlichen Speed. Sein Spitzenwert in der vergangenen Saison lag bei 33,84 km/h. Damit war Kleindienst beispielsweise schneller als die Dortmunder Nico Schlotterbeck (33,44) und Youssoufa Moukoko (33,42) und lag nur knapp hinter Jadon Sancho (Top-Speed 33,88 km/h). Selbst der für seine Schnelligkeit bekannte Ex-Leipziger Timo Werner kommt in der Saison 2023/24 "nur" auf 33,39 km/h. Im Vergleich dazu Benjamin Sesko (RB Leipzig) mit einer Endgeschwindigkeit von 35,47 und Harry Kane (Bayern München) 32,68 km/h. Neu-Teamkollege Tomas Cvancara liegt bei 34,43 km/h.

Bei der Passquote kann Kleindienst auf den ersten Blick noch nicht überzeugen, liegt aber mit 62,07 % angekommener Pässe immer noch in den Top 100 der Bundesligaspieler. Für einen Mittelstürmer, der unter permanentem Gegnerdruck steht und oft das letzte Glied in der Passroute ist, ist dies immer noch ein beeindruckender Wert für einen Stürmer eines Bundesliga-Neulings. Zum Vergleich: Niclas Füllkrug liegt in dieser Statistik mit 70,84% vor Tim Kleindienst. Serhou Guirassy kam beim VfB Stuttgart sogar auf über 80%.

Doch nicht nur in der Offensive kann Kleindienst überzeugen. Auch defensiv fügt sich der Mittelstürmer hervorragend ein und zeigt große Qualitäten in der Arbeit gegen den Ball. Mit 384 gewonnenen Zweikämpfen liegt Tim Kleindienst in dieser Statistik unter den Top 3 aller Bundesligaspieler! Und das als Stürmer. Ein durchaus wichtiger Faktor, wenn man bedenkt, dass das Spiel der deutschen Nationalmannschaft oft auch auf Gegenpressing, Balleroberung und schnelles Umschalten ausgelegt ist. Eine Komponente, die Kleindienst vermutlich noch weiter verbessern würde.

Auch im Kopfballspiel ist Kleindienst eine echte Waffe. Insgesamt 187 gewonnene Kopfballduelle katapultierten ihn in dieser Statistik auf Platz eins der Bundesliga mit großem Abstand zu seinen Stürmerkollegen im deutschen Oberhaus. Gegen tief stehende oder defensiv gut organisierte Gegner wie zuletzt gegen die Schweiz ist das ein entscheidender Faktor, wie auch der 1:1-Ausgleich von Niclas Füllkrug bewies. Im Vergleich dazu gewann Füllkrug "nur" 98 Kopfballduelle.

Kleindienst gilt zudem als unangenehmer Gegenspieler, der auch in schmutzigen Spielen den Unterschied ausmachen kann. Der ehemalige deutsche U20-Nationalspieler führt auch die Statistik der Fouls am Gegner mit großem Abstand an. Seine 89 Fouls am Gegner sind 31 mehr als der Zweitplatzierte. Kleindienst geht auch dorthin, wo es weh tut. Dass er dies aber nicht in böser Absicht tut, zeigen die lediglich 6 gelben Karten 2023/24.

Dass der Mittelstürmer ein wahres Arbeitstier ist, belegen auch die Werte seiner Läufe. Mit 326,3 Kilometern lief Kleindienst die fünftmeisten Kilometer aller Bundesligaspieler und war sich für keinen Weg zu schade. Offensiv wie bereits erwähnt auch defensiv.

Dass Kleindienst diese vielen Kilometer nicht gelaufen ist, zeigt sich auch daran, dass er in zwei weiteren Statistiken an der Spitze aller Bundesligaspieler steht. Bei den Sprints (1056) und den intensiven Läufen (2863) liegt Kleindienst ebenfalls mit großem Abstand an der Spitze dieser Statistiktabellen. Zum Vergleich: Jeremie Frimpong von Meister Bayer 04 Leverkusen. Er sprintete insgesamt 50 Mal weniger als der neue Gladbacher Knipser und das als Flügelspieler mit nur zwei Einsätzen weniger als Kleindienst.

Die wichtigsten Statistiken im Überblick:

*Platzierung unter allen Bundesligaspielern der Saison 2023/24

Zulieferer mit Qualität im Kader der Fohlen

Das Spiel von Borussia Mönchengladbach wird Tim Kleindienst meiner Meinung nach wie auf den Leib geschneidert sein. Die Fohlen, die zuletzt eher schwierige Jahre des Umbruchs hinter sich haben, müssen auch in der kommenden Saison um jeden Punkt kämpfen und können sich nicht darauf beschränken, schönen Fußball zu zelebrieren. Jeder Einzelne muss arbeiten und sich offensiv wie defensiv für die Mannschaft aufopfern. Gerade in dieser Hinsicht werden die Gladbacher mit Arbeitstier Kleindienst einen großen Schritt nach vorne machen und schon in der ersten Abwehrreihe giftig gegen den Ball sein. Garantiert Kleindienst auch hier hohe Ballgewinne, kann Gladbach das Tempo über die Flügel zum Umschaltspiel nutzen und brandgefährliche Konter fahren - bei denen der flinke Kleindienst dann mit seiner ganzen Wucht im Sechzehner die sich ergebenden Torchancen einnetzen kann.

Zudem hat Kleindienst neben dem Konterspiel auch in Ballbesitzphasen der Gladbacher Flankengeber, die ihn und seine Kopfballstärke füttern können. Mit Luca Netz, Joe Scally, Robin Hack und vor allem Franck Honorat stehen gleich mehrere Flügelspieler im Kader der Borussia, die gerne den Flankenball in den gegnerischen Sechzehner suchen. Der Franzose Honorat schlug mit 99 Hereingaben die zweitmeisten Flanken aller Bundesligaspieler. Nur Leipzigs David Raum übertrifft ihn in dieser Statistik. Der deutsche Nationalspieler schlug sogar 42 Flanken mehr als Honorat und dürfte damit auch der ideale Vorbereiter für Kleindienst sein, sollte sich Julian Nagelsmann für eine Nominierung Kleindiensts entscheiden.

Die Arbeitermentalität des neuen Stürmers kommt den Gladbachern aber auch bei den zweiten und dritten Bällen im Strafraum zugute. Die Borussia wird sich in vielen Duellen auf Augenhöhe oder knapp darunter bzw. darüber befinden, in denen gerade diese engen Strafraumszenen gegen Ende des Spiels den Unterschied ausmachen können. Mit seiner körperlichen Präsenz, seinem Torriecher und der Tatsache, dass er auch dorthin geht, wo es weh tut, dürfte Kleindienst ein Baustein mit neuer Qualität im Spiel der Fohlen sein und für den einen oder anderen Punktgewinn sorgen.

Öffentliche Wahrnehmung steigert auch Standing von Kleindienst

Mit seinem neuen Arbeitgeber Borussia Mönchengladbach steigt auch die öffentliche Wahrnehmung und Aufmerksamkeit des Stürmers um ein Vielfaches. Die Borussia gehört zu den absoluten Traditionsvereinen in Deutschland, ist seit Jahrzehnten im deutschen Spitzenfußball zu Hause und verfügt über eine weitaus größere Strahlkraft und Fanbase als der letztjährige Aufsteiger 1. FC Heidenheim. Besonders auch international. Sollte Kleindienst bei den Fohlen ähnliche Werte liefern wie in Heidenheim, wird man auch beim DFB nicht umhin kommen, ihm eine Chance mit dem Adler auf der Brust zu geben. Diese Art Stürmer wird sicherlich nicht nur Gladbach gut zu gesicht stehen, sondern bietet auch dem deutschen Fußball in Form der Nationalmannschaft eine neue Facette.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf 90min.de als Warum Tim Kleindienst in Gladbach Nationalspieler wird - Ein Kommentar veröffentlicht.

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