Doctolib-Deutschlandchef: "Es werden immer noch 144 Millionen Arztbriefe verschickt"
Eine immer größere Zahl von Patienten bucht Arztbesuche inzwischen über die Software des französischen Unternehmens Doctolib. Deutschlandchef Nikolay Kolev erklärt, was mit den Daten passiert und warum es immer noch Arztbriefe gibt.
Doctolib will den Ärzten nicht nur die Arbeit der Terminvergabe erleichtern, sondern unter anderem auch die Kommunikation mit den Patienten und den sicheren Versand von Dokumenten.
Nikolay Kolev: Vielleicht ein paar Zahlen dazu: Das Gesundheitssystem macht in Deutschland etwa 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Das ist fast mehr als in jedem anderen Land der Welt. Gleichzeitig fehlen uns in den kommenden Jahren 1,8 Millionen Gesundheitsfachkräfte. Wir investieren also hohe Beträge, aber Behandlerinnen und Behandler sind völlig überlastet.
Warum sollte sich das durch eine App ändern lassen? Was Sie anbieten, ist eine effizientere Terminvergabe. Aber das ändert ja nichts daran, dass es an manchen Orten zu wenig Ärzte gibt.
Ein Stück weit können wir da schon etwas dran ändern. In den Praxen und Krankenhäusern entfällt ein übergroßer Anteil an Zeit auf administrative Prozesse. Da geht es nicht nur um Termine, sondern auch um die Kommunikation mit den Patienten, den sicheren Versand von Dokumenten und den Umgang mit Nachrichten. Es werden immer noch 144 Millionen Arztbriefe verschickt. Daran kann man etwas ändern.
Für uns ist die Datenschutz-Grundverordnung in Europa ein klarer Rahmen, dadurch wurde ja im Grunde ein Goldstandard definiert. Die Standards von Doctolib haben zig ISO-Zertifizierungen durchlaufen. Die Daten liegen in Deutschland, es liegen Verschlüsselungen vor. Es ist klar, dass Vertrauen entscheidend dafür ist, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen Einzug hält.
Praxen zählen mehr Ärzte - die weniger arbeiten
Das ist eine gute Frage, und es ist oft auch eine Sorge kleinerer Praxen. Wir haben natürlich Prozesse und auch Leute, die sich diesem Thema ausschließlich widmen. Es geht um eine Kombination aus Expertise und enger Kooperation mit den Behörden.
Ich glaube, dass wir eine faktenbasierte Diskussion darüber brauchen, wie und von wem Daten verwendet werden. Es heißt auf der ganzen Welt, dass Daten der größte Schatz sind. Und wir wären schlecht beraten, wenn wir uns nicht an vorderster Front positionieren, natürlich gestützt auf europäische ethische Anforderungen.
Die ist immer wichtig, vor allem, wenn es um Gesundheit geht. Genauso geht es aber auch darum, Transparenz und Vertrauen zu schaffen. Das fehlt mir im Moment.
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