Wefox zieht sich aus Deutschland zurück: Mark Hartigan bleibt CEO
Die außerordentliche Generalversammlung beendete vorerst den Machtkampf um das Start-up: CEO Mark Hartigan darf in den Verwaltungsrat, und bleibt zumindest vorerst Chef. Deutschland wird aufgegeben, die Tech-Zentren dichtgemacht.
Wefox zieht sich aus Deutschland zurück: Mark Hartigan bleibt CEO
Der Showdown um die Macht beim Versicherungs-Start-up Wefox ist erstmal vorüber. Auf der außerordentlichen Generalversammlung der Wefox Holding wurden alle bisherigen Verwaltungsratsmitglieder, die sich zur Wiederwahl gestellt haben, "mit großer Mehrheit bestätigt", wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Das heißt: Auch Mark Hartigan (61), der seit auch die operativen Geschäfte führt und kräftig aufräumt, wurde wieder in das Gremium gewählt. Seine Rolle als CEO und Nachfolger des abgetretenen Gründers Julian Teicke (37) wird er zumindest bis zum Ende des Jahres weiterführen.
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Es sieht aus wie ein Kompromiss. Teicke und dessen Mitgründer Fabian Wesemann (38) und Dario Fazlic (38) hatten zuvor versucht, eine Wiederwahl Hartigans zu verhindern. In einem offenen Brief an die Anteilseigner hatten sie versucht, Verbündete zu finden; das manager magazin hatte ausführlich darüber berichtet. Der Vorstoß war aber auch eine Rebellion gegen die anderen großen Aktionäre wie den arabischen Staatsfonds Mubadala, die den Aufräumer Hartigan installiert hatten.
Der aufgebaute Druck hat sich offenbar insofern gelohnt, dass Wefox nun frisches Kapital bekommt. Um das Unternehmen zu stabilisieren, stellen die Investoren sofort 25 Millionen Euro zur Verfügung. Damit soll die laufende Umstrukturierung unterstützt werden. Gleichzeitig sind damit wohl zunächst auch Verkaufsszenarien vom Tisch, bei denen Teicke & Co trotz ihrer Anteile, die sie nach wie vor am Unternehmen halten, womöglich leer ausgegangen wären.
Zusätzlich soll der Verkauf von Vermögenswerten Geld in die Kassen spülen. "Zusätzliche Kapitalmaßnahmen werden derzeit von den Investoren geprüft, um einen neuen strategischen und finanziellen Rahmen innerhalb einer überarbeiteten Führungsstruktur zu unterstützen", erklärte Wefox in der Mitteilung. Es werde nun an einer neuen Strategie gearbeitet, um Wefox "mittelfristig als führendes, technologieorientiertes Versicherungsvertriebsunternehmen zu positionieren".
Radikaler Rückbau
Zugleich wird der Radikal-Rückbau von Hartigan fortgesetzt. Künftig werde sich das Start-up nur noch auf Märkte konzentrieren, in denen man "über profitable Geschäfte von kritischer Größe verfügt oder auf dem besten Weg ist, diese innerhalb der nächsten 12 Monate zu erreichen". Konkret heißt das: In den Niederlanden, Österreich und der Schweiz soll das Geschäft ausgebaut werden, Italien wird massiv umstrukturiert – und in Deutschland ist ganz Schluss. Wefox werde sich "aus dem deutschen Markt zurückziehen", hieß es offiziell. Auch die Technologiezentren in Spanien und Frankreich werden geschlossen. Hartigan hatte sich von der lange propagierten Techvision seines Vorgängers ohnehin weitestmöglich distanziert.
Das Versicherungsgeschäft der Wefox Insurance AG zählt ab sofort "nicht mehr zum Kerngeschäft des Unternehmens". Ausgewählte Portfolios sollen verkauft werden, angefangen mit dem Geschäft in Polen. Auch darüber hatte das manager magazin bereits berichtet.
Auch organisatorisch wird zum Kahlschlag ausgeholt. Die Gruppenfunktionen des Unternehmens werden "deutlich reduziert", wie es hieß. Eine Reihe von Mitgliedern der Geschäftsleitung und des Senior Leadership Teams von Wefox, einschließlich des CFO Jon Wismer (52), werden das Unternehmen in den kommenden Monaten verlassen. Die Arbeit an einem neuen und schlankeren Managementteam habe bereits begonnen.
Klar ist: Vom einstigen Wefox wird nicht mehr viel übrig bleiben.