Wöber letztes Spiel als Borusse – und ein wichtiges Signal von Trainer Rangnick
Mönchengladbach. Max Wöber hat beim 3:2 im EM-Gruppenspiel Österreichs gegen die Niederlande sein letztes Spiel als Borusse absolviert. Am 1. Juli ist der Innenverteidiger wieder Spieler von Leeds United. Wie es für Wöber nach dem Gruppensieg nun weitergehen kann.
Es begann mit sechs Gladbachern, die 1972 mit der deutschen Mannschaft die Europameisterschaft in Belgien gewannen. Seitdem sind etliche Spieler bei EM-Endrunden dazugekommen. Wir zeigen alle EM-Fahrer von Borussia Mönchengladbach.
Max Wöbers Blick ging direkt zu Schiedsrichter Ivan Kruzliak. Sein Gegenspieler Wout Weghorst hatte ihm im Kopfballduell einen kleinen Stoß verpasst, der Niederländer, der gerade erst eingewechselt worden war, gewann den Zweikampf und legte für Memphis Depay auf, der zum 2:2 im EM-Gruppenspiel zwischen den Niederlanden und Österreich traf. Das Tor wurde zwar wegen eines vermeintlichen Handspiels Depay kontrolliert, das Kopfballduell zwischen Weghorst und Wöber war jedoch kein Thema für Kruzliak – Borussias Innenverteidiger musste die Szene als verlorenen Zweikampf für sich verbuchen.
Am Ende konnte aber auch Wöber jubeln, sein Teamkollege Marcel Sabitzer schoss wenige Minuten nach dem Ausgleich den 3:2-Siegtreffer – womit Österreich erstmals seit der Weltmeisterschaft 1978 wieder die Gruppenphase eines großen Turniers als Erster beendete: Ein beachtlicher Erfolg angesichts der schweren Gegner Frankreich und Niederlande. Somit trifft Österreich im Achtelfinale am kommenden Dienstag auf den Zweiten der Gruppe F, der am Mittwochabend zwischen Tschechien, der Türkei und Georgien ermittelt wird.
Am 30. Juni endet Wöbers Zeit als Borusse
Somit ist klar, dass Wöber gegen die Niederlande sein letztes Spiel als Gladbacher Borusse bestritten hat. Am 2. Juli, wenn es um den Einzug ins Viertelfinale bei der Europameisterschaft geht, wird der 26-Jährige offiziell bereits wieder Spieler von Leeds United sein. Gladbach hatte den Abwehrspieler für ein Jahr vom englischen Zweitligisten ausgeliehen, sein Arbeitspapier endet damit am 30. Juni. Und derzeit ist es nicht realistisch, dass Borussia mindestens einen hohen einstelligen Millionenbetrag aufbringt, um den Österreicher fest zu verpflichten. Noch sind Leeds‘ Forderungen sogar deutlich höher.
Wöber etablierte sich zwar schnell in Gladbach und brachte seine Qualitäten als Führungsfigur ein, doch auch er konnte nicht verhindern, dass die Zahl der Gegentore im Vergleich zur Vorsaison noch mal deutlich stieg (von 55 auf 67). Nach der unbefriedigenden Saison mit Borussia musste Wöber zunächst einen Muskelfaserriss auskurieren, wurde aber rechtzeitig für das Turnier fit. Sein EM-Start verlief dann maximal unglücklich, sein Eigentor besiegelte die 0:1-Niederlage gegen Frankreich – im zweiten Gruppenspiel (3:1 gegen Polen) saß Wöber nur auf der Bank.
Wöber: Nicht die besten Karten für das EM-Achtelfinale
Insofern war es schon etwas überraschend, dass Wöber gegen die Niederlande wieder beginnen durfte, diesmal mit Philipp Lienhart als Partner in der Innenverteidigung. Gemeinsam konnten sie Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 nicht verhindern, als ein Ballverlust im Mittelfeld die Niederländer zum Kontern einlud. Beim 2:2 hatte dann Wöber gegen Weghorst das Nachsehen. Dafür blockte der Gladbacher einen Kopfball nach einer Ecke, der wohl gefährlich auf das österreichische Tor gekommen wäre.
Trotzdem dürfte Wöber nicht die besten Aussichten auf einen Platz in der Anfangsformation im Achtelfinale haben. Denn es ist zu vermuten, dass Kevin Danso, der mit einer Gelben Karte vorbelastet war und im letzten Gruppenspiel deswegen draußen blieb, zurückkehrt in die erste Elf. Danso könnte im Lienhart verteidigen – es wäre die vierte unterschiedliche Innenverteidigung bei Österreich im vierten EM-Spiel. Anders als Deutschlands Bundestrainer Julian Nagelsmann, der in der Vorrunde stets dieselbe Formation aufs Feld schickte, scheut sich Ralf Rangnick nicht vor Änderungen.
„Das Spiel hat die Erkenntnis gebracht, dass die Breite unseres Kaders doch ein bisschen größer ist, als alle gedacht haben, inklusive mir selbst“, sagte Rangnick nach dem Sieg gegen die Niederlande. Das dürfte auch eine gute Nachricht für Wöber sein, sollte er tatsächlich im ersten K.o-Spiel nicht erste Wahl sein. Die EM war nach seinem unglücklichen Auftritt gegen Frankreich nicht zu Ende für ihn, er hat weiter seine Einsatzchancen – nur eben jetzt wieder als Spieler von Leeds United.
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