Deutsche Bahn: Streckenstreichungen im Osten – Experten suchen nach den wahren Gründen
Streckenstreichungen im Osten, als gäbe es dort nicht schon genügend Unzufriedenheit: Experten rätseln über die wahren Gründe der Bahn.
Deutsche Bahn: Streckenstreichungen im Osten – Experten suchen nach den wahren Gründen
Mit Unverständnis und Verwirrung reagieren Verkehrsexperten auf die jüngst öffentlich gewordenen Pläne der Deutschen Bahn, im kommenden Jahr eine Reihe von Fernverkehrsverbindungen einzustellen. Wie der SPIEGEL berichtete, sind von den vorgesehenen Streichungen vor allem Orte in Ostdeutschland betroffen – ein Umstand, der angesichts der in diesem Teil des Landes ohnehin weitverbreiteten Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation Kopfschütteln auslöst und eine naheliegende Frage aufwirft: Warum tut die Bahn das?
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Eine Eigenkapitalerhöhung zwinge die Infrastruktursparte der Bahn dazu, die sogenannte Schienenmaut zu erhöhen, was wiederum die Personentransportsparte DB Fernverkehr AG unter erheblichen Kostendruck setze und so Streckenstreichungen notwendig mache, heißt es. Das kann Kritiker nicht überzeugen. Zu absurd erscheint es, dass der eine Teil des Konzerns die Preise erhöht und damit einen anderen Teil desselben Konzerns in Bedrängnis bringt.
Bahnexperten sehen plausiblere Gründe für die Streckenstreichung. Möglicherweise handle es sich etwa um verdeckte Wahlkampfhilfe für die AfD. Verdächtig sei jedenfalls, dass die Pläne mitten im Landtagswahlkampf durchgestochen worden seien. Denkbar sei auch eine Unterwanderung des Bahn-Vorstands durch die Autolobby. Andere Analysten halten eine krude Strategie der Bahn AG zur Aufbesserung der Verspätungsstatistik für wahrscheinlicher: Je weniger Züge in Deutschland fahren, so das vermutete Kalkül, desto weniger Verspätungsminuten werden sich insgesamt ansammeln.
Einig sind sich die Beobachter allerdings in der Beurteilung des Zeitpunkts der geplanten Streckenstreichungen: Die Bahn AG, so der Konsens der Experten, traue sich erst dann zu kürzen, wenn GDL-Chef Claus Weselsky ganz sicher im Ruhestand ist.