Lehrerinnen und Lehrer sollten bei Orthografie und Zeichensetzung wieder strenger sein dürfen. Die Börsenschlacht um Trumps Medienreich wird immer irrer. Und vielleicht ist jetzt der richtige Moment, um ein Haus zu kaufen. Das ist die Lage am Mittwochabend.
News des Tages: Wie wichtig ist Rechtschreibung? Donald Trumps Truth Social, Immobilienkauf
1. Handel durch Abneigung
Der Börsengang seiner Social-Media-Plattform Truth Social hat Donald Trump Milliarden Dollar eingebracht. Doch nun ist die Aktie abgestürzt, berichtet meine Kollegin Ines Zöttl: »Seit dem Börsendebüt schlägt der Kurs der Trump-Media-Aktie Purzelbäume.«
Das Auf und Ab lasse auch Trumps Vermögen schwanken, das in dem Unternehmen steckt: von drei auf fünf Milliarden Dollar und wieder zurück. Trumps Pech: »Als Hauptaktionär kann er seine Anteile nicht bei Gelegenheit zu Bargeld machen«, berichtet Ines. »Es gilt eine sechsmonatige Mindesthaltefrist.« Frühestens Ende September könne Trump verkaufen.
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Eine berüchtigte Gruppe von Spekulanten allerdings lasse sich nicht abschrecken: die sogenannten Shortseller oder Leerverkäufer. »Sie halten die Aktie des Unternehmens, das außer Wutgeheul des Ex-Präsidenten wenig produziert, für weit überbewertet und spekulieren auf einen baldigen Kursverfall«, so Ines. Wahrscheinlich hoffen die US-Demokraten Ähnliches.
2. Neue deutsche RechtschrA.I.bung
Als vorletztes Bundesland schafft Schleswig-Holstein zum kommenden Schuljahr den sogenannten Fehlerquotienten im Deutschunterricht ab. Bislang erhalten Schülerinnen und Schüler nur noch die Note 2, wenn sie einen Rechtschreibfehler auf 149 Wörter machen. Ist es einer auf 99 Wörter, gibt es nur noch die Note 3. Künftig sollten sie stattdessen eine »qualitative Rückmeldung« über Schwerpunkte und die Systematik ihrer Fehler bekommen. Ein bundesweiter Trend: Rechtschreibfehler wiegen weniger schwer. Der ehemalige Lehrer und Noch-Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, fragt in der »Zeit« sogar: »Ist Rechtschreibung tatsächlich so wichtig, wenn das Schreibprogramm alles korrigiert?« (Hier mehr dazu.)
Inhalt geht vor Form, so lässt sich argumentieren. Lasst es laufen wie der Schiedsrichter im Bayern-Spiel gestern (hier mehr dazu)! Gut gemeint, gut gemacht – wo ist der Unterschied? Warum Gedichte auswendig lernen, wenn ChatGPT welche schreiben kann? Warum Latein lernen, wenn eh niemand mehr Würfel fallen lässt? Warum lernen, wie die Hauptstadt von Honduras heißt, wenn Google es weiß? Warum das Mathe-Abitur nicht tanzen lassen?
Vielleicht, weil sich auf einem stabilen Fundament besser bauen lässt. Vielleicht, weil trainierte Hirne eher zu Höchstleistungen neigen. Klar, im Kampf gegen die Klimakrise und bei der Verteidigung der Demokratie helfen Kommaregeln und Merksätze wie »333 – bei Issos Keilerei« wenig. Aber ich bezweifle, dass kreative Problemlöser:innen eher gedeihen, wenn wir formal immer weniger von ihnen erwarten.
»Die Antwort auf schwache Pisa-Leistungen in Deutsch und beim Lesen kann nicht sein, die Standards weiter abzusenken«, findet auch meine Kollegin Miriam Olbrisch. Beides gehöre zusammen: Wer viel liest, schreibt in der Regel besser; wer richtig schreiben kann, dem fällt das Lesen leichter. Zudem befürchtet Miriam, dass sich die soziale Kluft weiter vertieft, wenn Schulen weniger auf Rechtschreibung achten: »Bildungsbürger-Eltern werden ihre Kinder weiter korrigieren, selbst wenn es die Lehrerinnen und Lehrer nicht tun.«
3. Endet der Häuserkrampf?
Ein Haus kaufen? In den vergangenen Jahren verloren viele schnell die Lust – oder dachten sich: Pfff…! Zuerst kletterten die Preise Jahr für Jahr auf immer absurdere Höhen. Meist lagen die tatsächlichen Preise noch über den eh schon irren inserierten Summen auf den Kaufportalen, wie mein Kollege Henning Jauernig berichtet. Falls Sie selbst auf der Suche waren, kennen Sie das Problem vielleicht: Im Inserat sahen die 350.000 Euro für das »Schmuckstück für Handwerker« noch irgendwie machbar aus – doch am Ende steigerten sich die Kaufinteressenten auf 500.000 Euro hoch. »Die Verkäufer konnten die Bieterschlachten einfach laufen lassen«, sagt Henning.
Die Zinsen waren zwar niedrig – man konnte sich Hunderttausende Euro zu einem Prozent leihen – aber was nützte das schon, wenn die Kosten für Kaufpreis und Sanierung am Ende so hoch waren, dass man das Geld kaum je zurückzahlen konnte? Vor gut zwei Jahren wurde es noch bitterer: »Um die Inflation zu bekämpfen, hob die Europäische Zentralbank ab Mitte 2022 die Leitzinsen stark an, dadurch verteuerten sich auch Immobilienkredite enorm«, berichtet Henning. »Statt einem Prozent wurden plötzlich drei oder vier Prozent fällig.« Selbst Besserverdiener konnten sich in vielen Städten kein Haus, keine Wohnung mehr leisten. »Die Nachfrage nach Baufinanzierungen fiel auf ein Zwölfjahrestief.«
Doch das ändert sich gerade, berichtet Henning, aus mehreren Gründen: Die Kaufpreise sinken, die Verhandlungsbereitschaft der Verkäufer steigt, die Situation bei den Bauzinsen entspannt sich. »Jetzt gibt es endlich Gelegenheiten«, sagt Henning. »Doch das Zeitfenster könnte sich bald wieder schließen.«
Was heute sonst noch wichtig ist
Russisches Innenministerium schreibt SPIEGEL-Kolumnist Zygar zur Fahndung aus: Der SPIEGEL-Mitarbeiter Mikhail Zygar wird in Russland offenbar »dem Strafgesetzbuch nach« gesucht. Ihm wird vorgeworfen, sich in sozialen Netzwerken abwertend über die russische Armee geäußert zu haben.
Mehr als 70 Galeria-Filialen sollen gerettet werden: Der US-Investor NRDC und der deutsche Unternehmer Bernd Beetz planen, mehr als 70 der 92 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof fortzuführen. Die finale Entscheidung der neuen Eigner soll wohl erst Ende April fallen.
Regierungskommission plädiert für höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch: Vor einem Treffen mit dem Kanzler spricht sich die Zukunftskommission Landwirtschaft für eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch aus. Agrarminister Özdemir begrüßt den Vorschlag des Beratergremiums.
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
Wer hat Angst vor diesem Kind? Rami Halhouli ist zwölf Jahre alt, als ihn die Kugel eines israelischen Grenzpolizisten trifft. Nach seinem Tod erklären die einen den Jungen zum Märtyrer – die anderen zum Terroristen.
Gift im Mund: Auf einem Friedhof in Göttingen fanden Archäologen ein etwa 160 Jahre altes Kunstgebiss aus Kautschuk. Das Objekt war riskant für die Gesundheit. Doch die Vorgängermodelle waren für die Menschen noch belastender.
Die Blutspur der Hamburger Kokstaxis: Mansour Ismail ist wohl das, was man einen Drogenboss nennt: Der 29-Jährige soll in großem Stil Marihuana und Kokain nach Hamburg geschafft und mehrere Mordaufträge erteilt haben. Nun fahndet das LKA öffentlich nach ihm.
Was heute weniger wichtig ist
Kein Neuschnee: Schauspieler Kit Harington, 37, hat die Spekulationen um eine Fortsetzung des HBO-Serienerfolgs »Game of Thrones« beendet, in der die von ihm gespielte Figur Jon Snow im Mittelpunkt stünde. »Es gibt im Moment keine Pläne dazu«, sagte er der Nachrichtenagentur AP: »Es ist auf absehbare Zeit vom Tisch.«
Mini-Hohlspiegel
Aus der »Süddeutschen Zeitung«
»Nachdem der erste Schuh bereits 2005 gefunden wurde, entdeckten Einheimische 2022 laut Messner den zweiten Schuh am Fuß des Diamir-Gletschers.«
Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.
Cartoon des Tages
Und heute Abend?
Könnten Sie sich die alten »Bridget Jones«-Filme angucken, die lassen sich bei allen größeren Streamingplattformen leihen. Schließlich haben die Produzenten jetzt einen vierten Teil angekündigt: »Bridget Jones: Mad About The Boy« soll im Februar 2025 anlaufen. Hugh Grant und Renée Zellweger sind demnach wieder mit dabei.
Oder Sie hören auf meine Kollegin Sylvie Gühmann und lassen es. Sie sieht eigentlich gern Romcoms, aber »Bridget Jones« macht sie bis heute wütend: »Die Filme zeigen eine Welt des ›Male Gaze‹, eine Welt, in der für eine Frau alles davon abhängt, wie ein Mann sie sieht«, findet Sylvie. »Der Film verdient auch das Genre Romcom nicht, es ist eine romantische Tragödie – mit einer Hauptdarstellerin, die gegen ihren Körper kämpft anstatt gegen die Gesellschaft und ihre Vorstellungen.« (Hier mehr dazu.)
Was also stattdessen gucken? »Die Braut, die sich nicht traut« empfiehlt Sylvie: »Hier dreht sich bei der Liebe nicht alles um die andere Person, sondern auch um einen selbst.« Julia Roberts merke in dem Film, dass sie für ihre Expartner immer die Version gewesen ist, die sich die Männer von ihr gewünscht haben – und dass sie gar nicht weiß, wer sie ist. »Ein Film gegen das People Pleasing.«
Ihnen einen romantischen Abend. Herzlich
Ihr Oliver Trenkamp, Blattmacher in der Chefredaktion
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