„Was immer Seine Exzellenz zu tun gedenkt“: Ronnie O’Sullivan und sein Kniefall vor Saudi-Arabien

Die Saudis haben nun auch Snooker für sich entdeckt. Ronnie O’Sullivan hat bereits eine Botschafterrolle übernommen. Wird nun auch die WM von Sheffield in die Wüste verkauft?

„was immer seine exzellenz zu tun gedenkt“: ronnie o’sullivan und sein kniefall vor saudi-arabien

Ronnie O’Sullivan hat wieder für kontroverse Äußerungen gesorgt.

Dass Ronnie O’Sullivan Snooker auch deswegen spielt, weil er mit dem Sport gutes Geld verdienen kann, hat er schon so manches Mal betont. Vor ein paar Jahren ließ er bei den Welsh Open die Chance auf ein Maximum Break ganz bewusst aus, weil ihm die dafür ausgelobte Prämie von 10.000 Pfund nicht hoch genug war. „Das ist zu billig“, sagte er danach und erklärte, dass man einen neuen Mercedes ja auch nicht für 3000 Pfund bekommen würde.

Legendär ist auch seine Aussage zu seinem Comeback 2013, als er pünktlich zur WM nach zuvor komplett ausgelassener Saison zurückkehrte. „Tatsächlich habe ich Snooker kein bisschen vermisst, aber ich brauchte ein wenig Geld.“ Sprach es und wurde wenig später Weltmeister.

Genie und Wahnsinn – Ronnie O’Sullivan verkörpert beides wie kein Zweiter. Am Sonntag tritt er als inzwischen 48-Jähriger bei der diesjährigen WM als klarer Favorit im Achtelfinale gegen den Waliser Ryan Day an (11 Uhr/Eurosport). Trumpft er ähnlich souverän auf wie in der ersten Runde gegen Jackson Page, dürfte es ein Spaziergang ins Viertelfinale werden.

In Sheffield wird er danach weitere Fragen beantworten dürfen zu seinem jüngsten Goldcoup – anders kann man es kaum ausdrücken. Im fortgeschrittenen Sportleralter hat er einen Drei-Jahres-Vertrag mit Saudi-Arabien unterschrieben und fungiert dort künftig als Snooker-Botschafter. Er will im Land bei Turnieren antreten und auch eine Akademie gründen. „Ich liebe es, eine Basis zu für Snooker zu legen“, erzählte er gegenüber SportsBoom.com und ging sogar so weit, den Saudis jegliche Unterstützung zuzusagen: „Was auch immer Seine Exzellenz zu tun gedenkt, ich freue mich, alles mit ihm zu diskutieren.“

Saudi-Arabien und der Sport – das ist eine Beziehung, die so gut wie ausschließlich auf Geld beruht. Fußball, Golf, Tennis und nun auch Snooker. Kaum ruft das Königreich, haben die Protagonisten Dollar- oder Pfundzeichen in den Augen. Ronnie O’Sullivan ist hier nicht der Erste und er wird auch nicht der Letzte sein.

Interessant ist in diesem Zusammenhang allerdings auch die Tatsache, dass O’Sullivan zuletzt in der britischen Boulevardzeitung „The Sun“ gegen das altehrwürdige Crucibile Theatre in Sheffield als Austragungsort der Weltmeisterschaften wetterte. „Ich mag das Crucible nicht. Ich denke, es wäre eine weise Entscheidung, das Turnier Sheffield wegzunehmen.“ Überraschenderweise wäre für ihn Saudi-Arabien eine gute Alternative: „Sie haben die Ressourcen und würden es großartig machen.“

Wenn du hier durchgehst, riecht es wirklich schlimm. Kein Scherz. Alles ist so schlecht.

Hossein Vafaei über das Crucible Theatre in Sheffield

Auch im Snooker hat damit eine Wertediskussion begonnen. Wie viel zählt Tradition, wenn das ganz große Geld ins Spiel kommt? Noch gibt es einen Vertrag mit Sheffield, der bis 2027 gilt. Doch Snookerboss Barry Hearn hat bereits anklingen lassen, dass es so nicht weitergehen könne. 2000 bis 3000 Plätze für die Fans sollten es bei einer WM schon sein. Aktuell passen gerade einmal 980 Zuschauer ins Crucible Theatre. Veränderungen sind also dringend nötig.

Auch andere Spieler hätten gegen einen Wechsel des WM-Austragungsortes wenig einzuwenden. Ähnlich drastisch wie O’Sullivan drückte der Iraner Hossein Vafaei seine Abneigung gegen das Crucible nach seiner Erstrundenniederlage gegen Judd Trump aus: „Wenn du hier durchgehst, riecht es wirklich schlimm. Kein Scherz. Alles ist so schlecht. Ob ich wieder hierherkommen möchte? Die Antwort ist nein.“

Aber es gibt auch andere Meinungen zum Crucible. Ex-Weltmeister Ken Doherty erklärte gegenüber SportsBoom.com: „Ich denke nicht, dass man sich mit Geld so etwas wie eine Weltmeisterschaft kaufen können sollte“, so der Ire. In Richtung von Barry Hearn schickte er den Wunsch hinterher: „Bitte verkaufe die WM nicht!“

Ob der ihn erhört, ist allerdings fraglich. Zumindest aber denkt er noch darüber nach. Andere wie Ronnie O’Sullivan haben diese Entscheidung bereits getroffen, wenn auch zunächst einmal nur für sich selbst.

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