Fed: Zweifel an Zinswende der US-Notenbank nehmen zu

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Die Währungshüter in den USA kommen offenbar ins Grübeln, ob die Aussicht auf drei Zinssenkungen bis Ende des Jahres zu halten ist. Manche Analysten sehen ein noch gravierenderes Risiko.

In den USA wachsen die Zweifel an einer baldigen Zinswende. Philip Jefferson, Vizechef der Notenbank Fed, deutete bei einer Rede in Washington an, dass die Federal Reserve die Leitzinsen möglicherweise länger als gedacht hochhalten müsse. Mary Daly, regionale Notenbankchefin aus San Francisco, sieht „keine Dringlichkeit“ für Zinssenkungen.

Jefferson sagte laut Redeprotokoll: Es könne angemessen sein, den derzeit straffen geldpolitischen Kurs länger beizubehalten – und zwar falls die einkommende Daten signalisierten, dass die Inflation hartnäckiger als gedacht ist. Am Abend deutscher Zeit wird sich auch Fed-Chef Jerome Powell äußern.

Der nächste Zinsentscheid steht am 1. Mai an. Bislang stellen die US-Währungshüter für dieses Jahr mehrheitlich drei Zinssenkungen in Aussicht. Auch Jefferson und Daly erwarteten zuletzt drei Zinsschritte nach unten, wie Veröffentlichungen der Fed zum Zinsentscheid im März zeigen.

Seitdem nimmt jedoch auch unter Beobachtern Skepsis zu, dass die Fed die Zinswende so umsetzen kann. Denn die Inflationsrate ist im Frühjahr wieder auf 3,5 Prozent gestiegen. Zugleich läuft die Konjunktur nach wie vor hervorragend.

Deutlich wird das an den Umsätzen im Einzelhändel: Sie stiegen im März auf Monatssicht um 0,7 Prozent, weil vor allem der Online-Handel boomt. Zudem korrigierten die Statistiker die Einzelhandelsumsätze für Januar und Februar nach oben.

Die Wirtschaftsleistung in den USA hängt in stärkerem Maße als hierzulande vom privaten Konsum ab. Deswegen vermitteln diese Werte ein aussagekräftiges Bild vom sehr guten Zustand der amerikanischen Wirtschaft. Industrie, Versorger und Bergbauunternehmen weiteten ihre Produktion im März ebenfalls aus, wie Daten der Fed zeigen.

Anhaltend kräftige Lohnzuwächse von rund vier Prozent werden den Konsum absehbar weiter stützen. Sie tragen allerdings auch zu einer anhaltend hohen Inflation bei. Analysten gehen deshalb zunehmend davon aus, dass die Leitzinsen erst spät in diesem Jahr sinken können – wenn überhaupt.

„Reales Risiko“ weiterer Zinserhöhungen

Sowohl die Experten der Deutschen Bank als auch der Bank of America haben ihre Prognose für die erste Zinssenkung von Juni auf Dezember verschoben. Die Analysten der UBS aus der Schweiz erwarten jetzt zwei Zinssenkungen bis Ende 2024, die erste im September. Davor hatten sie mehr erwartet und einen früheren Beginn.

Noch gravierender: Sie sehen inzwischen ein „reales Risiko“, dass die Leitzinsen in den USA nicht etwa sinken, sondern im Gegenteil weiter steigen könnten. Ein anhaltender Wirtschaftsaufschwung und Inflationsraten über 2,5 Prozent könnten die Fed den UBS-Analysten zufolge zwingen, die Leitzinsen kommendes Jahr bis auf 6,5 Prozent anzuheben.

Derzeit liegt die Leitzinsspanne der Fed bei 5,25 bis 5,5 Prozent. Vor dem Risiko steigender Zinsen warnen auch der Star-Banker Jamie Dimon, Chef von JP Morgan Chase, und der frühere US-Finanzminister Larry Summers. An den Börsen hat die Kombination aus Zinssorgen und geopolitischen Risiken nach Irans Angriff auf Israel zu Wochenbeginn zu Kursverlusten geführt.

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