Verteidigung: So teuer wird die Bundeswehr-Präsenz im Baltikum

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Leopard-Panzer und Panzerhaubitze der Bundeswehr im Manöver in Litauen data-portal-copyright=

Angesichts der Aggressionen Russlands stärkt die Nato ihre Ostflanke. Deutschland leistet dazu einen ambitionierten Beitrag. Nun zeichnen sich erstmals die Kosten für den Einsatz ab.

Die Zeitenwende gibt es nicht umsonst. Das gilt auch für ihr „Leuchtturmprojekt“, wie Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die geplante dauerhafte Stationierung einer Bundeswehrbrigade in Litauen nannte.

Welche Kosten dafür veranschlagt werden, hat sein Haus diese Woche erstmals den Abgeordneten des Verteidigungsausschusses des Bundestags enthüllt. Demnach dürfte die Brigade Litauen mehr als zehn Milliarden Euro kosten, wie Teilnehmer der Sitzung dem Handelsblatt bestätigten. Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ darüber berichtet.

Allein sechs bis neun Milliarden Euro würden gebraucht, um benötigte Rüstungsgüter wie Panzer, Artillerie oder Gewehre anzuschaffen, sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Wenn die Brigade wie geplant 2027 einsatzbereit ist, rechnet das Ministerium mit jährlichen Betriebskosten von 800 Millionen Euro.

Beitrag zum Schutz der Nato-Ostflanke

Hinzu kommen Kosten für Auslandszuschläge oder finanzielle Anreize, die Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten und ihren Familien einen Umzug nach Litauen erleichtern sollen. Sie lassen sich noch nicht genau beziffern.

Die Brigade ist ein Beitrag Deutschlands zur Stärkung der Nato-Ostflanke im Baltikum. Deutschland übernimmt als sogenannte Rahmen- oder Leitnation schon heute besondere Verantwortung für Litauen, Kanada engagiert sich entsprechend in Lettland, Großbritannien in Estland.

Bisher hat sich aber nur Deutschland entschieden, eine Brigade dauerhaft im Baltikum zu stationieren, während Großbritannien und Kanada ihre Truppen wie bisher für regelmäßige Übungen rotieren lassen und im Bedarfsfall ins Einsatzgebiet verlegen.

Die Brigade, die in den Ortschaften Rūdninkai und Rukla nahe der beiden Großstädte Vilnius und Kaunas stationiert sein wird, soll rund 4800 Soldatinnen und Soldaten umfassen. Hinzu kommen 200 Zivilpersonen. Ein erstes 20-köpfiges Vorkommando hatte Pistorius vor rund zwei Wochen verabschiedet. Bis Jahresende wird das Aufstellungskommando den Planungen zufolge auf rund 150 Männer und Frauen anwachsen.

Die eigentliche Truppenverlegung soll dann im kommenden Jahr beginnen. Die Brigade wird sich nach Bundeswehrangaben aus drei Kampfverbänden mit rund 2000 Fahrzeugen zusammensetzen: dem Panzergrenadierbataillon 122 aus dem bayerischen Oberviechtach, dem Panzerbataillon 203 aus dem nordrhein-westfälischen Augustdorf und der multinationalen Eingreiftruppe, die sich schon heute um den Schutz des Baltikums kümmert. Hinzu kommen Unterstützungstruppen wie Aufklärer, Pioniere oder Logistiker.

Litauen baut die nötige militärische und zivile Infrastruktur auf, beispielsweise Kasernen, Übungsplätze oder Kindergärten, und übernimmt weitgehend auch die Kosten dafür. Litauens Premierministerin Ingrida Simonyte hatte kürzlich im Interview mit dem Handelsblatt betont, dass die Vorbereitungen gut liefen.

Es gebe allerdings noch gewisse Unsicherheiten, was die nötige Infrastruktur angehe. So sei beispielsweise noch nicht klar, wie viele Soldatinnen und Soldaten ihre Familien mitbrächten und wie viele Kindergärten oder Schulen folglich gebraucht würden.

Die Brigade Litauen wird Bestandteil der im Aufbau befindlichen Heeresdivision 2025 sein und auch von ihr geführt werden. Sollte der Nato-Oberkommandierende in Europa (Saceur) es für erforderlich halten, können die Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten aus Litauen auch an andere Einsatzorte verlegt werden.

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