Vermüllte Sozialwohnung: Stadt Leverkusen zahlt Hauseigentümer nichts für Renovierung

Die Straße Burgloch ist ein Relikt aus einer anderen Zeit. Abgesehen von Radfahrern, die dort auf einer Fahrt zwischen Opladen und Alkenrath entlangfahren, kommt man an der Sackgasse am Rande des Gewerbegebiets Fixheide eigentlich nicht vorbei, es sei denn, man wohnt in einer Wohnung in der 150 Meter langen Häuserzeile. Die Häuserzeile zeugt davon, als hier durchs Burgloch die einst wichtige Durchgangsstraße durch die Fixheide zwischen Opladen und Schlebusch verlief.

Die Straße Burgloch hat Geschichte, aber sie wirkt zum Teil vernachlässigt

Manche der Fassaden wirken heruntergekommen, die Situation scheint auf den ersten Blick prekär, allerdings sagt Johannes Krämer, einer der Hausbesitzer, dass dort „auch ganz normale Leute wohnen“. Krämer gehören drei gleich aussehende Mehrfamilienhäuser in der Zeile, mit beige und dunkelbrauner Fassade, von außen betrachtet, wirkt die Bausubstanz heruntergekommen.

Oft schon hatte die Stadt Leverkusen Probleme mit dem Immobilienbesitzer und Bergisch Gladbacher Landwirt Krämer, etwa, wenn er mit dem Weiterbau des abgebrannten Restaurants „Alt Schlebusch“ nicht weiterkommt. Jetzt läuft diese ewige Problembeziehung jedoch mal andersherum: Krämer hatte eine seiner Wohnungen im Burgloch an eine Frau vermietet, sagt er. Die Miete bezahlte das Jobcenter, die Frau hat Probleme, sie steht unter Betreuung, das heißt, jemand versucht, ihr bei den Dingen des täglichen Lebens zu helfen.

vermüllte sozialwohnung: stadt leverkusen zahlt hauseigentümer nichts für renovierung

So sieht Krämers vermüllte Wohnung aus. Die Mieterin ist weitergezogen Ralf Krieger

Jetzt ist sie ausgezogen und Krämer hat das Schicksal getroffen, mit dem Wohnungsvermieter gelegentlich rechnen müssen: Die Wohnung ist nicht leer, sie ist auch nicht gereinigt worden, sie ist vielmehr voller Müll und verdreckt. Alte Lebensmittel liegen herum und jede Menge Utensilien einer Katzenhalterin wie Streu. An mehreren Stellen ist die Tapete von Katzen von den Wänden gekratzt worden. Die Küche: unbeschreiblich vermüllt und womöglich nie geputzt. Altes Fett vom Braten klebt an Herd, Wand, Böden und Schränken, falls es nicht von anderem Überresten überdeckt wird.

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Johannes Krämer in der Wohnung Ralf Krieger

Laut Krämer soll die Betreuung für die Frau eine neue Wohnung gefunden haben, die auch angeblich vom Sozialamt eingerichtet worden sei, weshalb die Mieterin nicht mal ihre schmutzige Waschmaschine mitgenommen habe, die noch gut sei. Krämer: „Das verstehe ich alles nicht.“ Er sagt, die Entrümpelung, Reinigung und Renovierung koste ihn 15.000 Euro. Überprüften lassen sich solche Angaben nicht. Einige Monate sei zuletzt auch die Miete nicht überwiesen worden, sagt er, die hätte er jetzt gerne von der Betreuung oder vom Jobcenter.

Zwangsversteigerungen sind mein Hobby

Johannes Krämer

Die städtische Pressestelle klärt aber auf, dass keine städtische Stelle für den Schaden aufkommen dürfe, wenn der Mietvertrag von der Frau selbst unterschrieben sei. Und das ist so. Die Betreuung sei auf keinen Fall haftbar zu machen, darüber gebe es eine Menge Gerichtsurteile. Demnach wird Krämer wohl auf dem Schaden sitzenbleiben.

Krämer sagt, er habe die Häuser im Burgloch vor 30 Jahren bei einer Zwangsversteigerung gekauft: Er sagt: „Zwangsversteigerungen sind mein Hobby.“ Der Bergisch Gladbacher, der ursprünglich vom Hof Kursiefen bei Edelrath stammt, sagt von sich selbst, er wisse nicht genau, wieviele Wohnungen er in Leverkusen besitze. Jetzt will er aus den alten Mehrfamilienhäusern etwas machen. Krämer will seine Zeile renovieren und dämmen. Nach der Aufwertung könne aus dem alten Burgloch wieder etwas werden.

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Die Straße Burgloch Ralf Krieger

In einem der Häuser hängt noch ein Schild einer Kneipe, die hieß „Brückenschänke“. Es gab dort tatsächlich früher eine Brücke, auf der eine nach Opladen führende Straße über die Bahngleise verlief. Sie ist auf der alten topografischen Karte von 1945 verzeichnet. Das Rampenbauwerk gegenüber der Häuserzeile ist noch vorhanden, für die Burgloch-Bewohner bietet der Damm zwischen der Straße und den Gleisen einen guten Lärmschutz.

Ehemals Sitz eines Kleingartenvereins

Bis in die 1970er-Jahre gab es neben der Straße Burgloch einen Kleingartenverein. Als man 1971 die Fixheide teils als Gewerbe-, teils als Industriegebiet auswies, siedelte man die Gärtner zwischen Dhünn, Autobahn 1 und Alkenrath um. Den Namen durfte der Verein behalten. (rar)

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