Ukraine: Botschafter fordert weitere Flugabwehr

»Gemeinsamer Sieg«: Der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew bedankt sich bei Deutschland für die Lieferzusage eines weiteren Patriot-Systems. Die Bundesregierung arbeitet nach SPIEGEL-Informationen daran, andere Partner zu ähnlichen Schritten zu bewegen.

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Ukraine: Botschafter fordert weitere Flugabwehr

Der ukrainische Botschafter in Deutschland Oleksij Makejew hat der Bundesregierung dafür gedankt, dass sie eine weitere Patriot-Flugabwehreinheit an die Ukraine abgeben will. »Die Entscheidung Deutschlands, die dritte Feuereinheit Patriot an die Ukraine unverzüglich zu liefern, ist unser gemeinsamer Sieg«, sagte Makejew dem SPIEGEL. »In den vergangenen zwei Wochen habe ich zahlreiche Gespräche geführt. Die Botschaft war klar und deutlich: Die Ukraine braucht dringend mehr Flugabwehr«, so der Diplomat.

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Deutschland habe Führung gezeigt und gehe mit gutem Beispiel voran. »Es muss auch anderen Ländern zeigen, dass es an der Zeit ist, zu handeln und nicht zu zögern. Je schneller die Folgen des russischen Raketenterrors erkannt werden, desto besser können die ukrainischen Städte geschützt werden«, forderte Makejew.

Es gebe große Parallelen zwischen dem Krieg in der Ukraine und der Krise in Nahost. »So wie der Iran in der Nacht zu Sonntag Israel mit Shahed-Drohnen angegriffen hat, hat Russland zur gleichen Zeit Charkiw in der Ukraine mit der gleichen Waffe angegriffen«, sagte der Botschafter. »Es ist an der Zeit, diesen Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Bevor es zu spät ist«, mahnte er.

Berlin hofft, andere zu motivieren

Am Samstag hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius bekannt gegeben, dass Deutschland der Ukraine ein drittes Patriot-Flugabwehrsystem aus Bundeswehrbeständen abgeben wird. »Wir gehen mit unserer Unterstützung der Ukraine so weit, wie wir es mit Blick auf unsere eigene Einsatzbereitschaft vertreten können«, so der SPD-Politiker. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach darüber am selben Tag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Selenskyj habe ihn am Telefon »über die massiven russischen Luftangriffe auf die zivile Energieinfrastruktur informiert«, so Scholz auf der Plattform X.

Die Bundesregierung hofft nach SPIEGEL-Informationen, dass die Abgabe eines weiteren Systems an die Ukraine auch andere westliche Partner animiert, die Ukraine mit Flugabwehrsystemen zu unterstützen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Verteidigungsminister Pistorius wollen zu diesem Zweck in den kommenden Tagen Telefonate führen.

Hintergrund für die spontane Entscheidung war unter anderem Baerbocks Bericht vom Treffen der Nato-Außenminister Anfang April. Hinter verschlossenen Türen waren sich im Brüsseler Hauptquartier zwar alle Partner einig, dass die Ukraine dringend weitere Flugabwehrsysteme braucht. Allerdings wollte niemand Zusagen für weitere Abgaben machen.

In der Folge entstand in Berlin die Idee, dass Deutschland mit gutem Beispiel vorangeht. Zwar ist die Luftwaffe nach der Abgabe von bisher zwei der zwölf Patriot-Einheiten nur noch knapp mit dem Hightech-System bestückt. Gleichwohl rang sich die Bundesregierung am Ende durch, ein weiteres davon in die Ukraine zu schicken.

Mangelware Flugabwehr

Letzte Abstimmungen dazu liefen am Donnerstagabend beim Abschlussappell für den Mali-Einsatz der Bundeswehr, bei dem die beiden Minister die Idee noch einmal besprachen. Am Freitag dann entschied man gemeinsam mit Bundeskanzler Scholz, eine weitere Patriot-Einheit abzugeben.

Neben den bisher zwei Patriot-Einheiten hat Deutschland der ukrainischen Flugabwehr unter anderem 52 Gepard-Flakpanzer, vier Iris-T-Luftverteidigungssysteme und ein Luftverteidigungssystem Skynex überlassen.

Nach der Abgabe eines dritten Patriot-Systems hätte die Bundeswehr neun Einheiten des modernen Flugabwehrsystems in ihrem Bestand. Viele davon sind für Nato-Einsätze reserviert. Vier weitere Patriot-Systeme will das Bundesverteidigungsministerium bald bestellen.

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