Rostock: Frachter aus Russland darf Hafen verlassen

Der deutsche Zoll lässt die »Atlantic Navigator II« auslaufen. Der mit Birkensperrholz und Uran aus Russland beladene Frachter hatte Deutschland wegen eines Schadens angesteuert – und war wochenlang festgehalten worden.

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Rostock: Frachter aus Russland darf Hafen verlassen

Die aus Sankt Petersburg kommende »Atlantic Navigator II« darf den Rostocker Überseehafen verlassen. Das bestätigte der Zoll auf SPIEGEL-Anfrage. Der Frachter werde den Hafen zeitnah verlassen, sagte eine Sprecherin des zuständigen Hauptzollamtes Stralsund.

Zu den Gründen machte sie zunächst keine Angaben. Nach SPIEGEL-Informationen hängt die Entscheidung offenbar auch mit einer Einschätzung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zusammen. Die Behörde konnte eine kurzfristige Anfrage nicht beantworten.

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Der unter der Flagge der Marshall Islands fahrende, 193 Meter lange Frachter, hatte Rostock am 4. März ungeplant angefahren. Das Schiff hatte einen Schaden am Propeller, der vermutlich durch eine Eisfahrt verursacht wurde. Das Schiff kam aus Sankt Petersburg und war auf dem Weg nach Baltimore.

Der Zoll überprüfte die Waren – und erließ eine »Festhalteverfügung«. Das Schiff durfte nicht ablegen. Der Grund: An Bord befanden sich 251 Container Birkensperrholz, das EU-Sanktionen unterliegt. Wie der SPIEGEL erfuhr, sollen die Sperrholzlieferungen für mindestens vier verschiedene US-Unternehmen bestimmt gewesen sein.

Das Birkensperrholz hat laut Staatsanwaltschaft einen Wert von 1,2 Millionen Euro. Sie ermittelt gegen den 60 Jahre alten russischen Kapitän des Schiffs wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz.

Die Staatsanwaltschaft prüft im Kern, ob der Kapitän trotz des Schadens eine andere Möglichkeit gehabt hätte, als einen deutschen Hafen anzusteuern. Falls das nicht möglich war, droht ihm auch keine Strafe. Der Verteidiger des Kapitäns, Max Schwerdtfeger sagte dem SPIEGEL, dass das Schiff auslaufen dürfe, sei eine »gute Nachricht«. Er gehe davon aus, dass auch das Strafverfahren schnell eingestellt werde.

Das betroffene Schiff wird in der Flotte der ARRC-Line aufgeführt. Die kanadische Reederei hinter ARRC, das Unternehmen CISN mit Sitz in Montreal, hatte mitgeteilt: Dass die »Atlantic Navigator II« Rostock angelaufen habe, liege daran, dass der beschädigte Propeller eine »ernsthafte Gefahr für die Sicherheit des Schiffs, die Besatzung und die Fracht an Bord darstellte«.

Das Schiff hatte außer mit Birkenholz auch angereichertem Uran für US-Atomkraftwerke geladen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass zur Energieerzeugung Uran aus Russland exportiert wird. Es ist nicht von Sanktionen umfasst, auch für Brennelemente französischer Meiler kommt der Grundstoff häufig aus dem Land.

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