„Unpatriotischer, halbsozialistischer Clanverbund“ – AfD-Abgeordneter greift seine Partei an

Der Bundesvorstand will den Europa-Abgeordneten Nicolaus Fest aus der AfD werfen. Dieser greift im Skandal um Spitzenkandidat Maximilian Krah die Parteispitze scharf an. Die AfD agiere als „fünfte Kolonne Moskaus“, ihre Führung überfordere „die Ekelresistenz“.

„unpatriotischer, halbsozialistischer clanverbund“ – afd-abgeordneter greift seine partei an

AfD-Europaabgeordneter Nicolaus Fest; Bundesvorsitzende Alice Weidel picture alliance/Geisler-Fotopress; picture alliance/Geisler-Fotopress/Bernd Elmenthaler; getty/Jozef Jankola; Montage: Infografik WELT

Der AfD-Europaabgeordnete Nicolaus Fest erhebt schwere Vorwürfe gegen seine Partei. Fest veröffentlichte am Freitag ein Video, in dem er die Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla sowie den Europa-Spitzenkandidaten Maximilian Krah scharf attackiert.

Das Landesschiedsgericht der Berliner AfD hatte Fest im März aus der Partei ausgeschlossen. Derzeit läuft eine Überprüfung des Urteils durch das Bundesschiedsgericht, daher ist Fest weiterhin Mitglied.

In dem Video nennt der frühere Leiter der AfD-Delegation im Europaparlament sowie frühere Vorsitzende des Notvorstands der Berliner AfD seine Partei einen „unpatriotischen, halbsozialistischen Clanverbund“, der „als fünfte Kolonne Moskaus“ agiere. Die AfD habe unter Weidel, Chrupalla und dem Thüringer Landeschef Björn Höcke „ihr einst gutes, lebenskluges Programm verraten“ und sei mittlerweile weder freiheitlich noch patriotisch und rechtsstaatlich.

Insbesondere Chrupalla geht Fest hart an. Der Parteichef sei „erfüllt von Hass auf die Amerikaner“ und „hofiere immer wieder ausgemachte Terrorregime“, behauptet Fest. Chrupalla war im vergangenen Jahr aus allen Strömungen der AfD angegriffen worden, da er an einem Fest in der russischen Botschaft teilnahm – und zwar am 9. Mai, wenn die Nachfolgestaaten der Sowjetunion den „Tag des Sieges“ über Deutschland im Zweiten Weltkrieg begehen.

„Purer Ekel“

In Bezug auf Europa-Spitzenkandidat Krah erwähnt Fest „Suspendierungen, schwere Betrugsvorwürfe, undurchsichtige Kanzleiwechsel, jetzt die Rückgabe seiner Anwaltszulassung, dazu FBI, mögliche Geldzahlungen der Russen und Kontakte zu Spionen“. Am Dienstag war ein langjähriger und mittlerweile gekündigter Mitarbeiter Krahs festgenommen worden, der laut Ermittlungen der Bundesanwaltschaft für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet haben soll.

Die AfD sei „beherrscht von Netzwerken und Mittelmaß“ und habe eine Führung, die „selbst die Ekelresistenz hartgesottener Kämpen wie Thomas Seitz überfordert“, schließt Fest sein Statement. Der Bundestagsabgeordnete Seitz war Ende März aus der AfD ausgetreten und hatte dies unter anderem mit einem angeblichen „System Günstlingswirtschaft“ innerhalb der AfD begründet. Das vorherrschende Gefühl sei „das des puren Ekels vor meiner eigenen Partei, für die ich seit zehn Jahren den Kopf hinhalte“, sagte Seitz damals in einem Video.

Das Parteiausschlussverfahren gegen Fest war vom Bundesvorstand angestrengt worden und wurde mit nicht gezahlten Mandatsträgerbeiträgen begründet. In dem Video von Freitag sagt Fest, dass er nur in der AfD bleibe, um den Ausgang des Ausschlussverfahrens abzuwarten.

Bis Ende 2014 war Fest als Journalist bei der „Bild am Sonntag“ tätig, die wie WELT zum Verlag Axel Springer gehört.

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