Uli Hoeneß hat im Sport1-„Doppelpass“ zu dick aufgetragen

Kommentar

Uli Hoeneß hat im Sport1-„Doppelpass“ zu dick aufgetragen

uli hoeneß hat im sport1-„doppelpass“ zu dick aufgetragen

Wenig Erhellendes: Uli Hoeneß.

Der Ehrenpräsident des FC Bayern tritt im Sommermärchenprozess auf. Wofür wurde der später vom DFB zurückgezahlte Beckenbauer-Kredit genutzt? Uli Hoeneß weiß es nicht.

Folkloristisch kann das Erscheinen von Uli Hoeneß als prominenter Zeuge im Sommermärchenprozess im Frankfurter Landgericht als hochwertiger Beitrag betrachtet werden. Schlauer ist hinterher aber niemand. Hatte irgendjemand ernsthaft etwas anderes erwartet? Der Ober-Bayer hat im Fernsehen reichlich dick aufgetragen, als er zu wissen vorgab, dass Millionen seines Freundes Franz Beckenbauer zwar in der Wüste von Katar versandet sind, aber gewiss nicht zum Stimmenfang für die WM 2006 den verschlungenen Weg ins Emirat gefunden hätten. Wofür dann? Hoeneß sagt, er habe keine Ahnung.

Man muss das so glauben, wiewohl der lieber in juristischer Begleitung des alten CSU-Fahrensmannes Peter Gauweiler im Gericht erschienene 72-Jährige seinerzeit ziemlich Dicke sowohl mit Beckenbauer als auch mit dessen Darlehensgeber Robert Louis-Dreyfus war. Beide sind tot. Hoeneß erzählte, er sei von Louis-Dreyfus „en passant“ darüber informiert worden, dass sich Beckenbauer bei ihm zehn Millionen Schweizer Franken geliehen hätte. Warum? Weil der DFB nicht Manns genug gewesen sei, um für Geld gerade zu stehen, das die Fifa in finsteren Kanälen beansprucht hatte. Der ehemalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, auch längst tot, habe das abgelehnt.

Man sollte „MV“ dafür posthum ein Denkmal setzen.

Hoeneß sagt, er habe mit Beckenbauer „Zeit seines Lebens nie über diese Vorgänge gesprochen, die sein Leben am Ende so verdunkelt haben“. Mit Louis-Dreyfus offenbar nur oberflächlich. Hoeneß gibt sich aus Menschenkenntnis heraus sicher: „Der hätte den Kredit niemals gegeben, um Stimmen zu kaufen.“ Er will auch beim damaligen Adidas-Boss nicht nachgefragt haben, wofür der Betrag bestimmt gewesen sein könnte. „Darüber haben wir nicht gesprochen.“ Man hätte Hoeneß glatt mehr Neugier zugetraut.

Er wundert sich gleichwohl, wieso nie mehr Licht in die Angelegenheit gekommen ist. Über derart elementare Dinge müsste ein DFB-Präsident Bescheid gewusst haben, „sonst müsste man ihn sofort entlassen“.

Es gibt ein paar Menschen, die noch am Leben sind und sicher mehr wissen als Uli Hoeneß, dessen großes Thema stets der FC Bayern war und nicht der DFB. Beckenbauers einstiger Mann fürs Grobe, Fedor Radmann, bald 80, könnte für Aufklärung sorgen, wenn er nur wollte. Aber bisher hat Radmann das nicht gewollt. Er sollte dringlich als Zeuge vorgeladen werden. Wenngleich: Die Chance ist größer, dass sie alle miteinander ihre eigene Wahrheit mit ins Grab nehmen, als dass in Frankfurt das Geheimnis des Sommermärchenskandals gelüftet wird.

Louis-Dreyfus übrigens gewährte Jahre später auch Uli Hoeneß einen Kredit. Der zahlte fünf Millionen Euro termingerecht zurück. Der Deal sei „unbürokratisch“ verlaufen.

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