Türkischer Außenminister empfängt Hamas-Chef Hanija in Ankara

Die türkische Regierung versucht offenbar, eine vermittelnde Rolle im Gaza-Konflikt einzunehmen. Außenminister Hakan Fidan beriet mit Hamas-Chef Ismail Hanija über Möglichkeiten für einen Waffenstillstand.

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Türkischer Außenminister empfängt Hamas-Chef Hanija in Ankara

Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat am Samstag den Chef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, in Ankara empfangen. Fidan und Hanija hätten darüber gesprochen, dass in Gaza schnellstmöglich ein Waffenstillstand erreicht werden müsse, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf diplomatische Quellen am Samstagabend. Es sei zudem um die Geiseln in der Hand der Hamas, eine mögliche Aufstockung humanitärer Hilfe sowie um eine Zwei-Staaten-Lösung gegangen, hieß es.

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Hanija ist der Vorsitzende des Hamas-Politbüros und lebt in Katar. Der letzte offizielle Kontakt zwischen den beiden Politikern war ein Telefonat am 16. Oktober – unmittelbar nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Beginn des daraus folgenden Krieges. Terroristen der Hamas hatten dabei rund 1200 Menschen getötet und etwa 250 Geiseln entführt. Israel reagierte mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen, denen nach palästinensischen Angaben, die nicht unabhängig überprüft werden können, bisher angeblich 24.900 Menschen zum Opfer fielen.

Nach israelischen Angaben befinden sich nach wie vor 132 Geiseln in der Gewalt der Hamas, 27 von ihnen sollen tot sein. Nach einem Austausch von 105 Geiseln gegen 240 palästinensische Häftlinge Ende November will die Hamas die verbleibenden Verschleppten erst freilassen, wenn sich Israels Militär aus Gaza zurückzieht.

Ist Erdogan neutral?

Der erste Geiseldeal war unter anderem durch die Vermittlung Katars zustande gekommen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte seit Beginn des Konflikts angeboten, zwischen der Hamas und Israel zu vermitteln. Bislang erfolgten jegliche Vermittlungsbemühungen aber über Katar und Ägypten.

Vielleicht auch, weil Erdogan nicht unbedingt als neutraler Vermittler gilt: Die Hamas gilt in Europa und den USA als Terrororganisation, in der Türkei jedoch nicht. Für Erdogan stellt die radikalislamische Palästinenserorganisation eine »Befreiungsbewegung« dar, während er Israel mehrfach als »Terrorstaat« bezeichnete.

Ismail Hanija, von März 2006 bis Juni 2007 Regierungschef der Palästinensischen Autonomiegebiete, ist seit 2017 offiziell Kopf der Hamas. Dass er sich in der Türkei aufhält, ist nicht ungewöhnlich: Das Land ist seit 2019 neben Katar einer der Orte, von wo aus er die Geschäfte der Hamas führt.

Er repräsentiert die Organisation auf der politisch-diplomatischen Ebene und gilt als vergleichsweise pragmatisch. Wie weit sein Einfluss auf den vor Ort weitgehend autonom agierenden »militärischen Flügel« der Hamas reicht, ist nicht ganz klar: Teile der politischen Ebene der Organisation waren angeblich selbst überrascht worden durch den Angriff vom 7. Oktober.

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