So viel bezahlt Deutschland für den ESC

Düsseldorf. Den Eurovision Song Contest gibt es bereits seit 1956. Seitdem hat der Wettbewerb viele Bands, Künstler, Lieder und Länder gesehen. Welches Land gewann am häufigsten, welches gar nicht und wie hat sich Deutschland seit dem Sieg von Lena geschlagen?

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Loreen ist die zweite Teilnehmerin überhaupt, die den ESC zweimal gewinnen konnte.

Wer hat am häufigsten gewonnen?

Bis 2023 war Irland noch das erfolgreichste ESC-Land, wenn man auf die Anzahl der Erstplatzierungen schaut. Sieben Mal konnte Irland gewinnen, zum ersten Mal 1970 mit der 18-jährigen Dana („All Kinds of Everything“). Zehn Jahre später, im Jahr 1980, gewann Johnny Logan („What’s Another Year?“) zum ersten Mal, mit „Hold Me Now“, verewigte sich Logan 1987 in den ESC-Geschichtsbüchern als erster Teilnehmer, der zwei Mal gewinnen konnte. Und dann kamen die Irischen 90er: Gleich drei Mal hintereinander gewann die Republik, 1992 siegte Linda Martin mit „Why Me“ (übrigens geschrieben von Johnny Logan), 1993 Niamh Kavanagh mit „In Your Eyes“ und 1994 Paul Harrington und C. McGettigan mit „Rock n Roll Kids“. Dann durften die Iren ein Jahr durchschnaufen, bis sie 1996 mit Eimear Quinns „The Voice“ ein siebtes und vorerst letztes Mal gewannen.

Nur die Schweden konnten es den Iren gleichtun. Die Skandinavier haben außerdem – wie die Iren mit Logan – eine Musikerin, die zwei Mal für ihr Land gewinnen konnte: Loreen (2012 „Euphoria“ und 2023 „Tattoo“). Zum ersten Mal gewannen die Schweden allerdings 1974 mit der weltberühmten Band Abba („Waterloo“). Zehn Jahre später, 1984, gewannen die Brüder Herrey mit „Diggi-Loo Diggy-Ley”, 1991 überzeugte Carola mit „Fångad av en stormvind“. „Take Me to Your Heaven“ von Charlotte Perelli, wurde 1999 zum Gewinnertitel gewählt, bevor Loreen 2012 und Mans Zelmerlöw 2015 mit „Heros“ eine erfolgreiche Periode für die Schweden einläuten sollten.

Wer am seltensten oder nie?

Schaut man nur auf die Zahlen, sind San Marino, Montenegro, Andorra, Georgien, Marokko und die Slowakei die erfolglosesten ESC Länder aller Zeiten, nicht einmal konnten die Länder in den Top 8 landen. Mit zehn letzten Plätzen (1964, 1965, 1974, 1995, 2005, 2008, 2015, 2016, 2022, 2023) ist Deutschland hinter Finnland und Norwegen (je elfmal) das Land, das am dritthäufigsten im Finale ganz hinten landete. 1964, 1965 und 2015 erhielten die deutschen Beiträge keinen einzigen Punkt. Trotzdem gehört Deutschland noch immer zu den erfolgreichsten ESC-Ländern, wenn man nur auf den Durchschnitt schaut.

Wer waren die erfolgreichsten deutschen Interpreten?

Lena Meyer-Landrut hat einmal gewonnen (2010) und im Jahr darauf in Düsseldorf (2011) versucht, den Titel zu verteidigen. Trotz Platz zehn ist Lena sicher eine der erfolgreichsten ESC-Teilnehmer – auch mit Blick auf ihre heutige Karriere. Natürlich sollte Nicole nicht vergessen werden, die 1982 in Harrogate zum ersten Mal für Deutschland gewann. Der Schlager „Ein bisschen Frieden“ ist bis heute ein bekannter ESC-Gewinnertitel. Besonders erfolgreich war Deutschland bereits in den 70er Jahren, das dank Katja Epstein, die 1970 und 71 beide Male Dritte wurde. 1980 konnte sie auf dem zweiten Platz landen. Und dank Mary Roos: 1972 ebenfalls Dritte, 1984 nahm sie noch einmal teil, da wurde Deutschland jedoch nur 13. Es folgte noch die Band Wind (1985 und 87 beide Male Zweiter), die Gruppe Dschingis Khan sollte sich auch einen Namen machen, Max Mutzke trat im Jahr 2004 an und wurde achter, und Michael Schulte im Jahr 2018, der vorerst letzte erfolgreiche Beitrag, der auf dem 4. Platz abschnitt.

Wie hat Deutschland seit Lenas Sieg in Oslo abgeschnitten?

Obwohl Deutschland bis heute eines der erfolgreichsten ESC-Länder ist, sieht es für das Big Five-Land aktuell sehr mau aus. Zwar konnte Lena 2011 noch gut nachlegen (Platz zehn, „Taken by a Stranger“), und auch Raabs zweiter Sprössling Roman Lob brillierte mit Platz acht („Standing Still“). Was aber dann folgte, war die reine Ernüchterung: vier letzte Plätze, drei vorletzte, einmal Null Punkte, so lautet die nüchterne Bilanz.

2013 schickte Deutschland Cascada mit „Glorious“ nach Stockholm, Platz 21. Das Trio Elaiza wurde im Jahr darauf mit „Is ist Right“ 18., die Sängerin Ann Sophie bekam die berüchtigten „Nil Points“ mit „Black Smoke“ und somit einen satten letzten Platz. Auch 2016 landete Deutschland mit Jamie-Lee und „Ghost“ auf dem letzten Rang, 2017 reichte es mit Lavinas „Perfect Life“ noch für den vorletzten Platz. Dort landeten 2019 auch die zusammengecasteten S!isters und 2021 Jendrik mit „I don’t feel Hate“. Malik Harris (2022, „Rockstars“) und zuletzt Lord of the Lost (“Blood and Glitter“) blieben auf dem letzten Platz. Nur einen Lichtblick gab es in den letzten Jahren: Michael Schulte, 2018, „You let me Walk Alone“, und ein sehr guter vierter Platz.

Warum sagte man früher Grand Prix Eurovision?

Tatsächlich wurden die Bezeichnungen Eurovision Song Contest und Grand Prix Eurovision (de la Chanson) schon immer parallel verwendet, hierzulande hatte sich bis in die 1990er-Jahre die französische Bezeichnung durchgesetzt. 2001 änderte man den Titel hierzulande in das englische Pendant. Erst ab 2004 wurde der ESC unisono als Eurovision Song Contest vermarktet. Bei der allerersten Austragung 1956 hieß der Wettbewerb übrigens noch Gran Premio Eurovisione della Canzone Europea, dann wurde er zum Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne.

Was ist der Greenroom?

Im sogenannten Greenroom verfolgen die Künstlerinnen und Künstler, die schon aufgetreten sind, die restliche Show. Dort finden auch kurze Interviews zum Verlauf mit ihnen statt. Solche Räume gibt es beispielsweise auch in Theatern, sie sollen oft grün gestrichen gewesen sein, daher der Name.

Wie wird über den Austragungsort des Finales entschieden?

Immer das Gewinnerland darf den ESC im nächsten Jahr ausrichten, über den konkreten Ort wird gemeinsam mit der EBU entschieden. Sieht sich ein Land nicht imstande, das Finale auszutragen, wird mit der EBU ein Ersatz gefunden. Auch im Falle eines australischen Siegs übernimmt eine Stadt in Europa.

Wer ist in Deutschland verantwortlich für den Vorentscheid und die Delegation?

Federführend ist der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der das Prozedere des Vorentscheids bestimmt und diesen auch ausrichtet. Entsprechend sind in der deutschen Delegation auch Mitarbeiter des NDR vertreten.

Aus wem setzt sich die Delegation zusammen?

Die deutsche Delegation besteht wie die anderer Länder auch aus Fernsehvertretern, Künstlern (einschließlich Background-Sängern und Tänzern) und Autoren des nationalen Beitrags. Delegationsleiterin ist die NDR-Redakteurin Alexandra Wolfslast.

Was kostet der ESC Deutschland?

Deutschland gehört zu den Hauptgeldgebern des Wettbewerbs, die Startgebühren betrugen im vergangenen Jahr 473.000 Euro. Dafür erhält die ARD die Übertragungsrechte für drei Shows mit rund acht Stunden Sendezeit – bestehend aus zwei Halbfinals und dem Finale. Die durchschnittlichen Produktionskosten einer Unterhaltungsshow im Hauptabendprogramm sind deutlich höher als die ESC-Gebühren, was die Ausgaben relativiert.

Was hat die Austragung des ESC 2011 Deutschland gekostet?

Die Kosten für ein Ausrichterland sind natürlich deutlich höher. Im Jahr 2011 fand der ESC in Düsseldorf statt. Dabei sollen Gesamtkosten von rund 25 Millionen Euro angefallen sein, davon 12,1 Millionen Euro reine Fernsehkosten, die hauptsächlich über die Rundfunkgebühren abgedeckt wurden. Die Stadt Düsseldorf hatte zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

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