Ukraine-Invasion Tag 719: Ein Bollwerk aus Güterzügen gegen ukrainische Angriffe?

Empörung über Trumps Nato-Drohung. Selenskyj will Flugabwehr stärken. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

ukraine-invasion tag 719: ein bollwerk aus güterzügen gegen ukrainische angriffe?

Symbolbild: Russische Rekruten gehen auf einem Bahnhof in Prudboi in der Region Wolgograd zum Zug.

Im Laufe des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Moskau schon mehrfach seine Verteidigungslinien mit Bollwerken befestigt. So wurde immer wieder von der Errichtung sogenannter Drachenzähne berichtet – auch hier in unserem Newsletter (zum Beispiel hier nachzulesen). Nun scheint es eine neue Art der Barriere zu geben.

Wie die US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) in seinem jüngsten Lagebericht schreibt, sollen die russischen Streitkräfte im besetzten Gebiet Donezk eine 30 Kilometer lange Barriere mit dem Namen „Zarenzug“ errichtet haben, der möglicherweise als Verteidigungslinie gegen künftige ukrainische Angriffe dienen könnte (Quelle hier).

Demnach zeigen Satellitenbilder aus dem Mai 2023 sowie vom 6. und 10. Februar dieses Jahres, dass die Russen in den vergangenen neun Monaten viele Waggons aneinander gereiht hätten, die sich von Oleniwka nach Wolnowacha erstrecken. Eine ukrainische Quelle habe berichtet, dass es sich um eine Barriere von mehr als 2100 Güterwaggons handele.

Die Barriere befindet sich laut dem Bericht rund sechs Kilometer von der Frontlinie von Nowomychajliwka entfernt. Dies sei ein Bereich der Front, in dem das Kriegsgeschehen zu Beginn des Baus relativ inaktiv gewesen sei, so das ISW. Zuletzt hätten die Russen in der Region geringe Gebietsgewinne erzielt. Ob die Güterwaggons aber tatsächlich als Bollwerk genutzt werden sollen oder einem anderen Zweck dienen, das konnte die US-Denkfabrik bislang nicht herausfinden.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Deutsche Außenpolitiker haben entsetzt auf die jüngsten Äußerungen Donald Trumps reagiert, er werde im Falle seiner Wahl zum US-Präsidenten säumige Nato-Partner nicht beschützen. Die Äußerungen bewiesen erneut, wie unberechenbar, skrupellos und unzuverlässig Trump sei, sagte etwa der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Michael Link (FDP), dem Tagesspiegel. Mehr hier.
  • Nach einem russischen Drohnenangriff ist ukrainischen Angaben zufolge die Stromversorgung in Pawlohrad und um die südukrainische Stadt herum unterbrochen. Betroffen seien fast 29.000 Haushalte, teilte Serhij Lysak, Verwaltungschef des Gebietes Dnipropetrowsk, mit. Mehr hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, die Drohnenabwehr in weiteren Regionen des Landes zu stärken. „Wir arbeiten daran, die Effektivität unserer mobilen Einsatzteams zu verstärken“, sagte Selenskyj bei seiner abendlichen Videoansprache. Mehr hier.
  • Der Ukraine-Krieg führt nach Einschätzung der Polizei zu verstärkter Kriminalität russischer und ukrainischer Banden auch in Deutschland und Berlin. Zu erwarten sei weiterhin „ein zunehmender Strom entsprechender krimineller Akteure in den EU-Raum“, schreibt das Berliner Landeskriminalamt in seinem Lagebild zur organisierten Kriminalität. Mehr hier.
  • Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt ist zu einem mehrtägigen Besuch in der Ukraine eingetroffen. „Ich werde hier im Land unterwegs sein und in Kiew, und für mich ist ganz klar: Die Stimmung im Land ist nicht mehr gut“, sagte die Grünen-Politikerin in Kiew. Mehr im Newsblog.
  • Russland ist norwegischen Geheimdienstinformationen zufolge dabei, in der Ukraine etwa dank eines größeren Truppenreservoirs militärisch die Oberhand zu gewinnen. Kiew werde „substanzielle“ westliche Militärhilfe benötigen, um auf eine Umkehrung der Situation hoffen zu können, sagte der Chef des militärischen Nachrichtendienstes, Nils Andreas Stensönes, am Montag.
  • Die ukrainische Regierung hat am Montag empört auf eine Protestaktion polnischer Bauern an der Grenze zwischen beiden Ländern reagiert. Die Landwirte hatten am Sonntag mehrere Lkw gestoppt und die Ladung auf die Straße geschüttet, wie in Onlinemedien zu sehen war. 
  • Die russische Armee greift nach eigenen Aussagen für ihre Kommunikation nicht auf Starlink zurück. Das Satelliten-Kommunikationsnetzwerk des US-Milliardärs Elon Musk sei weder zertifiziert noch werde es unterstützt. Die Ukraine hatte am Sonntag mitgeteilt, russische Truppen nutzten Terminals des Internetdienstes in besetzten ukrainischen Gebieten. 
  • Lettlands Sicherheitsbehörden haben eine Untersuchung gegen die EU-Abgeordnete Tatjana Zdanoka eingeleitet. Wegen möglicher Kontakte zum russischen Geheimdienst FSB lud sie die Sicherheitspolizei nach einem Bericht des lettischen Fernsehens vergangene Woche vor. 
  • Die ukrainischen Luftabwehrsysteme haben nach Militärangaben in der Nacht 14 von 17 russischen Drohnen sowie einen Marschflugkörper vom Typ Kh-59 zerstört. Außerdem habe Russland Raketen aus S-300-Langstrecken-Boden-Luft-Raketensystemen auf die Ukraine abgefeuert, berichtete die ukrainische Luftwaffe über die Nachrichten-App Telegram.
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