Tesla Quartalszahlen mit Elon Musk: Mysteriöse Versprechen zu Billigautos treiben Aktie

Der Elektroautobauer hat das schlechteste Quartal seit Langem hinter sich. Umsatz und Gewinn brachen ein. Doch CEO Elon Musk tut alles, um die Story zu retten: mit wolkigen Visionen zu neuen Modellen und seiner Robotaxiflotte.

tesla quartalszahlen mit elon musk: mysteriöse versprechen zu billigautos treiben aktie

Elon Musk (52) hat mal wieder alles gegeben, um die Tesla-Story zu retten. Obwohl er mit dem Elektroautobauer ein desaströses erstes Quartal hinter sich hat, das schlimmste seit langer Zeit, entwarf er allerlei wolkige Visionen, um die nervösen Investoren erst einmal zu beruhigen.

Tesla werde die Markteinführung „günstigerer Modelle“ vorziehen, erklärte Musk im Analysten-Call in der Nacht zu Mittwoch – ohne allerdings allzu viele Details zu verraten. Tesla solle „als KI-Robotik-Firma gesehen“ werden statt als Autobauer. Und natürlich hält der Multimilliardär an seiner Vision einer selbst fahrenden Robotaxiflotte fest: Die werde „wie eine Kombination aus Airbnb und Uber“ sein.

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Die mysteriösen Ankündigungen verfingen.

Dieses schlimme erste Quartal, hatte selbst der teslabegeisterte Wedbush-Analyst Dan Ives im Vorfeld gewarnt, könne „der Wendepunkt für die Tesla-Story“ werden, wenn Musk den Trend nicht durchbreche. Um 40 Prozent war der Börsenkurs seit Jahresbeginn eingebrochen, rund 380 Milliarden Dollar Börsenwert waren vernichtet worden. Nach Teslas weitgehend vagen Ankündigungen aber kletterte der Kurs im nachbörslichen Handel um bis zu 12 Prozent. Auch Ives zeigte sich zufrieden: „Tesla brauchte einen Erwachsenen im Raum und Musk war bei dem Call der Erwachsene im Raum“, sagte er. Die Ankündigungen seien „Musik in den Ohren der Anleger“.

Dabei waren die nackten Zahlen sogar noch schlechter als ohnehin schon erwartet: Tesla meldete einen Umsatzeinbruch auf 21,3 Milliarden Dollar für das erste Quartal – minus 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das operative Ergebnis stürzte gar um 56 Prozent von 2,6 auf 1,2 Milliarden Dollar. Der Free Cashflow war mit minus 2,5 Milliarden Dollar negativ. Und die operative Marge sank auf magere 5,5 Prozent – deutlich unter das Niveau deutscher Autobauer.

Der Rückgang hatte sich angedeutet. Tesla hatte im ersten Quartal mit rund 387.000 Fahrzeugen deutlich weniger ausgeliefert als erwartet. Es waren 8,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum – und ein Einbruch von 20 Prozent im Vergleich zum letzten Vierteljahr 2023. Tesla verweist unter anderem auf den generellen Nachfragerückgang nach Elektroautos, aber auch auf die Produktionsausfälle im Werk Grünheide bei Berlin, nachdem dort ein Anschlag auf die Stromversorgung verübt worden war. Mit massiven Rabatten hatte Tesla zuletzt versucht, den Absatz anzukurbeln. Und kostenseitig hatte Musk erst vor wenigen Tagen das größte Entlassungsprogramm der Tesla-Geschichte angekündigt: Rund 14.000 Stellen sollen gestrichen werden, 400 davon auch in Grünheide.

Billig-Teslas sollen ab 2025 kommen

Der Grund für die Erleichterung der Aktionäre: Die ersehnten neuen Modelle sollen früher kommen als geplant. „Wir werden unsere Entwicklung beschleunigen, sodass neue Modelle bereits in der zweiten Jahreshälfte 2025 produziert werden können“, teilte Tesla zunächst in einem Brief an die Investoren mit. Musk aber stellte im Call ein wesentlich strafferen Zeitplan in Aussicht: Bis Anfang 2025, vielleicht sogar Ende 2024, soll es soweit sein.

Das Unternehmen befinde sich „zwischen zwei größeren Wachstumswellen“, so die Botschaft. Die erste Welle sei mit den Modellen Y und Model 3 gestartet. Die zweite Welle werde nun durch die neuen, günstigere Modelle kommen. Das Vorziehen werde zwar voraussichtlich dazu führen, dass die geplanten Kosteneinsparungen am Ende geringer ausfallen als zunächst kalkuliert. Aber die Entscheidung werde dazu führen, dass die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge wieder steigen dürfte.

Was genau sich hinter den mysteriösen neuen Modellen verbirgt, erklärte Musk auch auf Nachfragen allerdings nicht. Vor Jahren schon hatte er einen Billig-Tesla für 25.000 Dollar angekündigt. Doch zuletzt hatte es Berichte gegeben, dass dieses sogenannte „Model 2“ intern nur noch halbherzig verfolgt werde.

Die angekündigten neuen Modelle – es handelt sich offenbar um mehrere – sind anscheinend auch nicht so radikal neu, wie lange erhofft. Sie sollen auf „Aspekten“ der aktuellen Plattformen aufsetzen und zusätzlich eine Plattform der nächsten Generation nutzen. Sie sollen auch auf den bestehenden Produktionslinien gefertigt werden. Teslas Technikchef Lars Moravy sagte, das Unternehmen wolle das Risiko vermeiden, in ein „revolutionäres“ Herstellungsverfahren zu investieren.

Musk lehnte es ab, die Frage eines Analysten zu beantworten, ob es sich bei den neuen Fahrzeugen um komplett neue Modelle oder um Verbesserungen an bestehenden Fahrzeugen handeln würde. „Ich denke, wir haben alles gesagt, was wir an dieser Front tun werden“, sagte Musk. Weitere Details will Tesla erst bei einem „Roboday“ im August vorstellen.

„Es scheint klar zu sein, dass die neue Fahrzeugplattform tatsächlich vorerst auf Eis gelegt wurde“, sagte anschließend Sam Abuelsamid, Analyst bei Guidehouse Insights. „Das Fahrzeug der nächsten Generation sollte grundlegend andere Produktionsverfahren als die aktuellen Modelle verwenden. Da Tesla keine Lust hat, Milliarden für neue Produktionsanlagen auszugeben oder bestehende Fabriken umzurüsten, werden wir wohl sehen, dass Tesla weiterhin die aktuellen Produkte baut.“

Die Vision der Robotaxis

Musk widmete einen Großteil des Calls lieber den ehrgeizigen Visionen für die Diversifizierung des Tesla-Geschäfts in Richtung künstliche Intelligenz, humanoide Roboter und den Betrieb einer Flotte von Millionen autonomer Fahrzeuge – alles auf der Grundlage von Software- und Hardwareprodukten, die der Autohersteller noch nicht vollständig entwickelt hat. Tesla „sollte als Unternehmen für künstliche Intelligenz und Robotik betrachtet werden“, sagte er.

Im Kern wiederholte er eine Robotaxi-Vision, die er fast auf den Tag genau schon fünf Jahre zuvor präsentiert hatte: Eine selbstfahrende Fahrzeugflotte soll die Menschen durch die Gegend kutschieren. Einige Fahrzeuge sollen dabei im Besitz von Tesla sein und von dem Unternehmen betrieben werden, andere werden Privatpersonen gehören, aber über das Tesla-Netzwerk vermietet werden. Auch sein „Robotaxi-Netzwerk“ sollte einmal bis 2020 in Betrieb sein – ist es bis heute aber nicht.

„Klingt vielversprechend, aber Tesla wird immer mehr zu einer Show-me-Aktie, wenn man bedenkt, wie viele Verzögerungen wir bei früheren Markteinführungen erlebt haben“, sagte Jay Woods, Chief Global Strategist bei Freedom Capital Markets. „Wenn sie liefern können, dann ist das eine großartige Entwicklung.“

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