Der Umsatz sinkt, der Gewinn bricht ein, jetzt will Tesla gegensteuern: Elon Musk verspricht günstigere E-Automodelle bis Anfang 2025, bleibt aber vage. Lieber spricht der Konzernchef über Robotaxis.
Tesla: Elon Musk will billigere Modelle schneller produzieren
Elon Musk, das ist bekannt, hat normalerweise zu so ziemlich allem ziemlich viel zu sagen. Auf die Bitte aber, die Pläne für die künftigen Tesla-Modelle ein wenig ausführlicher zu beschreiben, gab er sich am Dienstagnachmittag (US-Ortszeit) kurz angebunden. Man habe dazu alles gesagt. Danke, nächste Frage.
Und so blieb auch nach der Audiokonferenz mit Investoren anlässlich der ersten Quartalszahlen dieses Jahres unklar, wie genau der Elektroautobauer Absatz und Umsatz wieder steigern will. Finanzchef Vaibhav Taneja zeigte sich aber überzeugt: »Die Zukunft sieht extrem rosig aus.«
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Die Gegenwart ist es eher nicht. Die Nachfrage sinkt, der Wettbewerb mit der Konkurrenz aus China wird schärfer, die weltweiten Krisen belasten das Geschäft und sorgen für Lieferprobleme.
Umsatz und Gewinn sinken – zum ersten Mal seit Jahren
Die Folge: Zum ersten Mal seit fast vier Jahren sinkt der Umsatz beim Marktführer. Im ersten Quartal lag er bei 21,3 Milliarden Dollar, im Vorjahresquartal waren es 23,33 Milliarden. Der Nettogewinn bis Ende März belief sich auf 1,13 Milliarden Dollar nach 2,51 Milliarden vor Jahresfrist – ein Einbruch von 55 Prozent. Für das wachstumsverwöhnte Unternehmen sind das hässliche Zahlen.
Neue Modelle sollen das Geschäft wieder zum Laufen bringen. Die hat es seit Jahren nicht gegeben, stattdessen machte Tesla lieber Schlagzeilen mit dem wenig massentauglichen Cybertruck (den gerade ein Rückruf belastet) oder dem elektrischen Sattelzug Semi. Berichte, dass Musk sein Vorhaben, ein preisgünstiges E-Auto für 25.000 US-Dollar auf den Markt zu bringen, komplett begraben habe, hatte der Tesla-Chef kürzlich aber als »Lüge« zurückgewiesen.
Musk will die Einführung neuer Modelle, darunter laut Konzern auch »erschwinglichere«, nach eigenen Worten nun sogar beschleunigen. Die ursprünglich für das zweite Halbjahr 2025 geplante Produktion solle bereits Anfang des nächsten Jahres oder gar Ende dieses Jahres starten, kündigte er an. Dazu brauche es keine neue Fabrik oder neue Produktionslinien, die vorhandene Produktion werde »viel effizienter«.
Wenig Worte zu neuen Modellen, viele zum Robotaxi
Details zu den neuen Autos gab es keine, auch nicht zum angepeilten Verkaufspreis. Die Nachfrage, ob es sich um komplett neue oder eher abgespeckte Versionen der vorhandenen Modelle handeln werde, wurde abgeblockt. Den Anlegern reichte die Ankündigung dennoch: Die Aktie stieg am Dienstag kräftig. Allerdings hatte sie seit Jahresbeginn auch 40 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Mit gut 450 Milliarden Dollar ist Tesla damit aber immer noch neunmal mehr wert als die Autoriesen Ford und General Motors. Und Musk immer noch einer der reichsten Männer der Welt.
Mehr Worte fand der Techmilliardär in der Audiokonferenz für die bereits angekündigte Einführung eines autonom fahrenden Robotaxis. Am 8. August soll es soweit sein. Die Flotte werde dereinst wie eine Mischung aus Airbnb und Uber funktionieren, so Musk. Einige Fahrzeuge würden von Tesla selbst betrieben und vermarktet. Privatpersonen wiederum könnten ihre autonomen Autos selbst nutzen oder diese aber über Teslas Netzwerk vermieten.
Die Zweifler allerdings wollen nicht verstummen, nachdem die General-Motors-Tochter Cruise wegen technischer Probleme den Betrieb ihres automatisierten Fahrdienstes einstellen musste. Und: Musk spricht schon seit Jahren davon, Robotaxis auf die Straße zu bringen, bisher wurde nichts daraus.
Nun pries der 52-Jährige das jüngste Update des »Full Self Driving«-Assistenten an und empfahl, dass jeder Investor die Fahrerassistenzsoftware ausprobieren müsse – sonst könne man das Unternehmen Tesla gar nicht verstehen. Anders als der Name glauben macht, wird ein Tesla durch die Autopilot-Software aber eben nicht zum selbstfahrenden Auto. Es muss weiterhin jemand am Steuer sitzen und jederzeit bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Den Preis für das »Full Self Driving«-System hat Tesla gerade erst deutlich gesenkt. Genauso wie auch einige Modellvarianten noch einmal billiger wurden.
Bis der Absatz wieder anzieht, versucht Tesla die Kosten zu senken. Das Unternehmen bekräftigte am Dienstag die bereits bekannten Pläne zum Stellenabbau. Weltweit soll jeder zehnte Job wegfallen. Auch die Gigafactory in Grünheide bei Berlin bleibt nicht verschont, auch wenn die Streichung von 400 Stellen über ein »Freiwilligenprogramm« weniger schlimm ausfällt als noch vor einigen Tagen befürchtet. Da kursierten Gerüchte, es könnten 3000 der mehr als 12.000 Arbeitsplätze wegfallen. Es sei Zeit, das Unternehmen für die nächste Phase des Wachstums zu »re-organiseren«, erklärte Musk.
Seinen Teil dazu bei trägt auch Martin Viecha. Am Ende der Audiokonferenz kündigte der Investor-Relations-Chef an, das Unternehmen nach sieben Jahren zu verlassen. Nach den Topmanagern Drew Baglino und Rohan Patel ist Viecha die dritte Führungskraft, die binnen weniger Tage ihr Ausscheiden erklärt.
Während Viecha sich Zeit für einige Abschiedssätze nahm und über die Zeit bei Tesla als das »größte Privileg meines Berufslebens« schwärmte, rang sich Musk eher pflichtschuldig einen Dank ab: »Es war eine Freude, mit Dir zu arbeiten.«
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