Krise im Wohnungsbau: „Bezahlbare Wohnung bald reines Wunschdenken“

krise im wohnungsbau: „bezahlbare wohnung bald reines wunschdenken“

Zwei Drittel der Wohnungsunternehmen werden in den nächsten zwei Jahren laut Umfragen gar keine Wohnungen mehr errichten können, konstatiert der Präsident der Wohnungswirtschaft, Axel Gedaschko.

Ob wegen der hohen Zinsen oder des Fachkräftemangels: Dass deutsche Bauträger Pläne zum Wohnungsbau verwerfen, ist nicht verwunderlich.

Das Geschäftsklima rutscht allerdings seit Monaten immer weiter in den Keller und hat aktuell ein historisches Rekordtief von minus 59 Prozent erreicht. Das sei der niedrigste jemals gemessene Wert, zeigt eine neue Umfrage des Ifo-Instituts. Im Januar klagten rund 52 Prozent der Betriebe über einen Auftragsmangel, nach fast 59 Prozent im Dezember. Über 20 Prozent mussten bereits bestehende Aufträge stornieren.

„Der bezahlbare Wohnungsbau befindet sich im freien Fall“, sagt der Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Axel Gedaschko, der Berliner Zeitung. Zwei Drittel der GdW-Wohnungsunternehmen werden in den nächsten zwei Jahren laut Umfragen gar keine Wohnungen mehr bauen können, heißt es. Die Kosten seien in den vergangenen Monaten, aber eigentlich schon seit Jahren „komplett aus dem Ruder gelaufen“, und die Baugenehmigungszahlen würden Monat für Monat weiter abstürzen.

Die tiefe Krise im Wohnungsbau sei „überdeutlich“, bekräftigt Gedaschko. „Wenn die Regierung davor weiterhin die Augen verschließt und die Situation völlig verkennt, bleiben die berechtigten Hoffnungen Hunderttausender Menschen in Deutschland auf eine bezahlbare Wohnung reines Wunschdenken.“ Das führe zu sozialer Spaltung und schwäche vor bevorstehenden Wahlen auch das Vertrauen in die Demokratie, warnt der GdW-Präsident.

Die Ampel-Regierung setzte sich das Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen, davon 100.000 öffentlich geförderte, zu bauen. Im letzten Jahr wurden nach GdW-Angaben jedoch nur knapp 70 Prozent davon fertiggestellt. Die Regierung versprach daher im September 2023 Maßnahmen wie die Förderung der energieeffizienten Gebäude und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Gedaschko kritisiert, dass davon bisher „wenig bis gar nichts passierte“. Es sei auch nicht absehbar, wann ein neues Förderprogramm für bezahlbaren Wohnungsbau in Kraft trete.

Wenn das Förderprogramm richtig ausgestaltet wird, wird man für die zusätzliche Milliarde Euro etwa 35.000 neue Wohnungen errichten, schätzt der Wohnungsexperte. „Wir brauchen in Deutschland aber jedes Jahr rund 60.000 neue bezahlbare Mietwohnungen und weitere 80.000 Sozialwohnungen.“ Deshalb sei die zusätzliche Milliarde „ein guter Anfang“, reiche unterm Strich aber bei weitem nicht aus.

Sein Vorschlag: Der Bund müsse sein finanzielles Engagement für den bezahlbaren Wohnungsbau weiter deutlich nach oben schrauben. Die Länder seien ebenso am Zug und müssten daher in ihren Haushalten mehr Geld für den Wohnungsbau einplanen.

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