Tech Update mit Wefox Kampf, Temu und Solaris

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Tech Update mit Wefox Kampf, Temu und Solaris

Übertreibungen gehören zur Start-up-Welt. Gerechtfertigt werden sie damit, dass schwindelerregende Visionen nun mal unabdingbar seien, um tatsächlich Megaplayer zu bauen. Ein paar Übertreibungen und Abkürzungen inklusive: „Fake it till you make it.“ Doch was, wenn sich der Erfolg nicht einstellt? Wenn weiter geblendet wird, obwohl schon der Kern bröckelt? Dann drohen die Investoren irgendwann vor einem Scherbenhaufen zu stehen – wie bei Wefox, unserer heutigen Topstory. Kurz: Fake it till you break it.

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Das sind diese Woche unsere Topthemen:

    Exklusive Interna: So schlimm steht es um Wefox.

    Exklusiv: Solar-Start-up Enpal schreibt zum Jahresanfang Verluste.

    Exklusiv: Promis steigen bei GetYourGuide ein.

    Exklusiv: Wieso dem Fintech Solaris kaum Raum für Fehler bleibt.

Inside-Recherche: Wefox droht die Zerschlagung

Einst feierte sich Wefox mit 4,5 Milliarden Dollar Bewertung als wertvollstes Versicherungs-Start-up weltweit. Doch schon vergangenes Jahr deckten meine Kollegen Jonas Rest und Dietmar Palan Zweifel an der blendenden Story auf. Wenig später gab Gründer Julian Teicke (37) seinen CEO-Posten ab – und nun enthüllt eine neue Investigation meiner Kollegen die Hintergründe. Interne Dokumente offenbaren erstmals, wie schlecht es wirklich um das Start-up steht, wie Teicke sein Auscashen vorbereitet und welche Methoden zum Niedergang geführt haben. Es geht um äußerst fragwürdige Familienbande, um Betrugsvorwürfe – und offenbar wurde bei einer Wefox-Firma sogar ein Strohmann als Geschäftsführer eingesetzt. Nun droht die Zerschlagung.

Köpfe: Mario Kohle ++ Carsten Höltkemeyer ++ Johannes Reck ++ Andreas Wiele ++ Helen Toner

    Mario Kohle (39), Gründer von Enpal, leidet sozusagen unter Sonnenbrand. Verkündete der CEO noch im Januar, sein Solar-Start-up sei 2023 nicht nur auf rund 900 Millionen Euro Umsatz gewachsen, sondern auch „nachhaltig profitabel“, sieht es im neuen Jahr offenbar wieder anders aus. Mein Kollege Jonas Rest berichtet, das Unternehmen sei Insidern zufolge kräftig in die Verlustzone gerutscht. Warum? Erklärt er auch.

    Carsten Höltkemeyer (56), Chef des langjährigen Vorzeige-Fintechs Solaris, hat den ADAC-Deal seiner Start-up-Bank gerettet. Doch das hat einen Preis, wie meine Kollegin Katharina Slodczyk recherchiert hat: Höltkemeyer hat Kosten in die Zukunft verlagert. Trotz einer Finanzierungsrunde ist der Raum für neue Fehler gering.

    Johannes Reck (39) hat alle Börsenpläne für 2024 abgesagt und pusht seine Tourismusbuchungsseite GetYourGuide in die USA. Ungeduldige Gesellschafter können ihre Anteile trotzdem loswerden, hat mein Kollege Henning Hinze recherchiert: Andreas Wiele (61) nämlich, ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef und Partner bei Giano Capital, orchestriert einen Ablösedeal. Neu dabei sind italienische Modepromis: Diesel-Gründer Renzo Rosso (68) und Hugo-Boss-Großaktionär Gaetano Marzotto (71).

    Helen Toner (32), KI-Forscherin und Opfer der Boardrevolte bei OpenAI im November, hat sich erstmals seit ihrem Abgang aus dem Aufsichtsgremium des Milliarden-Start-ups öffentlich geäußert. Auf einer TED-Bühne warb sie für mehr Kontrolle von KI-Firmen … Sie müsste es ja wissen.

Kolumne: Wie erfolgreich ist Temu wirklich?

Rasend schneller Aufstieg – und jetzt der Absturz? Zumindest ist die gehypte Shopping-App Temu aus China wohl weit weniger erfolgreich als allgemein angenommen und deutlich kleiner, als viele denken, argumentiert unser Kolumnist Philipp Klöckner sehr fundiert. In den USA schrumpft die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer offenbar schon wieder. Die schonungslose Analyse über den vermeintlichen Amazon-und-Zalando-Schreck lesen Sie hier.

Zahl der Woche: 46,4

Für Start-up-Investoren bleiben die Aussichten auf Exits – ergo: Unternehmensverkauf oder Börsengang – mau. Im ersten Quartal 2024 ist die Zahl nochmals um 46,4 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum – und da war der Wert bereits eingekracht. Die gesamte Lage zeigt der gerade veröffentlichte „European Venture Report“ von PitchBook. Immerhin: Noch ist es früh im Jahr – und etwa niedrigere Zinsen könnten den Trend drehen.

Round-up: Google ++ Mistral ++ Microsoft ++ G42 ++ Wirecard ++ EY

    Die Entlassungen im Google-Konzern gehen weiter – ganz nach Vorschrift des CEOs Sundar Pichai (51), mehr Ressourcen für die KI-Entwicklung zu schaffen. So teilte Alphabet-Finanzchefin Ruth Porat (67) ihrer Abteilung jetzt mit, sie strukturiere um, inklusive Stellenstreichungen und Verlegungen. In „Hubs“ solle die Arbeit der Finanzer künftig zentralisiert werden, unter anderem in Bangalore, Mexiko-Stadt, Dublin, Chicago und Atlanta.

    Nach dem umstrittenen Deal mit Microsoft will das erst ein Jahr alte französische KI-Start-up Mistral weiter wachsen. Insidern zufolge plant Gründer Arthur Mensch (31) dafür jetzt in großem Stil Kapital einzusammeln – zu einer Bewertung von sagenhaften fünf Milliarden Dollar. Techkrise? Welche Techkrise?

    So geht’s auch gleich weiter mit viel Cash für KI: Microsoft-CEO Satya Nadella (56) pumpt 1,5 Milliarden US-Dollar in die arabische KI-Firma G42. Der Deal hat politisches Gewicht: G42 fährt dafür seine China-Bande zurück.

    Und dann noch was zur Causa Wirecard: Die Wirtschaftsprüfer von EY sollen teils grob fahrlässig bei ihrer Prüfung der Zahlen des abgestürzten Dax-Stars gehandelt haben – hätten aber keine kriminelle Absicht verfolgt. Damit schließt eine Untersuchung der deutschen Aufsichtsbehörde Apas. Immerhin bei EY scheint man damit zufrieden zu sein.

Studie der Woche: Forschungsinvestments

Zahlreiche US-Unternehmen haben 2023 ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung erneut deutlich stärker angehoben als Firmen in Europa und Asien. Das zeigt eine neue Untersuchung der EY-Berater (das sind die Kollegen der Wirtschaftsprüfer). Insgesamt gaben die weltweit 500 Unternehmen mit den höchsten Budgets für Forschung 990 Milliarden Euro und damit 12 Prozent mehr aus als ein Jahr zuvor. Aus Deutschland schaffte es einzig Volkswagen in die Top Ten.

Skilling me softly – per Podcast: Verdirbt Macht den Charakter?

Sie wirkt anziehend, aufregend und abstoßend: Viele Topleute haben ein gespaltenes Verhältnis zur Macht. „Ich habe das vor allem in Start-ups beobachtet, wo viele Führungskräfte Entscheidungen nicht treffen, für die sie verantwortlich sind“, sagt Personalexpertin und i-Potentials-Gründerin Constanze Buchheim im Podcast des Harvard Business managers. „Sie nehmen ihre Macht nicht an und produzieren dadurch Bugs.“ Fünf Fragen helfen Ihnen zu erkennen, wie Menschen ihre Macht ausüben. Eine davon: Sind Sie Machiavelli oder Mentorin?

Error 404 – das hat noch gefehlt: Kein Trumpf

Das besondere Geschäftsrisiko für Trumps seit Kurzem an der Börse notiertes soziales Netzwerk Truth Social ist: Donald J. Trump (77) höchstselbst. Im Dokument für die US-Börsenaufsicht SEC listet die Firma (offiziell: Trump Media & Technology Group, TMTG) auf, warum: So halte Trump sich womöglich nicht an die vereinbarte Exklusivität, seine unpolitischen Posts erst nach sechs Stunden auch auf anderen Plattformen zu teilen. Der echte DJT könnte damit $DJT (so das Börsenkürzel) schädigen. Außerdem, Zitat: „Eine Reihe von Unternehmen, die mit Präsident Donald J. Trump verbunden waren, haben Insolvenz angemeldet. Es kann keine Sicherheit geben, dass TMTG nicht auch insolvent geht.“ Optimismus klingt anders.

Das war’s mit dem „Tech Update“ für diese Woche, wir lesen uns kommenden Freitag wieder.

Fragen, Anmerkungen oder Kritik immer gern an: [email protected].

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Viele Grüße

Christina Kyriasoglou

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