Deutlich mehr Beschäftigte im öffentlichen Dienst seit 2012

Berlin . Beamtenbund, Politiker und betroffene Bürger beklagen im öffentlichen Dienst einen enormen Personalmangel, dabei ist die Stellenzahl bei Bund, Ländern und Kommunen im letzten Jahrzehnt um 14 Prozent gestiegen.

deutlich mehr beschäftigte im öffentlichen dienst seit 2012

Eine Erzieherin auf einem Ausflug mit Kita-Kindern in Bayern: Fast überall fehlt das Kita-Personal.

Die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Kommunen ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich um 14 Prozent gestiegen. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Demnach arbeiteten 2022 gut 4,8 Millionen Menschen als Beamte oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Im Jahr 2012 waren es dagegen noch rund 584.000 Beschäftigte weniger, so das IW.

„Von dem Zuwachs entfallen lediglich zwei Prozent (12.000 Beschäftigte) auf den Bund, während 44 Prozent des Zuwachses (257.000 Beschäftigte) auf die Länder und 54 Prozent (315.000 Beschäftigte) auf die Kommunen entfällt“, schreibt das arbeitgebernahe Institut in der Studie. Dabei seien Beschäftigte bei Zweckverbänden oder staatseigenen Unternehmen mit privater Rechtsform wie der Bahn nicht eingerechnet. „Nimmt man diese Gruppen hinzu, ergibt sich im gleichen Zeitraum gar ein Anstieg der Beschäftigtenzahl um 943.000 oder 16 Prozent auf 6,7 Millionen.“ Das Institut nutzte für die Berechnungen die letztverfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes.

Trotz des Stellenzuwachses werden die Beschwerden von Gewerkschaften, Politikern und betroffenen Bürgern über den Personalmangel im öffentlichen Dienst immer lauter. Der Beamtenbund etwa fordert 550.000 zusätzliche Stellen. Vor allem in Schulen und Kitas, aber auch bei der Polizei, in der Steuer- oder Bauverwaltung oder der Pflege wird eklatanter Personalmangel beklagt.

Die hohe Teilzeitquote im öffentlichen Dienst könne für den Widerspruch zwischen dem tatsächlichen Stellenaufwuchs und dem gefühlten Personalmangel keine ausreichende Erklärung sein, weil die Zunahme bei Teilzeitkräften weniger als die Hälfte des gesamten Stellenzuwachses ausmache. Auch der Bevölkerungszuwachs oder der erhöhte Verwaltungsaufwand durch neue Gesetze könne den Widerspruch nur teilweise begründen. Die beste Erklärung liefere der Blick in die einzelnen Bereiche des öffentlichen Dienstes: In Sparten wie der Verteidigung, im Verkehrswesen und Wohnungsbau seien überproportional Stellen eingespart worden. Dem stehe ein „bemerkenswerter Stellenaufbau“ in anderen Bereichen gegenüber, etwa in Schulen, Kitas und bei der Polizei.

Einen der größten prozentualen Zuwächse gab es aber in den zentralen Verwaltungen, die im Volksmund „Wasserkopf“ genannt werden. „Im Aufgabenbereich ,politische Führung und zentrale Verwaltung‘ ist auf allen Ebenen ein starker Stellenaufwuchs zu beobachten. Beim Bund stieg die Anzahl um 11.000 (32 Prozent), bei den Ländern um 28.000 (21 Prozent) und bei den Kommunen gar um 79.000 (27 Prozent)“, heißt es in der Studie. Der kräftige Personalaufbau in der zentralen Verwaltung sei „kritisch zu prüfen“, so das Institut. „Hier liegt die Vermutung nahe, dass Stellen nicht zuletzt aus politischen Gründen geschaffen worden sind.“ Das ist auch vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltsprobleme der Ampel ein wichtiger Befund. Auf Stelleneinsparungen verzichtet die Koalition bislang.

„Der Personalrückgang betrifft vor allem den Städtebau in den Kommunen, womit zumindest auch Engpässe bei der Modernisierung des Wohnungsbaus erklärt werden können“, so das IW. „Das Minus bei der Verteidigung passt zur Kritik am Zustand der Bundeswehr. Beide Entwicklungen laufen den politischen Zielen einer Beschleunigung von Bauvorhaben und Sanierungen sowie einer Stärkung der Bundeswehr zuwider.“

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