Josip Stanisic zeigt es seinen Kritikern

Leverkusen. Die Leihgabe des FC Bayern bringt Bayer Leverkusen beim 3:0 gegen den Rekordmeister in Führung und überzeugt mit makelloser Defensivarbeit. Münchens Trainer Thomas Tuchel plädiert nach der Gala für eine Regeländerung.

josip stanisic zeigt es seinen kritikern

Leverkusens Bayern-Leihgabe Josip Sanisic (r.) freut sich über den Sieg gegen den Rekordmeister, während sich Jamal Musiala abwendet. ⇥FOTO: DPA

Nachdem er den Ball zum 1:0 gegen den FC Bayern über die Linie gedrückt hatte, verzichtete Josip Stanisic auf große Gesten der Freude. Stattdessen hob er fast schon entschuldigend die Hände. Seine Teamkollegen waren in dem Moment deutlich weniger zurückhaltend und ließen den Torschützen kurz in einer Jubeltraube verschwinden. Ihnen war klar: Das war ein extrem wichtiger Treffer für die Werkself, aber vor allem für Stanisic persönlich. Im vergangenen Sommer kam der gebürtige Münchner als Leihgabe des FC Bayern nach Leverkusen. Es ist eine Entscheidung, mit der bis heute einige an der Säbener Straße hadern – und die Thomas Tuchel bereits im September als „unglücklich“ bezeichnete.

Doch es war der Trainer des Rekordmeisters, der Stanisic damals für verzichtbar hielt. Kalt erwischt wurden die Bayern dann allerdings vom Abgang von Benjamin Pavard zu Inter Mailand, dessen Verbleib in München eigentlich eingeplant war, dazu kam der anvisierte Transfer von Rechtsverteidiger Kyle Walker nicht zustande. Erst in der Winterpause konnte die Fehlplanung des Kaders korrigiert werden. Kolportierte 30 Millionen Euro blätterte der FCB für Sacha Boey hin – jenen Spieler, der gegen Bayer auf der für ihn ungewohnten linken Seite zum Einsatz kam und Stanisic bei seinem Tor komplett aus den Augen verlor.

Nicht nur wegen des Treffers waren die rund zwei Millionen Euro Leihgebühr für den 23-Jährigen gut investiert. Vor allem, aber nicht nur während des Afrika-Cups und der Abwesenheit von Edmond Tapsoba sowie Odilon Kossounou kam der kroatische Nationalspieler zum Einsatz, gegen München war es aber relativ überraschend, dass er in der Startelf stand. Dass ein Quartett Innenverteidiger die ohnehin ungewohnte Viererkette bildete, war einer der taktischen Kniffe von Trainer Xabi Alonso, die aufgingen. „Was wir Richtung eigenes Tor geleistet haben, war vielleicht das Beste, das wir diese Saison gezeigt haben“, bewertete Torwart und Kapitän Lukas Hradecky die Defensivarbeit der Werkself.

Für Stanisic hingegen war eine offensive Aktion der Höhepunkt des Abends. „Ich weiß nur, dass Rob den Ball bekommen und ihn super in die Mitte gespielt hat. Ich bin einfach reingelaufen, eigentlich war kein Plan dahinter“, erklärte der Torschütze die Szene, die zum 1:0 führte. „Ehrlich gesagt habe ich nicht erwartet, dass ich den Ball bekomme, weil so viele Spieler der Bayern vor mir waren. Als er durchgekommen ist, habe ich mir nur gedacht: Jetzt haust du ihn einfach rein.“ Genau so kam es.

Der Leverkusener auf Leihbasis fand viele lobende Worte für Bayers Auftritt beim 3:0 gegen die Bayern. „Die Marschroute war, dass wir von Anfang an aggressiv sind und den Gegner einfach nicht ins Spiel kommen lassen“, sagte er. Es sei zudem darum gegangen, ein frühes Gegentor zu vermeiden. „Das hätte uns natürlich enorm zurückgeworfen. Ich glaube, das haben wir sehr gut umgesetzt. Wir hatten auch schon Spiele, in denen wir nicht von Beginn an gleich da waren, aber jetzt war jeder sofort auf dem Platz.“

Tuchel war naturgemäß alles andere als begeistert über Bayers Leistung – und die von Stanisic. „In England gibt es eine schöne Regel, dass Spieler, die du ausleihst, nicht gegen dich spielen können“, sagte er. „Ich glaube, dass das am meisten Sinn macht. Ich habe zu oft erlebt, dass verliehene Spieler an wichtigen Aktionen gegen ihre Stammklubs beteiligt sind. In Deutschland gibt es diese Regel leider nicht und deswegen leiden wir nun darunter.“

Aber wie so oft im Leben gilt: Des einen Leid ist des anderen Freud‘.

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