Verleumdungsprozess in New York: 83 Millionen Dollar Strafe für Trump – es könnte der Anfang seines Abstiegs sein

verleumdungsprozess in new york: 83 millionen dollar strafe für trump – es könnte der anfang seines abstiegs sein

Donald Trump am Donnerstag in New York, nachdem er vor Gericht ausgesagt hatte

Donald Trump wurde zu einer Rekordstrafe von 83,3 Millionen Dollar verurteilt, weil er das Opfer seiner sexuellen Übergriffe weiterhin verleumdete. Womöglich der Beginn seines wohlverdienten Untergangs.   

Irgendwann musste es ihn einholen. Irgendwann musste seine Hetze Konsequenzen haben. Über Monate hatte Donald Trump Richter, Staatsanwälte und seine zahlreichen Opfer angegriffen und beleidigt. Über Monate hatte er von seinen zahlreichen Strafprozessen politisch noch profitiert, seine Anhänger aufgehetzt und Millionen Spenden eingetrieben. Nichts schien ihn stoppen zu können.

Jetzt der erste schwere Schlag: 83,3 Millionen Dollar Schadensersatz muss Trump zahlen, weil er das Ofer seiner sexuellen Übergriffe, die Autorin E. Jean Carroll, kontinuierlich und auf bösartige Weise diffamierte, sie als Lügnerin und Hochstaplerin bezeichnete. An einem einzigen Tag hatte er in den sozialen Medien 40 Kommentare über sie abgesetzt, sehr viel mehr als über seine politischen Gegner bei den Vorwahlen. Carroll wurde daraufhin von anderen beleidigt, diffamiert und sah sich Morddrohungen ausgesetzt.

Die Jury ist über die Forderung des Opfers hinausgegangen

83,3 Millionen Dollar (77 Millionen Euro) mögen wenig sein für einen Mann, der sich damit brüstet, zehn bis 14 Milliarden Dollar zu besitzen. Aber erstens ist das stark übertrieben – wie alles bei Donald Trump. Und zweitens hatte keiner erwartet, dass die Geschworenenjury eine solch hohe Strafe aussprechen würde. Zuletzt war Trump in dem Fall zu einer Strafe von fünf Millionen Dollar verurteilt worden, Carroll hatte jetzt 24 Millionen gefordert. Die Jury ist um ein Vielfaches darüber hinaus gegangen.

Im Kern bedeutet das: Es reicht, Mister Trump!

Der ehemalige Präsident hatte es zu einer Art Ritual gemacht, die Justiz vorzuführen. Er hielt sich noch nie an irgendwelche Normen und Gesetze und kam immer damit durch. Dreiste Lügen machte er zur Normalität des politischen Geschäfts, seinen Gegnern drohte er mit Haft und Todesstrafe, das Kapitol war ihm als Angriffsziel eines Putschversuchs gerade recht. Jedes Impeachment-Verfahren überstand er, jeden politischen Skandal überlebte er und feierte erst kürzlich noch fulminante Siege bei den Vorwahlen seiner Partei. Carrolls Anwältin brachte es auf den Punkt: “Er darf lügen. Er darf drohen. Er darf das Urteil einer Jury ignorieren…. Regeln gelten nicht für Donald Trump.”

Aber der Erfolg stieg ihm zu Kopf. Trump glaubte in der Tat, über dem Gesetz zu stehen, wie er es in seinem berüchtigten Satz aus dem Jahr 2016 dokumentierte: “Ich kann jemanden mitten auf der 5th Avenue erschießen und verliere trotzdem keine Wähler.” Die blinde Hingabe seiner MAGA-Anhänger schien ihm als Beweis zu dienen, dass er unantastbar ist, selbst vor dem unabhängigen Gericht eines Rechtsstaats.

Nur so ist auch zu verstehen, dass er sich im Gerichtssaal aufführte wie Rumpelstilzchen. Er schimpfte vor sich hin, verließ wutentbrannt den Saal, weil ein Donald Trump sich eben an keine Regeln und Gepflogenheiten hält. Danach nannte er das Urteil “absolut lächerlich”, “eine von Biden geleitete Hexenjagd gegen mich und die Republikanische Partei. DAS IST NICHT AMERIKA.”

Die hohe Strafe, zu der die sieben Männer und zwei Frauen einstimmig kamen, ist auch eine Abreibung für dieses kindische, narzisstische, respektlose Verhalten, das die Geschworenen nicht mehr tolerieren wollten.

Weitere Prozesse gegen Trump folgen

Das Urteil von New York ist nur der Anfang. Noch härter wird ihn vermutlich das Urteil in wenigen Tagen treffen. Das Gericht könnte dann seine Geschäftslizenz in New York entziehen und eine Strafe in dreistelliger Millionenhöhe wegen finanziellen Betrugs aussprechen. Gut möglich, dass sich schon bald offenbaren wird, dass der steinreiche Immobilienhai doch nicht so reich ist, wie er stets behauptet.

Und das sind nur die Verfahren vor Zivilgerichten. Vier Strafprozesse stehen noch an und mit etwas Glück könnte einer noch im Frühjahr beginnen. Ob Donald Trump tatsächlich gestärkt daraus hervorgeht, wie er stets sagt, darf bezweifelt werden. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass er mehr Zeit auf der Anklagebank des Gerichts als im Wahlkampf verbringen wird und dass er die Wähler der Mitte mit seinem absonderlichen Verhalten nur abschreckt.

Womöglich wird man zurückblicken auf diesen 26. Januar als jenen Tag, an dem seine Glückssträhne endete und der wohlverdiente Absturz begann.

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