Spionageverdacht gegen Krah-Mitarbeiter: Kühnert fordert eidesstattliche Erklärung von AfD-Politiker

Ein Mitarbeiter von Maximilian Krah soll für China spioniert haben. Die SPD-Spitze fordert nun eine eidesstattliche Erklärung des AfD-Politikers, „nicht geschmiert worden zu sein“.

spionageverdacht gegen krah-mitarbeiter: kühnert fordert eidesstattliche erklärung von afd-politiker

Maximilian Krah

Nach der Festnahme eines Mitarbeiters des AfD-Europaabgeordneten Maximilian Krah wegen Spionageverdachts fordert die SPD-Spitze eine eidesstattliche Versicherung Krahs, keine Informationen an ausländische Regierungen weitergegeben zu haben. Vor den Europawahlen am 9. Juni verdienten die Wählerinnen und Wähler „uneingeschränkte Klarheit“, sagte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert dem Tagesspiegel.

„Maximilian Krah sollte nun an Eides statt versichern, in keiner Weise Informationen an ausländische Geheimdienste gegeben zu haben. Ansonsten wäre Krah im chinesischen Volkskongress besser aufgehoben als im europäischen Parlament“, erklärte Kühnert.

Die Bundesanwaltschaft ließ am Montagabend Krahs Mitarbeiter Jian G. festnehmen. Sie wirft ihm vor, für einen Geheimdienst Chinas zu arbeiten. Dabei soll er Informationen über Verhandlungen und Entscheidungen im Europäischen Parlament nach Peking weitergegeben und chinesische Oppositionelle in Deutschland ausgespäht haben.

Dass nach Wochen der Korruptionsvorwürfe gegen Krah, den AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron und ihr Umfeld „keine eidesstattliche Erklärung abgegeben wird, nicht geschmiert worden zu sein, spricht für sich“, sagte Kühnert.

Wenn die AfD einen Funken Anstand hätte, würde sie die China- und Russland-Kontakte aller Führungsfiguren und ihres Umfelds offenlegen.

 Manfred Weber, EVP-Fraktionschef

Dass Krah sowie dessen Parteifreund Petr Bystron weiterhin Spitzenkandidaten für die Europawahl sind, wird zunehmend kritisiert. Bystron steht im Verdacht, Geld von einem prorussischen Netzwerk angenommen zu haben, er bestreitet dies.

„Die zersetzenden Umtriebe der Spitzenkandidaten Krah und Bystron werden entweder von der AfD politisch gedeckt – oder sie ist bei der Aufstellung der Wahlliste ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen und verteidigt die beiden nun, weil diese nicht mehr von der Liste gestrichen werden können“, sagte Kühnert. Beide Szenarien seien „gleichermaßen haarsträubend“.

Auch EVP fordert lückenlose Aufklärung

Auch die Christdemokraten im Europäischen Parlament (EVP) forderten eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe – auch von Seiten der AfD selbst. „Es zeichnet sich ein Muster ab, dass die AfD deutsche und europäische Interessen verkauft und sich zum Statthalter fremder Mächte macht. Das ist unpatriotisch und antidemokratisch“, sagte EVP-Fraktionschef und CSU-Vize Manfred Weber dem Tagesspiegel.

„Wenn die AfD einen Funken Anstand hätte, würde sie die China- und Russland-Kontakte aller Führungsfiguren und ihres Umfelds offenlegen“, fügte Weber hinzu. Der Fall Krah sei „schwerwiegend“ und werfe, falls sich der Verdacht gegen den Mitarbeiter bestätigen sollte, „grundsätzliche Fragen“ auf.

Daniel Caspary (CDU), Vorsitzender der Gruppe deutscher Unionsabgeordneter im Europaparlament, sagte dem Tagesspiegel, „die Vorwürfe müssen so schnell wie möglich lückenlos aufgeklärt werden“. Krahs Verbindungen nach Russland und China seien schon zuvor „besorgniserregend“ gewesen, so Caspary weiter. „Dass nun jedoch einer seiner engsten Mitarbeiter wegen des Verdachts der Spionage für China verhaftet wurde, setzt dem Ganzen die Krone auf“.

Die Festnahme von Krahs Mitarbeiter ist bereits der dritte Fall eines Spionageverdachts innerhalb einer Woche. Die Fälle zeigten, dass Spionageoperationen in Deutschland sehr aktuelle Sicherheitsprobleme seien, sagte der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, Konstantin von Notz (Grüne). „Wir müssen diese Bedrohung wieder viel ernster nehmen, denn es geht bei der Frage der erfolgreichen Bekämpfung von Sabotage, Spionage und antidemokratischer Propaganda um nicht weniger als die Zukunft unserer Demokratie und Freiheit.“

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World