Snooker-WM 2024 in Sheffield: Grandioses Theater und ein Abschied für immer

Im Crucible Theatre suchen ab Samstag die besten 32 Snookerspieler ihren neuen Weltmeister. Ein Deutscher ist zwar nicht am Tisch dabei, dafür gibt ein anderer am Mikrofon seine Abschiedsvorstellung.

Seit 1977 findet die WM-Endrunde der Snookerprofis im Crucible Theatre von Sheffield statt. 17 Tage lang gehen die besten Spieler dann in Matches über mehrere Tage an ihre psychischen und physischen Grenzen. Im Vorjahr holte Luca Brecel überraschend den Titel, der Belgier ist auch in diesem Jahr vorab nur Außenseiter. Andere Stars bestimmten zuletzt die Schlagzeilen, allen voran Ronnie O’Sullivan, der laut über einen neuen WM-Austragungsort philosophierte und dabei China oder Saudi-Arabien favorisieren würde.

Noch aber ist Sheffield Gastgeber und auch wenn im Crucible „nur“ 980 Zuschauer live dabei sein können, so gibt es im Snooker wohl keine Arena, die eine vergleichbare Atmosphäre hervorbringt. Die ersten Matches beginnen am Samstagvormittag, übertragen wird all das in Deutschland wieder ausführlich bei Eurosport. Kommentatoren-Legende Rolf Kalb wird dabei zum letzten Mal die WM am Mikrofon begleiten, er geht danach in Rente.

Am Donnerstag fand die Auslosung der Erstrundenbegegnungen statt. Zuvor hatte es bereits vier Qualifikationsrunden gegeben. Dabei war mit Lukas Kleckers auch ein Deutscher, der in Quali-Runde drei dem Engländer Chris Wakelin 5:10 unterlag und damit weiter auf seinen ersten Auftritt im Crucible warten muss. Überraschend verpasste auch Ex-Weltmeister Neil Robertson die Endrunde, der Australier setzte damit seinen Negativtrend der letzten Monate fort.

Das Auftaktmatch bestreitet traditionell der amtierende Weltmeister. Luca Brecel trifft am Samstag (11 und 20 Uhr) auf David Gilbert, der 2019 immerhin im WM-Halbfinale stand. Hier der Blick auf alle 16 Erstrundenbegegnungen:

Wer sind die Favoriten?

Natürlich gilt Ronnie O’Sullivan wieder als Topkandidat. Der Superstar seines Sports könnte zum achten Mal Weltmeister werden und sich damit den alleinigen Rekord holen. Hinter dem mittlerweile 48-Jährigen liegt eine starke Saison, er gewann unter anderem die UK Championship und das Masters, mit einem Sieg in Sheffield würde er die drei wichtigsten Turniere (Triple Crown) in einer Saison gewinnen, was ihm in seiner illustren Karriere bisher noch nicht gelang.

In einem möglichen Halbfinale könnte es O’Sullivan mit Judd Trump zu tun bekommen, der in dieser Saison seine Form wiedergefunden hat und unter anderem beim German Masters triumphierte. Der Engländer hat allerdings eine sehr schwere Auslosung, im Viertelfinale wäre Mark Williams ein möglicher Gegner. Der Waliser, selbst dreimal Weltmeister, gewann zuletzt die Tour Championship, im Finale holte er nach 3:5-Rückstand gegen Ronnie O’Sullivan sieben Frames in Folge und siegte 10:5.

In der unteren Turnierhälfte befindet sich auch noch Ding Junghui, der in dieser Saison wieder zu alter Stärke gefunden hat. Er wäre der potenzielle Viertelfinalgegner von Ronnie O’Sullivan und gilt unter den chinesischen Spielern immer noch als der mit den besten Chancen auf den ersten WM-Titel für sein Land.

Etwas luftiger kommt die obere Hälfte der Auslosung daher. Was von Brecel zu erwarten ist, weiß nicht mal er selbst. Auch sein letztjähriger Finalgegner Mark Selby ist derzeit nicht in Topform, hat es im Crucible aber immer wieder geschafft, sich zu besonderen Leistungen aufzuraffen. Seine vier WM-Titel sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache. Selby könnte erst im Halbfinale auf Brecel treffen, im Viertelfinale wäre Mark Allen ein potenzieller Gegner. Der Nordire ist von allen Spielern aus der oberen Hälfte der formstärkste.

Nach welchem Modus wird gespielt?

In den 16 Erstrundenpartien müssen zehn Frames gewonnen werden, um eine Runde weiterzukommen. Normalerweise sind das Distanzen, die in Turnierfinals gespielt werden. Dafür sind zwei Sessions eingeplant. Noch länger dauern Achtel- und Viertelfinals mit 13 Gewinnframes. Im Halbfinale sind schließlich 17 Frames zum Sieg nötig, ehe es im Finale nach dem Modus „Best-of-35“ geht, wer 18 Frames gewonnen hat, darf sich Weltmeister nennen.

Insgesamt sind im Feld acht ehemalige Weltmeister vertreten, für Ronnie O’Sullivan ist es bereits die 32. WM-Endrunde. Er hat in Sheffield bislang exakt 100 Matches bestritten und davon 76 gewonnen. Nächstbester im Feld vertretener Spieler ist John Higgins, der auf 65 Siege in 90 Matches kommt und zum 30. Mal dabei ist. Einziger Debütant im Endrunden-Feld ist in diesem Jahr der Engländer Joe O’Connor.

Warum hört Rolf Kalb als Kommentar auf?

Eurosport überträgt wie gewohnt in aller Ausführlichkeit die WM-Spiele. Im Mittelpunkt wird dabei wieder die deutsche Stimme des Snooker stehen, Rolf Kalb. Für ihn wird es die letzte Weltmeisterschaft, danach ist Schluss. Der 64-Jährige verabschiedet sich in den Ruhestand. „Ich wollte immer zu einem Zeitpunkt aufhören, zu dem man sich noch gerne an mich erinnert“, erklärte Kalb seinen Rücktritt.

Kalb hat zwar nie selbst Snookerturniere gespielt, trotzdem ist er der größte Star seines Sports in Deutschland. Ronnie O’Sullivan geht sogar noch einen Schritt weiter und adelt Kalb als „Legende“, der so viel getan habe für Snooker. Nicht nur, aber vor allem in seiner deutschen Heimat. „Wir werden ihn vermissen und würden uns sehr freuen, wenn er auch weiterhin zu den Turnieren kommt, denn es ist einfach schön, ihn um sich zu haben“, so O’Sullivan weiter über Rolf Kalb.

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