Schluss mit der Qualzucht

Geplante Änderung des Tierschutzgesetzes lässt Dackelzüchter nicht aufjaulen

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Die von der Bundesregierung geplante Reform des Tierschutzgesetzes beinhaltet auch ein Verbot der sogenannten Qualzucht, also Formen extremer Überzüchtung, von Haustieren. Dackelliebhaber brauchen aber keine Angst zu haben.

Erding – „Der Gesetzesentwurf sorgt bei den Dackelzüchtern gerade für große Verunsicherung“, erklärt Felix Kohn, Vorsitzender der Sektion Altötting-Mühldorf im Bayerischen Dachshundklub. Der Dackel falle aber mit Sicherheit nicht unter Qualzucht, ist Kohn überzeugt. Gerade Rassehundezüchter hätten großes Interesse an der Züchtung gesunder Hunde.

„Hobbyzüchter verfügen aber oft über wenig bis gar kein Wissen darüber, was für eine gesunde Zucht zu beachten ist“, so Kohn. Da gehe es oft um das schnell verdiente Geld. „Der Dackel ist jedenfalls eine sehr gesunde Hunderasse, die im Regelfall ein hohes Alter von 15 Jahren und mehr erreicht“, erklärt der Vorsitzende.

Momentan seien bestimmte Begriffe im Entwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes jedoch noch zu unbestimmt, sodass auch der Dackel im Zweifel darunter fallen könnte. „Hier muss der Gesetzgeber dringend für Klarheit sorgen“, fordert Kohn. Deshalb hat der Dachverband eine Petition gestartet, die bereits über 15 000 Menschen unterzeichnet haben. „Ich kann den Anlass für die Reform des Tierschutzgesetzes nachvollziehen. Wichtig ist nur, dass glasklar ist, was unter die Qualzucht fällt und was nicht“, erklärt Kohn. Der Dackelstammtisch Dorfen, der zum Klub gehört, stehe allen Dackelbesitzern und -liebhabern offen.

„Der Dackel wird mit Sicherheit nicht aussterben“, beruhigt auch Dr. Elke Treitinger, Tierärztin aus Erding. Qualzuchten seien extrem überzüchtete Formen einer Rasse. Das beste Beispiel ist der Mops. „Es gibt auch gesunde Möpse mit angemessenen, hervorstehenden Nasen“, erklärt Treitinger. Viele Haustierhalter fänden aber die Extremzüchtungen mit den platt gedrückten Gesichtern niedlich, die deshalb unter gravierenden Atemproblemen leiden.

„Auch viele Dackel wurden lange so gezüchtet, dass die Beine immer kürzer und die Oberkörper immer länger wurden, wodurch es häufiger zu Bandscheibenvorfällen kam“, berichtet die Tierärztin. Es gebe aber auch noch genug gesunde Dackel, vor allem in der Jagd, für die diese Hunderasse ursprünglich als Gebrauchshund gezüchtet wurde. „Mit gesunden Tieren kann auch weiterhin gezüchtet werden. Ein Dackel, der aber zum Beispiel von Dackellähme betroffen ist, soll nicht mehr zur Zucht verwendet werden.“

Erika und Josef Lechner, Züchter der Linie „Erdinger Rauhhaar“, hatten glücklicherweise noch nie eine Krankheit wie Dackellähme in ihrer Linie. Das Ehepaar fürchtet keine Beschränkungen oder Verbote ihrer Zucht. Sie sind Mitglied des 1888 gegründeten Deutschen Teckelklubs. „Die Richtlinien des Klubs sind sehr streng, stellen aber auch eine gesunde Zucht sicher“, erklärt Josef Lechner. Es gebe genaue Standards, beispielsweise für den Brustumfang der Tiere. Außerdem erhält jeder Hund eine Zuchtnummer.

„Bevor die Welpen mit acht Wochen an die zukünftigen Besitzer abgegeben werden, werden sie von einem Tierarzt untersucht“, so Josef Lechner. Dieser prüfe die Tiere sorgfältig auf mögliche Anomalien beispielsweise am Gebiss oder im Rachen. Dackelwelpen mit Anomalien würden von der Zucht ausgeschlossen.

Das Ehepaar aus Erding ist nach der Erblindung ihres ersten Dackels auf die Idee einer eigenen Zuchtlinie gekommen. „Ich dachte mir, das passiert mir nicht mehr, ich züchte jetzt selbst“, sagt Erika Lechner. Für den Zuchtbeginn 1983 hat das Ehepaar lange und sorgfältig nach einem gesunden Dackel mit gutem Stammbaum und angemessener Ausbildung gesucht. Seit 1988 heißt die Lechnersche Zuchtlinie „Erdinger Rauhhaar“ und bringt bereits in der neunten Generation Jagddackel hervor.

„Wir lieben sie für ihren Mut und ihre Arbeitsfreude, außerdem sind sie gute Familienhunde“, betont Josef Lechner. Für die Lechners sind, ähnlich wie für Kohn, nicht Rassehundezüchter das Problem. Für sie ist vor allem der Kauf bei Schwarzzüchtern eine Gefahr für den Dackel.

Die Aufklärung potenzieller Haustierbesitzer ist auch für Tierärztin Treitinger elementar. „Oft wissen mögliche Tierhalter einfach nicht genug und finden die Extremzuchten süß“, erklärt sie. Dabei möchte doch niemand ein Haustier, das schwere gesundheitliche Probleme hat und leidet. „Aufklärung ist das A und O“, so Treitinger. vep

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