SAP: Milliardenkosten für Stellenabbau drücken SAP in die Verlustzone

2,2 Milliarden Euro Kosten für den Umbau und Stellenabbau drücken SAP unter dem Strich tief in die roten Zahlen. Operativ läuft es deutlich besser, auch wenn Analysten hier mehr erwartet hatten. CEO Christian Klein bestätigt die Prognose.

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SAP: Milliardenkosten für Stellenabbau drücken SAP in die Verlustzone

SAP bleibt dank einer hohen Nachfrage nach Cloudprodukten zur Nutzung über das Netz gegen Abonnementgebühr weiter auf Wachstumskurs. Im ersten Quartal konnte Europas größter Softwarehersteller den Cloudumsatz um fast ein Viertel steigern. Beim operativen Gewinn bereitete dagegen ausgerechnet der stark gestiegene Börsenwert Probleme. Die dadurch höheren Kosten für die aktienbasierten Vergütungsprogramme drückten auf den Anstieg des operativen Gewinns.

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Unter dem Strich musste das Dax-Schwergewicht wegen 2,2 Milliarden Euro schwerer Aufwendungen für den Umbau sogar einen Verlust verkraften. Dennoch blickte Konzernchef Christian Klein (43) weiter optimistisch auf das laufende Jahr und bestätigte am Montagabend in Walldorf die Prognosen. Am Finanzmarkt sorgten die Zahlen und der bestätigte Ausblick für Gewinne. Die in den Vereinigten Staaten gehandelten sogenannten Hinterlegungsscheine (ADR) legten nachbörslich rund eine Stunde nach Veröffentlichung der Zahlen um fast 3 Prozent zu.

„Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für das Jahr zu erreichen“, sagte Klein laut Mitteilung. Das Rekordwachstum des Auftragsbestands im Cloudgeschäft belege die anhaltende Dynamik des Geschäfts. Zudem verlaufe der Umbau planmäßig. “Dieser wird uns helfen, dieses Wachstum zu erzielen und die Effizienz zu steigern”, sagte der Unternehmenschef. Finanzvorstand Dominik Asam setzt zudem darauf, dass die Transformation zusammen mit den gezielten Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) dazu führt, die Entwicklung der Kosten vom Umsatzwachstum zu entkoppeln.

Cloudgeschäft wächst stark

SAP will in diesem Jahr vor allem beim Cloudwachstum und beim bereinigten operativen Ergebnis weiter schwungvoll zulegen. Der Umsatz mit Software zur Nutzung über das Netz soll währungsbereinigt um 24 bis 27 Prozent auf 17,0 bis 17,3 Milliarden Euro zulegen. Speziell mit der Software zur Unternehmenssteuerung wie Finanzen, Warenwirtschaft und Prozessverbesserungen aus der Cloud hat sich Klein viel vorgenommen, um den US-Erzrivalen Oracle mit dessen Angeboten in diesem Bereich in Schach zu halten.

Dafür hat der Manager den Angriff auf den anderen Hauptkonkurrenten Salesforce in dessen Domäne abgeblasen. Software zur Vertriebssteuerung und Kundenmanagement hat bei dem Konzern aus Nordbaden nur noch eine untergeordnete Rolle. Insgesamt sollen die Produkterlöse um 8 bis 10 Prozent auf bis zu 29,5 Milliarden Euro steigen, wenn Währungseffekte ausgeklammert werden.

Das ehemals angestammte Geschäft mit Lizenzerlösen für vor Ort installierte Software steht bei den Walldorfern hintan, weil Klein nur den Cloudanwendungen Zukunftschancen einräumt. Diese sollen zugleich die Kunden stärker binden und auf längere Sicht über Abonnementzahlungen auch mehr Ertrag abwerfen als die vergleichsweise hohen Verkaufserlöse aus Lizenzen, die aber nur einmal anfallen. Die eingeworbenen Abo-Verträge für die Cloud stehen daher regelmäßig im Blick der Investoren als Gradmesser für künftiges Wachstum.

Operatives Ergebnis wächst langsamer als erwartet

Die hohen Investitionen der früheren Jahre sollen das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis nun auch noch stärker nach oben treiben als bereits im Vorjahr. Den operativen Gewinn will das Unternehmen währungsbereinigt um 17 bis 21 Prozent steigern; die Marge bezogen auf den Gesamtumsatz dürfte daher weiter zulegen.

In den ersten drei Monaten blieb der Anstieg des operativen Ergebnisses hinter den anvisierten Jahreswerten zurück. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs im ersten Quartal im Jahresvergleich zwar um 16 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro. Analysten hatten sich zuvor aber ein größeres Plus ausgerechnet.

Bei SAP kam zum Tragen, dass der Konzern die aktienbasierte Vergütung seiner Mitarbeiter mittlerweile zu den operativen Kosten hinzuzählt und sie nicht mehr bereinigt. Die SAP-Aktie hatte im ersten Quartal um 29 Prozent zugelegt, weswegen deutlich höhere Kosten für die Vergütungsprogramme anfielen als noch im ersten Quartal 2023.

Verlust nach Kosten für Stellenabbau

Der Umsatz zog insgesamt um 8 Prozent auf etwas mehr als acht Milliarden Euro an. Getrieben war das von den Cloudprodukten zur Nutzung über das Netz gegen Abonnementgebühr: Hier legte SAP um fast ein Viertel auf 3,93 Milliarden Euro zu. Damit erfüllte SAP die Erwartungen am Finanzmarkt. Unter dem Strich kamen allerdings Umbaukosten von 2,2 Milliarden Euro zum Tragen.

SAP hatte Anfang des Jahres angekündigt, rund 8000 Stellen abzubauen, um sich stärker auf Anwendungen rund um künstliche Intelligenz (KI) zu konzentrieren und um die Kosten zu senken. So rutschte der Konzern mit einem Verlust von 824 Millionen Euro in die roten Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 509 Millionen Euro Gewinn gemacht.

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