Russland von KZ-Gedenkfeier ausgeladen: Was heißt das für den 9. Mai in Berlin?

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Am 9. Mai, dem „Tag des Sieges“, wird es auf dem sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park wieder hitzig zugehen.

Die russische Botschaft in Berlin soll von den Behörden hierzulande eine Mitteilung erhalten haben, dass offizielle Vertreter der Russischen Föderation bei einer Gedenkfeier zum Zweiten Weltkrieg unerwünscht seien. Dabei handelt es sich um eine Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des KZ Buchenwald in Thüringen. Die Veranstaltung fand schon am 11. April statt – doch erst im Nachhinein sorgt die „Ausladung“ für große Aufregung in der russischen Medienlandschaft.

Für Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, sei das Vorgehen der deutschen Seite ein „provokativer Angriff“. Die Isolierung russischer Beamter von solchen Gedenkfeiern solle darauf abzielen, so Sacharowa, „die historische Erinnerung an den Verlauf und die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs weiter zu politisieren“. Moskau erwarte vom „offiziellen Berlin“ eine Reaktion.

Das Auswärtige Amt hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert – damit wird wohl auch nicht gerechnet. Denn für die Ausladung ist das Internationale Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD) zuständig; eine Art Vertretung ehemaliger Häftlinge. „Wir haben der russischen Botschaft in Berlin einen Brief geschickt“, sagt ein Sprecher der Berliner Zeitung. In der Mitteilung habe man wie auch in den vergangenen zwei Jahren ein Fernbleiben der Beamten aus Moskau und Minsk gefordert. Das „politische Berlin“ habe mit der Ausladung nichts zu tun, so ein Sprecher der Gedenkstätte. „Das sind Fake News.“

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Das KZ Buchenwald gehörte zu den größten Konzentrationslagern im Deutschen Reich – jedes Jahr finden im April Gedenkveranstaltungen statt.

Seit Beginn des Ukrainekrieges wurden jedwede russische wie auch belarussische Staatsvertreter zu unerwünschten Personen in Buchenwald erklärt. Insbesondere Boris Romantschenkos Tod, der russischen Angriffen zum Opfer fiel, sorgte dafür, dass Botschaftsvertreter ausgeladen wurden. Der Ukrainer war Vize-Präsident des IKBD. Überlebende Häftlinge aus Russland, Belarus und der Ukraine wurden im Gegensatz zu Botschaftsvertretern eingeladen, sie spielen eine „zentrale Rolle“ im Erinnerungsdiskurs, heißt es in einer Pressemitteilung. Allerdings konnten die KZ-Überlebenden ihre Reise nach Thüringen aufgrund der Kriegssituation in Osteuropa nicht antreten.

Romantschenko, der getötete IKBD-Vizepräsident, war ein ehemaliger Häftling in Buchenwald. Im März 2022, nur wenige Wochen nach Kriegsbeginn, verbrannte er nach einem Bombeneinschlag im achten Stockwerk eines Hochhauses am Stadtrand von Charkiw. Der 96-Jährige ist einer von wenigen, die den Zweiten Weltkrieg überlebten – nicht jedoch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Das Konzentrationslager Buchenwald war am 11. April 1945 von der amerikanischen Armee befreit worden. Während der Annäherung der US-Streitkräfte übernahmen die Häftlinge die Leitung des Lagers von der abziehenden SS. Seit der Lagergründung im Juli 1937 war mehr als eine Viertelmillion Menschen aus mehr als 50 Ländern in das Lager verschleppt worden: 249.570 Männer und Jungen sowie 28.230 Frauen und Mädchen.

Inwieweit sich die Buchenwalder Ausladung von Vertretern aus Russland und Belarus auf den 9. Mai in Berlin auswirkt, bleibt unklar. Schon 2022, während der ersten Gedenkfeiern nach Kriegsbeginn in der Ukraine, gab es keinerlei Veranstaltungen, bei denen offizielle Vertreter aus Russland und Deutschland gemeinsam des Endes des Zweiten Weltkrieges gedachten. An den verschiedenen sowjetischen Ehrenmälern in Berlin kam es zudem zu großen Polizeieinsätzen. In diesem Jahr findet der 9. Mai am selben Tag wie Christi Himmelfahrt statt. Am sogenannten Vatertag wird dementsprechend wieder mit erheblicher Polizeipräsenz im Treptower Park und am Tiergarten gerechnet.

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