Iran: Grammy-Gewinner Shervin Hajipour wegen »Musik gegen das System« fast vier Jahre in Haft

Mit seiner Ballade »Baraye« war Shervin Hajipour eine Stimme der Proteste in Iran 2022. Nun wurde der Sänger verurteilt. Als Teil der Strafe soll er offenbar auch Musik über »Amerikas Verbrechen« produzieren.

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Iran: Grammy-Gewinner Shervin Hajipour wegen »Musik gegen das System« fast vier Jahre in Haft

Der iranische Grammy-Preisträger Shervin Hajipour ist nach eigenen Angaben zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden. Zudem sei ein zweijähriges Ausreiseverbot verhängt worden, teilte der 26-Jährige auf seiner Instagram-Seite mit.

Ein Gericht ordnete demnach zudem an, dass er Musik über »Amerikas Verbrechen gegen die Menschlichkeit« produzieren muss. Die Justiz habe ihm vorgeworfen, »Musik gegen das System« geschaffen und sich mit »gegnerischen und antirevolutionären Gruppen« zusammengeschlossen zu haben. Von offiziellen Stellen gab es zunächst keine Berichte über das Urteil.

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Hajipour hatte während der Protestwelle im Herbst 2022 Millionen Menschen weltweit mit seiner Ballade »Baraye« («Für«) berührt. Darin gab der Künstler den Menschen, die damals in Iran gegen die repressive Politik auf die Straße gingen, eine Stimme. Kurz nach Veröffentlichung wurde der Sänger festgenommen und musste sich – wahrscheinlich unter massiver Einschüchterung – dafür entschuldigen. Vor rund einem Jahr wurde das Lied mit einem Grammy ausgezeichnet. Im Januar veröffentlichte Hajipour erstmals nach »Baraye« wieder einen neuen kritischen Song.

Hajipour postete auf Instagram einen Auszug aus dem Urteil gegen ihn. Das Gericht verhängte seine Strafe offenbar unter anderem deshalb, weil es feststellte, dass er sein Bedauern über die Veröffentlichung des Liedes nicht angemessen zum Ausdruck gebracht hatte.

Hajipour dankte seinen Anwälten und seinem Agenten für ihre Unterstützung. »Ich werde den Namen des Richters und des Staatsanwalts nicht nennen, damit sie nicht beleidigt und bedroht werden, denn Beleidigungen und Drohungen sind nicht Teil der Religion der Menschlichkeit«, schrieb er. »Eines Tages werden wir uns endlich verstehen. Bis dahin.«

Hajipour hatte bereits einige Zeit im Gefängnis verbracht, war aber bis zur Entscheidung des Gerichts gegen Kaution frei. Es war unklar, ob er sich bereits zur Verbüßung seiner Strafe gemeldet hatte. Die staatlichen iranischen Medien, die sich auf die Wahlen am Freitag konzentrierten, nahmen das Urteil für Hajipour nicht zur Kenntnis. Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Im Herbst 2022 hatte der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini schwere Proteste ausgelöst. Monatelang gingen vor allem junge Menschen auf die Straßen, um gegen das islamische Herrschaftssystem zu demonstrieren. Der Staat schlug die Proteste vielfach mit Gewalt nieder.

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