Review: Daft Punk :: „Random Access Memories“ – Hommage an goldene Zeiten

Das letzte, überkandidelte Werk des französischen Electro-Duos mit Bonusmaterial

review: daft punk :: „random access memories“ – hommage an goldene zeiten

Review: Daft Punk :: „Random Access Memories“ – Hommage an goldene Zeiten

Das letzte, überkandidelte Werk des französischen Electro-Duos mit Bonusmaterial

Um das Geheimnis von „Giorgio By Moroder“ zu ergründen, setzt man Kopfhörer auf: In dem Song spielt Moroder keinen Sequenzer, er singt auch nicht. Er redet. Über seine Anfänge als Musiker in den 60er-Jahren – und für jede weitere Epoche, über die er redet, spricht er in ein anderes Mikrofon aus ebenjenen unterschiedlichen Epochen. Das ist Head Music. Man kann dazu tanzen. Aber auch versuchen herauszuhören, in welche Geräte jemand spricht und welche Zeitreise damit beginnt.

Für ihr fünftes Werk kehrten Daft Punk zu den Helden ihrer Kindheit zurück

Für ihr fünftes Werk kehrten Daft Punk zu den Helden ihrer Kindheit zurück, wie schon auf „Discovery“ (2001). Da waren sie die Ersten, die dem später unter  dem Label „Yacht Rock“ eine Renaissance feiernden Power-Chorus-Schmelz der Spätsiebziger huldigten, ihn aber noch futuristisch versampelten. In „Random Access Memories“ jedoch traten Thomas Bangalter and Guy-Manuel de Homem-Christo mit offenem Visier an: Sie empfanden Musik von 1976 bis 1982 weitestgehend unverfälscht nach und engagierten Asse jener Zeit, Promis wie Nile Rodgers, aber auch R&B-Sessionmusiker wie Paul Jackson Jr. und Nathan East. Leute, die den Franzosen Geschichten darüber erzählen konnten, wie sie „Thriller“ aufgenommen hatten. Autodidakten wie Chilly Gonzales und Panda Bear sorgten für generationenverbindende Impulse.

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Das Konzept allerdings ist kühner als viele der Kompositionen. Die Qualität schwankt stark, dies spiegeln auch die acht Bonus-Stücke der Jubiläumsedition wider, Outtakes und Demos. Es gibt das zwar sprachlos machende Supertramp-goes-Musical-Epos „Touch“, in dem Paul Williams so verzweifelt durch einen Verzerrer singt, als ob er um Lebensverlängerung durch Alien-Beatmungsgeräte bittet, aber auch Cyberpunk-Shit wie „Instant Crush“ – das Julian Casablancas dennoch mehr Streams verschafft haben dürfte als alles mit seinen Strokes.

Genie zeichnet sich eben oft durch Leichtigkeit aus

Jene Melodien immerhin, die gemeinsam mit Rodgers und Pharrell Williams entstanden, fühlen sich naturgemäß an, als hätte es sie schon immer gegeben. Gottgegeben. Kein Wunder, dass jemand wie Liam Gallagher über „Get Lucky“ behauptete: „So was schreibe ich doch in zwei Minuten.“ Genie zeichnet sich eben oft durch Leichtigkeit aus. Gallagher könnte das nie verstehen. Das Album gelangte in den USA auf die Eins, auch die Single – dafür benötigten Daft Punk, Rodgers und Pharrell nicht mal ein Musikvideo.

Mit dem weltumspannenden Albumhit kündigte sich jedoch auch das Ende von Daft Punk an. Wegbereiter der EDM, die mit „Alive 2007“ die Stadion-Ära der DJs ermöglichten, waren sie längst. Doch mit den Gaststars und der Studioband auf Tournee zu gehen, neues Terrain zu erschließen war unmöglich. Traten sie mal auf, wie bei den Grammys, machten Rodgers und Pharrell die Show, und Daft Punk wirkten hinten an ihrem Pult wie abgestellt. Die Platte ist, anders als „Homework“ (1997), kein Vermächtnis brillanter Electro-Künstler, auch deshalb nicht, weil sie hier über weite Strecken auf ihre Techno-Robo-Signaturen verzichten.

„Random Access Memories“ ist schlicht eine sehr gute Hommage an Musik aus goldenen Zeiten. Danach verging ein Jahr. Und dann noch eines. Und dann vergingen viele Jahre. So viele, dass man ahnen konnte, was kommen musste. 2021, acht Jahre nach ihrem größten Erfolg, gaben Daft Punk ihre Auflösung bekannt. Was sonst? Nichts war mehr unbeleuchtet. Sie hatten beides erforscht: Zukunft und Vergangenheit. Dafür erlebt Nile Rodgers seinen bis heute anhaltenden zweiten Frühling – ebenso wie Giorgio Moroder, der dafür auf dem Album keinen einzigen Ton zu spielen brauchte.

Artikel im Original lesen auf www.rollingstone.de

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