Refurbed: Mit gebrauchter Elektronik können Sie tonnenweise CO₂ einsparen

Wissenschaftler haben ermittelt, wie viel CO₂ man einsparen kann, wenn man Smartphones, Notebooks und Tablets aus zweiter Hand kauft. Eine Tabelle mit Tausenden Produkten soll Konsumenten Einblick geben.

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Refurbed: Mit gebrauchter Elektronik können Sie tonnenweise CO₂ einsparen

Wer Hightech-Gadgets gebraucht kauft statt neu, kann kräftig sparen – und zwar nicht nur Geld. Auch die Umwelt profitiert, wenn man etwa ein Smartphone refurbished erwirbt, statt ein nagelneues aus dem Händlerregal zu zupfen.

Wie groß der Unterschied in der Ökobilanz neuer gegenüber aufgearbeiteten Produkten ist, hat der Onlinemarktplatz Refurbed im vergangenen Jahr von Fraunhofer Austria für fünf Produkte – zwei Smartphones, zwei Notebooks und ein Tablet – ermitteln lassen. Beim Refurbishment werden gebrauchte Geräte in der Regel gereinigt und auf ihre Funktion geprüft. Wenn nötig werden auch defekte Teile und schwächelnde Akkus ersetzt. Der genaue Umfang der Aufarbeitung unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter.

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Aufbauend auf diesen Zahlen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun ein Rechenmodell entwickelt, mit dem sich die Ökobilanz nahezu beliebiger Produkte aus diesen Kategorien berechnen lässt. Für mehr als 10.000 Geräte, vom iPhone bis zum Rugged-Laptop von Dell, haben sie das bereits erledigt. Die Ergebnisse ihrer Berechnungen sind in einer umfangreichen Excel-Tabelle zusammengefasst, die ab sofort auf der Website des Unternehmens zum Herunterladen bereitsteht.

Tonnenweise Einsparpotenzial

Im Rahmen einer Pressekonferenz, auf der das neue Rechenverfahren am Montag vorgestellt wurde, sagte Refurbed-Mitgründer Peter Windischhofer, ökologische Argumente seien für Käuferinnen und Käufern aufgearbeiteter Gadgets ebenso wichtig wie finanzielle Anreize. Während man den finanziellen Vorteil des Gebrauchtkaufs stets in Euro ausrechnen kann, ist es für die Verbraucher schwierig, klar zu erkennen, welche konkreten Vorteile ein solcher Kauf für die Umwelt hat. Die nun errechneten Daten sollen das ermöglichen.

Demnach kann man 102,6 Kilogramm CO₂ einsparen, wenn man ein iPhone 11 Pro Max mit 512 GB Speicherplatz bei einem Refurbished-Anbieter kauft, statt es als Neugerät zu erwerben. Letzteres wäre ohnehin schwierig, als das 2019 von Apple eingeführte Smartphone schon lange nicht mehr zu Neukauf angeboten wird. Aktueller ist der Vergleich eines aufbereiteten iPhone 14 Plus mit 512 GB, mit dessen Kauf man den Angaben zufolge 76,3 Kilogramm CO₂ gegenüber einem Neugerät einsparen kann.

Noch weit höher fallen die Zahlen bei den Laptops aus. Spitzenreiter ist Dell Latitude 5420 Rugged mit 14-Zoll-Bildschirm und 16 GB Arbeitsspeicher, mit dessen Gebrauchtkauf man der Umwelt die Emission von 872,9 Kilogramm CO₂ ersparen kann. Bei den Tablets führt Refurbed Huaweis MediaPad T5 10 in der Ausführung mit 32 GB Speicher als Spitzenreiter an, dessen Wiederverwendung 221,5 Kilogramm CO₂ einspart.

Komplexe Datenanalyse

Grundlage für das Rechenmodell, mit dem Fraunhofer Austria diese Zahlen ermittelt hat, sind eine Reihe sehr unterschiedlicher Daten. So haben die Expertinnen und Experten etwa berücksichtigt, welche Transportwege die Geräte vom Erstkunden zum Refurbisher und dann weiter zum Endkunden zurücklegen und, welche Ersatzteile für die Aufbereitung benötigt werden. Zudem haben sie ermittelt, welche Art der Energieversorgung die Händler nutzen und welche Wege deren Mitarbeiter zur Arbeit zurücklegen. Zudem wird das Alter der Geräte sowie die Größe von Bildschirm und Speicher in die Berechnung ein bezogen.

Die nun veröffentlichte Tabelle enthält auf diese Basis errechnet Umweltdaten zu mehr als 10.000 Smartphones, Tablets und Notebooks. Ihr lässt sich entnehmen, welche CO₂-Emissionen dem Rechenmodell zufolge durch die Aufarbeitung der jeweiligen Produkte entstehen, welche gegenüber dem Neukauf eingespart werden und wie hoch die prozentuale Ersparnis ist. Außerdem haben die Fraunhofer-Wissenschaftler rechnerisch ermittelt, wie viel Elektroschrott dabei anfällt beziehungsweise durch die Weiterverwendung des Geräts eingespart wird.

Umweltbewusste sollte sich aber nicht nur auf den Kauf konzentrieren. Laut Projektleiter Paul Rudolf, ist der Energieverbrauch der alltäglichen Nutzung für 73 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich, die im Lebenszyklus eines aufgearbeiteten Gadgets entstehen. Auf die Aufarbeitung entfallen dagegen nur etwa 16 Prozent.

Eine gewaltige Excel-Tabelle

Abzuwarten bleibt, ob das von Refurbed und Fraunhofer Austria am Montag gemeinsam präsentierte Rechenwerk von potenziellen Kundinnen und Kunden tatsächlich wahrgenommen und genutzt wird. Auf der Homepage des Unternehmens gibt es keinen Hinweis auf dessen Existenz. Selbst wer sich über mehrere Stufen von der Startseite über die »Über uns«-Seite auf die aufwendig produzierte Nachhaltigkeitsseite des Unternehmens durchklickt und von dort die Excel-Tabelle mit den Produktdaten herunterlädt, sieht sich einem unübersichtlichen Datenberg gegenüber. Allein das Tabellenblatt für Smartphones umfasst fast 4000 Einträge.

Sich darin zurechtzufinden erfordert zumindest einen großen Bildschirm und Geduld. Ob sich der Aufwand lohnt, liegt im Auge der Betrachterin. Bei den Smartphones etwa liegt das Einsparpotenzial durch den Kauf eines Refurbished-Geräts fast durchgängig im Bereich von 83 bis 85 Prozent im Vergleich zu Neugeräten. Da mag es nett sein, für das gewünschte Modell die konkreten Angaben für die CO2-Ersparnis in Kilogramm zu kennen, aber am Ende dürfte die Erkenntnis reichen: Wer gebraucht kauft, kauft besser, für sich und die Umwelt.

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