Die Niederungen des Donald T.

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Die Niederungen des Donald T.

die niederungen des donald t.

Donald Trump wartet auf den Beginn der Verhandlungen.

Vor Gericht geht es jetzt um Sex-Eskapaden des Spekulanten – und um Geld und Macht

Eine monatelange Affäre mit einem „Playboy“-Model, während die eigene Ehefrau schwanger ist. Ein One-Night-Stand mit einer Porno-Aktrice bei einem Golfturnier kurz nach der Geburt des Sohnes. Eine Schweigegeldzahlung von 130 000 Dollar. Ein windiger „Mann fürs Grobe“, der die Drecksarbeit erledigte, dann aber aus den Diensten des Paten auf die Seite der Justiz wechselte. Und schließlich: ein leibhaftiger Ex-Präsident auf der Anklagebank – die USA sind immer für Premieren gut.

Es mangelt wahrlich nicht an saftigen Zutaten im Schweigegeldprozess gegen Donald Trump, der derzeit vor dem New Yorker Strafgericht verhandelt wird. Und manche der zwölf Geschworenen, die in den nächsten sechs Wochen in Saal 1530 die Zeugenaussagen verfolgen, werden vielleicht insgeheim denken, dass man für eine ähnlich gute Unterhaltung im Kino hätte Eintritt zahlen müssen.

Die entscheidende Frage aber ist: Fügt sich das Puzzle zu einer Straftat zusammen, die mit bis zu vier Jahren Haft geahndet werden kann? Oder handelte es sich nur um eine Ordnungswidrigkeit, die inzwischen verjährt ist? Oder kann die Anklage am Ende nicht alle Geschworenen überzeugen, und das ganze Verfahren bricht in sich zusammen?

Das Risiko ist in jedem Fall hoch. So wurde zu Wochenbeginn in den Eröffnungsplädoyers versucht, den Laienrichtern die jeweilige Perspektive plausibel darzulegen. „In diesem Prozess geht es um eine kriminelle Verschwörung und eine Vertuschung, die der Angeklagte Donald Trump inszeniert hat“, sagte Staatsanwalt Matthew Colangelo. Trump habe nichts Illegales getan, hielt dessen Verteidiger Todd Blanche dagegen. Außerdem sei er „auch ein Mann, er ist ein Ehemann, er ist Vater und er ist Mensch genau wie Sie und ich“.

Zumindest einige Fakten sind klar: Zwar bestreitet Trump, mit dem früheren „Playboy“-Model Karen McDougal und der Ex-Porno-Darstellerin Stormy Daniels jemals Sex gehabt zu haben. Erwiesen ist aber, dass McDougal für die Rechte an ihrer Geschichte 150 000 Dollar von dem mit Trump befreundeten Schmierblatt-Verleger David Pecker erhielt, der die Story nie veröffentlichte. Daniels kassierte von Trumps damaligem Anwalt Michael Cohen im Herbst 2016 kurz vor der Präsidentschaftswahl ein Schweigegeld von 130 000 Dollar. Diese Summer erstattete Trump seinem „Fixer“ später und verbuchte sie als Anwaltskosten.

Im Kern des Prozesses stehen aber nicht die Zahlungen an sich, die pikant, aber legal waren. Vielmehr wirft die Anklage Trump eine Fälschung der Geschäftsunterlagen bei der Rückzahlung an Cohen vor. Das an sich wäre eine Ordnungswidrigkeit. Die Staatsanwaltschaft ist jedoch überzeugt, dass Trump die Bilanzen manipulierte, um eine für ihn politisch schädliche Enthüllung kurz vor der Wahl zu verhindern. Dann wäre es eine strafbare illegale Wahlkampfspende. Zusammen mit der mutmaßlichen Absprache mit Pecker, unliebsame Geschichten aufzukaufen und zu unterdrücken, fügt sich das für die Anklage zu einer „kriminellen Verschwörung“ zusammen. „Es war Wahlbetrug – schlicht und einfach“, sagte Colangelo.

In den kommenden Wochen geht es nun also um die schwierige Frage, mit welcher Intention der ertappte Ehebrecher handelte. Wollte er am Ende nur seine Frau Melania schützen? Trump habe einen finsteren Versuch abzuwehren versucht, ihn zu verleumden und seine Familie zu demütigen, behauptet Blanche: „Er schlug zurück, wie er es immer tut, und dazu hat er das Recht, um seine Familie, seinen Ruf und seine Marke zu schützen“, meint Blanche. Ein Ehrenmann also, dieser Trump.

Oder doch ein eiskalter Polit-Pate, der keinerlei Gesetze achtet, wenn sie ihm den Weg versperren? „Der Angeklagte orchestrierte ein kriminelles Komplott, um die Präsidentschaftswahl 2016 zu manipulieren. Dann verschleierte er diese kriminelle Verschwörung, indem er in seinen Geschäftsunterlagen immer wieder log“, argumentiert Colangelo.

Bei der Wahrheitssuche vor Gericht dürfte nun vor allem den Aussagen von Cohen und Daniels große Bedeutung zukommen. Trumps Anwaltsteam versuchte schon am Montag, Cohen als „Lügner“ und „Betrüger“ unglaubwürdig zu machen. Die Ex-Pornodarstellerin wiederum habe schlicht „die Chance genutzt, eine Menge Geld zu machen“, behauptete Blanche.

Trump verhielt sich im Gerichtssaal meistens ruhig. Draußen wetterte er wie üblich gegen „Bidens Hexenjagd“. Ob der republikanische Präsidentschaftskandidat selbst vor Gericht aussagen wird, ist offen. Ein Urteil könnte im Juni fallen.

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