Putin-treuer Texaner von Russen-Soldaten in Donezk getötet

putin-treuer texaner von russen-soldaten in donezk getötet

Russell Bentley kämpfte aufseiten russischer Kräfte in der Ukraine. Nun wurde er von russischen Soldaten im besetzten Donezk ermordet.

Russell Bentley war eine kleine Berühmtheit in Russland und dem von Russland besetzten Donbass. Der Texaner, der sich selbst als Kommunist bezeichnete, war schon 2014 in die Region Donezk gekommen, um dort für die angebliche Befreiung der Russen in der Ostukraine zu kämpfen. Seinen Ruhm hatte er auch Reportagen wie der englischsprachigen Reihe „Russian Roulette“ des Journalisten Simon Ostrovsky zu verdanken, in der Ostrovsky die Ereignisse in der Region für das Medium Vice dokumentierte.

Darin befragte Ostrovsky den Mann, der den Kampfnamen „Texas“ führte – nach seinem US-Heimatbundesstaat. Bentley meinte, dass die USA unter Barack Obama von Faschisten regiert würden, die die Oligarchen und Konzerne repräsentieren würden.

Doch statt die von ihm in den USA ausgemachten Nazis zu bekämpfen, nahm er die Waffe lieber gegen die in die Hand, die er für ukrainische Nazis hielt. Dabei hatten rechtsextreme Parteien bei der Parlamentswahl in der Ukraine ein Jahr vor dem Interview zusammen keine drei Prozent erhalten. „Nazis sind Nazis“, sagte Bentley und schoss zusammen mit dem berüchtigten Wostok-Bataillon auf Menschen, die ihr Land gegen den russischen Angriff verteidigten.

Nach den schlimmsten Kampfhandlungen und dem Minsk-II-Abkommen für einen Waffenstillstand ließ sich der Texaner ab 2017 endgültig in Donezk nieder, heiratete eine russische Frau. Selbst nach dem Beginn von Russlands Vollinvasion in der Ukraine im Februar 2022 rückte Bentley nicht von seinen Ansichten ab, unterstützte Putin weiter in seinem Angriffskrieg. Das Leid und Kriegsverbrechen, die die russischen Soldaten in die Ukraine brachten, verteidigte er auch in Videos und auf seinen eigenen Kanälen in den sozialen Medien.

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Russell Bentley mit der deutsch-russischen Propagandistin Alina Lipp.

Dort traf er auch deutsche Putin-Fans, wie die Propagandistin Alina Lipp, in deren Videos er auftrat und die immer wieder Beiträge von Russell Bentley teilte. Man verstand sich, glaubte man doch an dieselbe Sache.

Auch am 8. April fuhr er los und filmte, wo kurz zuvor eine ukrainische Drohne oder eine Rakete eingeschlagen sein soll. Laut Angaben von Zeugen soll Russell Bentley vor Ort auch gefilmt haben. Angehörige einer russischen Militäreinheit, die aus der russischen Region Burjatien stammen sollen, hätten dies bemerkt und den Amerikaner daraufhin für einen Spion gehalten.

Trotz dessen, dass er sich habe ausweisen können, hätten ihn die Männer der 5. Panzerbrigade mitgenommen und festgehalten. Tagelang suchten Angehörige und Freunde nach dem Putin-Blogger. Doch die vielfachen Aufrufe seiner Unterstützer waren vergebens. Auch das Freiwilligenbataillon Wostok, bei dem er gekämpft hatte, forderte dazu auf, Bentley freizulassen. Doch da war „Texas“ bereits tot.

Putins Chefpropagandistin Margarita Simonjan persönlich bestätigte den Tod Bentleys, nannte ihn einen „wahren Amerikaner“. In Berichten, die die Runde machten, wurde deutlich, wie dankbar ihm die russischen Soldaten für seine Waffenhilfe waren. Offizielle Berichte von einer Obduktion veröffentlichten die Behörden nicht. Gerüchten nach soll der Putin-Fan vor seinen Tod vergewaltigt worden sein. Wie er starb, ist bisher auch nicht bekannt: Im Nachrichtendienst Telegram schrieben Unterstützer, dass er mit bis zu acht Kugeln durchsiebt worden sein soll. In anderen hieß es, dass man ihn geköpft habe.

Sein Tod scheint auch andere Russen-Propagandisten in einen Schockzustand versetzt zu haben. Seine Blogger-Freundin Alina Lipp, die sonst beinahe täglich Updates postete, ist seit dem 15. April offline.

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