Privates Glück und etwas Abstand: Warum die Kapitänin den DSC verlässt

Vorzeige-Volleyballerin Jennifer Janiska spricht erstmals über die Hintergründe ihres Abschieds aus Dresden, einen unvergesslichen Erfolg mit dem DSC – und über Probleme im Team.

privates glück und etwas abstand: warum die kapitänin den dsc verlässt

Abschied aus Dresden: Das Ehepaar Daniel und Jennifer Janiska hat jetzt mehr Zeit füreinander. © Foto: SZ/Veit Hengst

Dresden. Bei den Volleyballerinnen des Dresdner SC ist ihr Abschied der mit Abstand schmerzlichste: Jennifer Janiska. Die Kapitänin verlässt den Verein nach vier gemeinsamen Jahren – und mit durchaus gemischten Gefühlen. Die 204-fache Nationalspielerin und Klub-Weltmeisterin von 2020 zieht zunächst einmal zurück in ihre Wahlheimat nach Schwerin. Wie es sportlich für die 30-Jährige weitergeht und warum sie Dresden verlässt, erklärt Janiska im Gespräch mit Sächsische.de.

Frau Janiska, was sind die wichtigsten Gründe für Ihren Abschied aus Dresden?

Ich habe auf mich selbst geschaut und mich gefragt, was ich für mich jetzt machen möchte. Rückblickend kann ich sagen: Ich war vier Jahre in Dresden, das ist in einer Volleyball-Karriere eine sehr lange Zeit. Ich hatte hier eine tolle Zusammenarbeit.

Und die private Komponente? Sie führen seit vier Jahren quasi eine Fernehe mit Ihrem Mann Daniel, der in Schwerin wohnt.

Richtig. Ich bin 2020 hierhergekommen, war frisch verheiratet und habe im vergangenen Sommer erkannt, dass die Zeit mit meinem Mann oder auch mit der Familie enorm wichtig geworden ist. Ich bin jetzt 30 Jahre alt geworden. Das ist irgendwie ein Anlass, um zur Ruhe zu kommen. Ich merke auch in dieser Saison diese lange Zeit im Volleyball. Ich mache das jetzt zwölf, 13 Jahre in der 1. Bundesliga.

Und wie geht es jetzt weiter?

Die Frage, was ich mache, ist noch offen. Ich werde mir die Zeit nehmen, das für mich zu klären. Ich möchte in Ruhe genauer darüber nachdenken und nicht abrupt sagen: Das war es jetzt. Ich brauche da etwas Abstand – und den nehme ich mir auch.

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Auf dem Spielfeld war Jennifer Janiska Kopf und Kapitän der Dresdner Mannschaft. © kairospress

Sie haben vor zwei Jahren bei Ihrer Vertragsverlängerung beim DSC gesagt, dass Dresden vielleicht Ihre letzte Profistation ist.

Ja, das sagt man dann so. Ich kann sagen, dass es mir körperlich gut geht – und werde das jetzt einfach abwägen.

Was nehmen Sie von den vergangenen vier Jahren aus Dresden mit?

Tatsächlich viel. Es hat mich enorm weitergebracht, ich bin auch persönlich gereift. Ich habe viel dazugelernt, bin auch etwas ruhiger geworden, auch was Niederlagen wegstecken oder Analysen angeht.

Nach dem verlorenen Halbfinale gegen Stuttgart wirkten Sie aber ziemlich sauer?

Natürlich, das war mit Abstand das Halbfinale, was mir am meisten Frust bereitet hat, weil ich so nicht Volleyball spielen möchte. Für mich war ja klar, dass es mein letztes Spiel für den DSC sein würde. Und dann mit einem 0:3 in der Margon-Arena – das tat mir weh.

Sie waren der Kopf der Mannschaft und zuletzt auch Identifikationsfigur des DSC. War es Ihr Ziel, hier Führungsspielerin zu werden?

Ich glaube, dass ich das Potenzial schon immer in mir hatte, ich tue das gern. Das ist natürlich und kommt irgendwie frei aus mir heraus. Natürlich ist es toll, einen Klub als Kapitän zu repräsentieren. Ich denke, dass ich auch das perfekte Alter dafür hatte: Mit 26 bin ich hierhergekommen, und jetzt bin ich 30. Das sind die besten Jahre, um perfekt Volleyball zu spielen. Ich finde, das ist mir auch gelungen. Der deutsche Meistertitel 2021 hier mit dem DSC – das bleibt ewig in Erinnerung.

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Wegen ihrer unglaublichen Sicherheit in der Annahme bezeichnet DSC-Trainer Alexander Waibl seine Spielführerin als eine der weltbesten defensiven Angreiferinnen. © kairospress

Weshalb?

Es war trotz Corona der Hammer. Alle meine drei deutschen Meistertitel (2017 und 2018 mit dem Schweriner SC/Anm. d. A.) waren für mich schön, aber der mit dem DSC war irgendwie besonders. Nicht nur wegen Corona, auch diesen 0:2-Rückstand in der Serie “Best of five” gegen Stuttgart noch aufzuholen, war unheimlich schön.

Was wünschen Sie dem DSC für die Zukunft?

Ich wünsche mir natürlich in erster Linie, dass es so erfolgreich weitergeht. Dass viel Nachwuchs integriert und die Arbeit mit den Talenten noch stärker forciert wird – aber immer in perfekter Kombinationen mit erfahrenen Spielerinnen auf dem Feld. Ich würde mich sehr freuen, wenn starke Diagonalangreiferinnen in die Liga kommen und Dresden es schafft, da eine tolle Verpflichtung hinzubekommen. Das ist einfach wichtig. Am Ende geht es im Volleyball halt um Punkte, und dafür braucht man diese Punktegranaten. Und dann wünsche ich dem DSC alles, was über Platz drei hinausführt. Ein Finale zu spielen ist das, was jeder will. Da gehören wir eigentlich auch hin. Wir waren ja jetzt dreimal in Folge Dritter.

Dabei schien Ihre Mannschaft in dieser Saison sportlich so gut wie lange nicht aufgestellt. Woran hat es am Ende gemangelt?

Sportlich und qualitativ waren wir da, ja. Doch am Ende hatten wir einfach zu viele starke Charaktere im Team, die wir leider nicht alle auf dem Weg zu einem gemeinsamen Ziel gebündelt bekommen haben. Durch die Verletzungen sind wir in eine kleine Negativ-Spirale geraten, aus der sind wir mental und auch sportlich nicht mehr herausgekommen sind.

Worauf freuen Sie sich persönlich nun am meisten?

Auf Ruhe, einfach mal mit Daniel auf der Terrasse zu sitzen und zu sagen: Wir sind angekommen. Wahrscheinlich bei einem Gläschen Wein.

Machen Sie auch Urlaub?

Ja, im Mai fahren wir zu meinen Eltern, sie wohnen kurz vor der holländischen Grenze, verbinden das mit einer Woche in Holland. Wir planen zudem Städtetrips, fliegen nach London, weil ich totaler Royal-Fan bin. Und dann fahren wir noch nach Paris, haben da Tickets für das olympische Beachvolleyball- und auch Volleyballturnier. Ich hoffe, dass meine Freundin Louisa Lippmann sich mit Laura Ludwig qualifiziert und wir vielleicht eines ihrer Spiele sehen können.

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