Potsdamer Unesco-Weltkulturerbe: Schweizer Haus steht zum Verkauf

Das Schweizer Haus in Klein Glienicke besticht durch seine besondere Lage und Geschichte. Der Preis ist im Vergleich zu anderen Objekten fast ein Schnäppchen.

potsdamer unesco-weltkulturerbe: schweizer haus steht zum verkauf

Schweizer Haus in Potsdam. Das Gebäude in Klein Glienicke, Teil des Weltkulturerbes, steht über die Immobilienfirma David Borck zum Verkauf.

Klein Glienicke war schon immer ein besonderer Wohnort. Prinz Carl von Preußen, Sohn von König Friedrich Wilhelm III., ließ dort, unweit seines Jagdschlosses Glienicke, zwischen 1863 und 1867 Schweizer Häuser erbauen. Die Gebäude nach alpenländischem Vorbild mit weit auskragenden Dächern, Balkonen, Holzornamenten und Fensterläden entsprachen dem Zeitgeist. Das Holz der Obergeschosse ist allerdings nur Blendwerk. Es handelt sich um massive Steinhäuser. Von einst neun Schweizer Häusern existieren heute noch vier. Eins davon steht zum Verkauf.

In der heutigen Louis-Nathan-Straße 5 waren zuerst Hofbedienstete untergebracht. Dort lebte und arbeitete unter anderem ein Schuster, der seine Werkstatt im Dachgeschoss untergebracht hatte. Die jetzigen Eigentümer haben dort ihr Schlafzimmer eingerichtet. Mehrere Fenster bringen Licht in den Raum mit Dachschrägen. Rechts führt eine Tür in ein Ankleidezimmer, links geht es ins Badezimmer mit frei stehender Wanne und Blick in den Wald. In der Etage darunter befindet sich die große Küche mit rustikalem Esstisch und angeschlossenem Wohnzimmer.

Das Schweizer Haus ist ein Luxusobjekt mit zusammen 400 Quadratmetern Wohnfläche und acht Zimmern, aufgeteilt in drei Wohnungen. Hinzu kommen knapp 100 Quadratmeter Nutzfläche im Keller und einem Nebengebäude. Das Grundstück misst 715 Quadratmeter. Vom Garten geht der Blick in den Wald des Böttcherbergs und auf den vor dem Haus verlaufenden Bäkekanal. Früher soll das Wasser des kleinen Baches durch eine Bogenöffnung im Felssteinsockel geflossen sein. Die Bogenöffnung ist noch zu sehen.

Denkmalgerecht saniert

Die heutigen Eigentümer ließen das Haus vor zehn Jahren denkmalgerecht sanieren. „Fenster und Türen wurden in Absprache mit dem Denkmalamt eingebaut. Das sind Spezialanfertigungen“, sagt Linda Horvath vom Berliner Immobilienunternehmen David Borck, das sich um den Hausverkauf kümmert. Die Eigentümer, die auch im Haus leben, würden Potsdam verlassen und deshalb verkaufen wollen. Sie wohnen im Obergeschoss und im Dachgeschoss. Im Erdgeschoss befinden sich zwei kleinere Wohnungen, die vermietet sind. Der kleine Anbau, der beispielsweise als Werkstatt oder Atelier genutzt werden könnte, ist leer. Das Haus ist voll unterkellert, wobei der Keller eher ein Souterrain hinter rustikaler Natursteinfassade ist.

2,2 Millionen Euro werden als Kaufpreis für das historische Haus aufgerufen. Solche Preise werden auch für hochwertige Wohnungen in Berlin und Potsdam verlangt. Hier gibt es einen Garten und eine idyllische Lage dazu. Doch wer im Schweizer Haus leben will, muss sich dem Denkmal und der Natur verbunden fühlen.

Wer seinen Reichtum gern zeigt, sei im Schweizer Haus eher nicht gut aufgehoben, räumt die Maklerin ein. Am Haus und im Garten sind größere Veränderungen oder Neubauten nicht möglich. Die Immobilie befindet sich mitten im Unesco-Weltkulturerbe. Wegen des Denkmalstatus sind Grundrissänderungen nur in Absprache mit der Denkmalbehörde möglich. „Man muss das Haus so nehmen, wie es ist“, sagt Linda Horvath. Eine Garage für das Luxus-SUV oder ein protziges Eingangsportal dürfen hier nicht entstehen.

Die Naturverbundenheit führte auch zum Bau der Schweizer Häuser. Die Schweiz war im 19. Jahrhundert der Inbegriff für Landleben und Harmonie. Auf der Pfaueninsel entstand ebenfalls ein Schweizer Haus, im Wildpark das Bayerische Haus. Die meisten der Schweizer Häuser in Klein Glienicke fielen dem Mauerbau zum Opfer. Der Ort lag geografisch in West-Berlin, war ringsum von der Mauer umgeben. Das in Sichtweite gelegene Schloss befand sich im unerreichbaren Westen.

Wer in der Potsdamer Exklave lebte, musste sich mit einigen Besonderheiten arrangieren. Der einzige Zugang war über die bewachte Parkbrücke am Rande des Babelsberger Parks möglich. Die stellenweise nur 15 Meter breite „Sondersicherheitszone“ wurde auch als „Blinddarm der DDR“ bezeichnet. Besuch musste angemeldet werden. Ein Passierschein war erforderlich. Mehrmals wurde der Ort für Fluchten in den Westen genutzt. Deshalb mussten Leitern der Grundstücksbesitzer fest verschlossen werden.

Die 500 Bewohner von Klein Glienicke hatten aber auch Vorteile. Der „Konsum“, dessen Schriftzug heute noch am Gebäude gegenüber dem Schweizer Haus zu sehen ist, war immer bestens gefüllt, bot wie ein Exquisit-Laden auch Westprodukte an. Die Wohnungen in den Schweizer Häuser wurden kommunal vermietet. Der traditionsreiche Bürgershof mit dem beliebten Biergarten am Teltowkanal wurde 2019 abgerissen und durch Wohngebäude ersetzt. Einkaufsmöglichkeiten gibt es längst nicht mehr in Klein Glienicke, aber einen neuen Biergarten an der Parkbrücke. Und die Maklerfirma wirbt mit der schnellen Erreichbarkeit von Babelsberg, Potsdam und Berlin.

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