Post: Der letzte Brief-Flug nach mehr als 62 Jahren

Immerhin fast jeder dreißigste Brief innerhalb Deutschlands wurde zuletzt per Luft transportiert – doch damit ist nun Schluss. In der Nacht endete eine Ära in der Geschichte der Post.

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Post: Der letzte Brief-Flug nach mehr als 62 Jahren

Nach mehr als 62 Jahren hat die Deutsche Post ihre Briefbeförderung per Flugzeug im Inland eingestellt. In der Nacht zu Donnerstag hob die letzte Maschine um kurz nach Mitternacht in Berlin ab und flog nach Stuttgart. Kurz zuvor waren in Hannover, München und Stuttgart noch einmal Flieger gestartet. Insgesamt etwa 1,5 Millionen Briefsendungen mit einem Gewicht von 53 Tonnen waren an Bord der sechs Maschinen. Das entspricht ungefähr drei Prozent der Briefmenge, die in Deutschland zuletzt täglich von der Post transportiert wurde.

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Die Post verzichtet künftig auf die Transportflugzeuge, um Kosten und den CO₂-Ausstoß zu senken. »Wir beenden die Ära der Brief-Nachtflüge mit einem lachenden und einem weinenden Auge«, sagte der zuständige Post-Manager Marc Hitschfeld. »Auf der einen Seite ist der Brieftransport per Flugzeug innerhalb Deutschlands in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen, auch weil es bei Briefen nicht mehr diese Eilbedürftigkeit wie noch vor Jahrzehnten gibt.« Insofern sei das Ende der deutschen Luftpost eine gute Nachricht für die Umwelt, sagt Hitschfeld. Andererseits sei aber eben auch ein Stück Postgeschichte zu Ende gegangen.

Das sogenannte Nachtluftpostnetz war am 1. September 1961 offiziell in Betrieb genommen worden. 1996 waren 26 Flugzeuge unterwegs, die 45 Destinationen ansteuerten, damals diente Frankfurt noch als Drehkreuz. In fünf Nächten pro Woche wurden Briefe mit einem Gewicht von durchschnittlich jeweils 430 Tonnen befördert.

Post darf Briefe bald später zustellen

Danach sank die Nachfrage nach Briefen deutlich, folglich wurde auch die Zahl der Flüge schrittweise reduziert. Die Lufthansa stieg 2008 aus dem Geschäft aus, zuletzt waren nur noch vier Flugzeuge von TUIfly und zwei von Eurowings unterwegs. Es waren normale Passagierflugzeuge, die für den Brieftransport mit gelben Post-Kisten gefüllt wurden. Die Behälter kamen in den Bauch der Maschine, auf die Sitze sowie in den Handgepäck-Stauraum. Es wurden nur Briefsendungen geladen und keine Pakete.

Noch ist die Post gesetzlich verpflichtet, 80 Prozent der eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger abzugeben. Derzeit wird das Postgesetz umfassend reformiert. Die Novelle ist zwar noch nicht verabschiedet, es ist aber politischer Konsens, den Zeitdruck auf die Post abzuschwächen. Daher benötigt die Firma die Flüge im Inland nicht mehr. Ganz ohne Flugzeuge kommt die Post aber auch künftig nicht aus in ihrem Briefgeschäft: Bei Schreiben ins Ausland setzt das Unternehmen weiterhin teilweise auf Luftpost. Diese geringen Mengen werden als Beiladung im Bauch von regulären Passagiermaschinen befördert.

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