Porträt Juan Merchan: Trumps Richter

porträt juan merchan: trumps richter

Richter Juan Merchan

Lange arbeitete sich Donald Trump an Alvin Bragg ab. Dem Bezirksstaatsanwalt in Manhattan, Ankläger des früheren Präsidenten im Schweigegeldprozess, wirft er schon länger vor, einen „Fantasie“-Fall kreiert zu haben. Dann geriet der Richter in Trumps Visier, der den Strafprozess gegen den früheren Präsidenten leitet. Zum Prozessauftakt am Montag sagte er über jenen Juan Merchan: „Wir haben ein echtes Problem mit diesem Richter.“

Kein Wunder: Der Jurist leitete schon den Zivilprozess gegen die „Trump Organization“ und schickte den Trump-Vertrauten Allen Weisselberg hinter Gitter. Nun leitet Merchan sein wichtigstes und sicher schwierigstes Verfahren: den ersten Strafprozess gegen einen früheren Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Trump ist in 34 Punkten angeklagt, weil er Unternehmensakten mit dem Ziel gefälscht haben soll, die Erstattung von Schweigegeldzahlungen an eine Porno-Darstellerin und den Verstoß gegen Wahlkampffinanzierungsregeln zu verschleiern. Merchan machte von Anfang an deutlich, dass er sich nicht durch Spielchen von Trump und dessen Anwälten beeindrucken lässt. In der vergangenen Woche hatte er drei Anträge abgewiesen, die den Prozessbeginn verzögert hätten.

Geboren in Bogota, aufgewachsen in Queens

Am Montag lehnte er dann den Antrag Trumps ab, sich wegen Befangenheit aus dem Verfahren zurückzuziehen. Trump und dessen Anwälte beschuldigten den Bezirksstaatsanwalt und den Richter, Akten zurückgehalten zu haben, die für die Verteidigung wichtig seien. Merchan ging den Verteidiger Todd Blanche direkt an: Bragg würde Fehlverhalten vorgeworfen und er, Merchan, werde beschuldigt, daran mitgewirkt zu haben. Die Verteidigung liefere aber nichts, um ihre Beschuldigungen zu belegen. Trump belehrte er noch, wenn er im Laufe des Prozesses das Verfahren stören werde, könne er bestraft werden. Trump bedeutete ihm, dass er die Warnung verstanden habe. Dann begann die komplizierte Auswahl der zwölf Geschworenen, die an diesem Dienstag weitergeht.

Der 62 Jahre alte Merchan wurde in Bogota in Kolumbien geboren. Als er sechs Jahre alt war, zog sein Familie nach Amerika und ließ sich im New Yorker Stadtteil Queens nieder, wo auch Trump aufwuchs, allerdings in anderen Verhältnissen. Merchan ist das erste Mitglied seiner Familie, das aufs College ging. Sein Jura-Studium absolvierte er an der Hofstra University in Long Island. In den neunziger Jahren arbeitete er als Staatsanwalt. 2006 ernannte ihn Bürgermeister Michael Bloomberg zum Richter. 2009 erfolgte die Berufung an den Supreme Court von New York.

Trumps Anwälte hatten dafür gesorgt, dass die Strafverfahren in Washington, Atlanta und Miami, in denen es im Kern um den Vorwurf der Verschwörung geht, um den Machtwechsel nach der Präsidentenwahl 2020 zu verhindern, beziehungsweise um die Entwendung streng geheimer Verschlusssachen, wohl nicht mehr vor der Präsidentenwahl im November beginnen. Merchan durchkreuzte die Verzögerungstaktik. Alle Augen richten sich daher nun auf ihn.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World