Es wird angerichtet: Mitarbeiterinnen eines Geschirrherstellers präsentieren die Produkte des Unternehmens auf langen Tafeln.
Es ist laut in der Messehalle 11. Es kreischen Sägen, surren Bohrer und Akkuschrauber, Gabelstapler fahren herum. In den Gängen türmen sich Holzkisten, Kartons und unförmige Gebinde, die von Folien zusammengehalten werden. Durch die Lautsprecher wird darauf hingewiesen, dass das Rauchen in der Halle verboten ist, nicht jeder der unzähligen Handwerker scheint das zu verstehen. Es gibt viel zu tun. Pausen werden mit mitgebrachter Verpflegung am Arbeitsplatz verbracht. In dieser Halle entsteht innerhalb weniger Tage eine Art Kaufhaus auf Zeit. Eines für eine ganz bestimmte Kundschaft, die unter dem Kunstwort Horeca zusammengefasst wird, was für Hotel, Restaurant und Catering steht.
Ausladen: 2000 Lkw bringen die Waren zur Messe.
Hier wird Porzellanherstellern wie Villeroy und Boch und Glasproduzenten wie Zwiesel eine Plattform geboten, um neue Kunden aus dem Gastgewerbe für ihre Produkte zu finden, wie Philipp Ferger, Bereichsleiter Konsumgütermessen der Messe Frankfurt, berichtet. Das soll auch ein Ausgleich dafür sein, dass der private Konsum über den Einzelhandel an Bedeutung verliert. Ein Konzept, das aufgeht. Denn ein Unternehmen wie Zwiesel, das im vergangenen Jahr noch wegen gestiegener Produktionskosten auf eine Messebeteiligung verzichtet habe, sei nun wieder dabei.
Geschäftsführer: Philipp Ferger (l.) und Detlef Braun
Ähnlich sehe es auch mit dem wachsenden Bereich Ambiente-Working aus. Hier konnte die Messe Aussteller auch aus der Möbelproduktion gewinnen. Ferger sieht dabei auch Verbindungen zur Hotellerie, denn auch dort entstünden immer mehr Flächen, die auch zum Arbeiten genutzt werden könnten, und das Thema Homeoffice bleibe wichtig. So habe sich die Zusammenfassung der Messen, bei der die frühere Messe Paperworld auf die anderen drei verteilt wurde und sich bei der Ambiente nun in den Schwerpunkten Working und Giving wiederfindet, rentiert.
„Wir stoßen an Grenzen, die Hütte ist voll“
Und trägt damit dazu bei, dass die Messe für das im vergangenen Jahr erstmals erprobte Veranstaltungstrio Ambiete, Chrismas- und Creativeworld, das von Freitag bis Dienstag stattfindet, schon vor Beginn von Rekorden sprechen kann: Fast 5000 Aussteller und damit zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr, die auf 360.000 Quadratmetern in zehn Hallen ihre Produkte präsentieren. „Wir stoßen an Grenzen, die Hütte ist voll“, fasst Detlef Braun aus der Geschäftsführung der Messe zusammen. Das sei auch erfreulich für die Stadt, denn schon jetzt gebe es in Frankfurt kaum noch Unterkünfte, wie Anfragen zeigten. So sorge die Messe für gute Umsätze im Gastgewerbe, sagte Braun im Gespräch mit der F.A.Z.
In den Hallen habe man die Gänge, die während der Pandemie fünf Meter breit gewesen seien, wieder auf drei Meter verkleinert, um mehr Stände unterbringen zu können. Erstmals werden die Festhalle und das Forum der Messe als Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen während der Frühjahrsmessen genutzt. Zudem sei das Kongresszentrum Kap Europa ebenfalls einbezogen. Braun spricht von Höchstleistungssport und davon, dass mehr kaum möglich sei. „Aber das werden wir natürlich schaffen“, sagt er zugleich mit der üblichen Zuversicht. Dabei sorgt gerade ein Erfolg, den er nennt, dass nämlich Aussteller aus 170 Nationen, die fast 90 Prozent der Stände gemietet haben, für besondere logistische Herausforderungen. Weil Containerschiffe mit Warenmustern für die Stände zum Teil von der aktuellen Lage im Roten Meer betroffen seien, müsse die Logistik-Abteilung der Messe gerade besonders findig sein.
Auswirkungen auf die gesamte Messe-Logistik
Zwar sei die Messe eigentlich erst für die Logistik der Waren verantwortlich, wenn sie per Lkw auf das Messegelände kämen, so Ferger, doch damit es da nicht zu Stauungen komme, kümmere sich die entsprechende Abteilung schon seit den ersten Angriffen auf Schiffe im Roten Meer darum, wie die Container und ihr Inhalt nach Frankfurt kämen. Denn jede Verzögerung bringe das Zusammenspiel durcheinander. Um die Hallen zu bestücken, müssten beispielsweise genügend Gabelstapler bereitstehen und bei der Verteilung der Waren auf die verschiedenen Hallenebenen auch die Kapazitäten der Aufzüge beachtet werden.
So bangt man bei der Messe auch in den nächsten Tagen noch, dass vor Messebeginn alles pünktlich ankommt. „Sonst müssen Nachlieferungen noch nachts zu den Ständen gebracht werden, was aber bedeutet, dass dann die Teppiche auf den Gängen beschädigt werden und ausgetauscht werden müssen“, macht Ferger deutlich. „Ohne das Rebstockgelände könnten wir das gar nicht schaffen“, hebt Braun hervor.
Der Platz steht in der politischen Diskussion, weil die Stadt einen neuen Standort für die Kirmes-Veranstaltungen benötigt. Er wolle sich nicht vorstellen, wie es sich auf den Verkehr in der Stadt auswirken würde, wenn diese Fläche nicht genutzt werden könnte, um den Auf- und Abbauverkehr zu kanalisieren, sagt Braun. Dann gäbe es wohl Stauungen rund um das Messegelände und in der ganzen Stadt. Was eine Blockade vor der Messe bedeute, habe nicht zuletzt der Bauernprotest vor dem Messegelände gezeigt.
Verzögerungen durch den Bahnstreik der GDL
Der Lkw-Verkehr spielt in diesen Tagen für die Messe eine umso größere Rolle, weil viel Ware, die von den Schiffen über die Bahn weitertransportiert werden sollte, wegen des am Mittwoch beginnenden Bahnstreiks nun auch über die Straßen angeliefert werden muss. Auch deshalb wird der Aufbau so manchen Standes sich wohl verzögern.
Braun bleibt aber zuversichtlich, dass alles klappt und auch die Ausstellerteams und Besucher anreisen können. Denn auch da bereitet der Bahnstreik der Messe Kopfzerbrechen. Besucher aus der Ferne, aber auch jene, die in Hotels in der Region wohnten und auf S-Bahnen angewiesen seien, hätten es nun schwerer, ihr Ziel zu erreichen. „Wir haben schon dem Bundesverkehrsminister geschrieben“, sagt Braun. Um die Folgen des Streiks abzumildern, organisiert die Messe Shuttlebusse zum Flughafen. Auch aus diesem Grund will man keine Prognose zur Besucherzahl abgeben. 2019, als die Messen noch nicht zusammengelegt waren, wurden 190.000 gezählt.
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