Russland: Wirtschaft wächst „stärker als erwartet“ – IWF nennt Gründe

russland: wirtschaft wächst „stärker als erwartet“ – iwf nennt gründe

Gita Gopinath, erste stellvertretende geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds IWF

Die deutsche Wirtschaft schrumpft – Russlands dagegen wächst trotz Sanktionen: Wie ist das möglich?

Die Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) für 2023 verblüffte: für Deutschland ein Minus von 0,3 Prozent, für Russland – ein Plus von fetten drei Prozent nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Kriegsjahr 2022.

Russlands Wirtschaft wächst in der Tat „stärker als erwartet“, gab die stellvertretende geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Gita Gopinath, in einem neuen Interview mit dem US-amerikanischen Magazin Foreign Policy zu. „In diesem Jahr haben wir das russische Wirtschaftswachstum um 1,5 Prozent nach oben korrigiert“, sagte Gopinath.

Der IWF hatte Ende Januar seine Prognose für das russische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 1,1 Prozent auf 2,6 Prozent angehoben: zu optimistisch? Nicht zuletzt konsumiert der IWF auch offizielle russische Statistiken. Der Interviewer erinnerte Gopinath an die mediale Kritik am IWF wegen der „beschönigten“ Zahlen. Gopinath nahm die Kritik an und räumte ein, dass nun mehr Menschen die wahren Gründe hinter diesen Schätzungen verstehen würden.

„Eine Menge Haushaltsausgaben sind damit verbunden“, erklärte Gopinath. „Die Militärausgaben [Russlands] sind extrem hoch. Soziale Transferleistungen sind extrem hoch.“ Sie verwies auf „wachsende Defizite“ des Staatshaushaltes und eine „überhitzte Wirtschaft“. Der Inflationsdruck sei zudem deutlich spürbar. „Sie sehen also, woher das Wachstum kommt“, so Gopinath.

Es sei noch unklar, was mit der russischen Wirtschaft mittelfristig geschehen werde, fügte Gopinath hinzu. Der Verlust von Humankapital im Krieg sowie durch die Abwanderung und die eingeschränkte Fähigkeit, Hightech-Produkte zu importieren, würden das Wachstum der russischen Wirtschaft mittelfristig dämpfen, heißt es. Die Entwicklung der Lage hänge von den kommenden Monaten ab.

Die stellvertretende IWF-Chefin sprach im Laufe des Interviews zudem über die mögliche Beschlagnahmung der eingefrorenen russischen Vermögenswerte durch westliche Länder: „Man muss immer sicher sein, dass alles, was man tut, ausreichend rechtlich abgesichert ist, damit man in Zukunft keine Risiken hat.“

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Ende Januar öffentlich damit geprahlt, dass die russische Wirtschaft 2023 sogar um mehr als vier Prozent gewachsen sei. Die russischen Importe haben sich aufgrund mehr oder weniger erfolgreicher Umgehung der Sanktionen zwar erholt, doch der eigentliche Grund für das Wachstum ist: Russlands Wirtschaft ist vom Krieg aufgeblasen.

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