Nur Pauli-Premiere hilft: Immer mehr Gegenwind für Walter

nur pauli-premiere hilft: immer mehr gegenwind für walter

Hamburgs Trainer Tim Walter reagiert an der Seitenlinie.

Und dann erreichte den Hamburger SV am Samstagnachmittag doch noch eine Nachricht, die das Fußball-Wochenende für seine Spieler, Verantwortlichen und Fans ein wenig erträglicher machte. Dass der Stadtrivale FC St. Pauli beim 1. FC Magdeburg mit 0:1 erstmals in dieser Zweitliga-Saison unerwartet verlor, lenkte zumindest für kurze Zeit von der trüben Stimmung im Volkspark und den Diskussionen um die Zukunft von Trainer Tim Walter nach dem 3:4 im Nordduell gegen Hannover 96 am Vorabend ab.

Trotz des Ausrutschers des Tabellenführers vom Hamburger Kiez hallt die Niederlage gegen die Niedersachsen im HSV-Kosmos nach. Die dritte Heimniederlage in Serie, das zweiten Mal nacheinander vier Gegentore zu Hause, das erste Mal seit langem Pfiffe von den eigenen Anhängern – der Wind dreht sich und bläst Walter zunehmend ins Gesicht.

Die Fan-Proteste gegen den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga und der drohende Spielabbruch interessierten Walter und die anderen Protagonisten des Traditionsvereins da eher am Rande. Denn die Frage steht im Raum: Wird dem 48-Jährigen noch zugetraut, das Ziel Aufstieg zu erreichen?

Mit einer schnellen Entscheidung ist kaum zu rechnen. «Zwei Minuten nach dem Spiel werde ich mich nicht dazu äußern», hatte Sportvorstand Jonas Boldt schon am Freitagabend dem Pay-TV-Sender Sky gesagt und Fragen nach Walters Verbleib abgewehrt. Um dann aber hinzuzufügen: «Die Herangehensweise, wie wir arbeiten, müssen wir grundsätzlich hinterfragen. Natürlich spielt da ein Trainer eine ganz, ganz wichtige Rolle.»

Beim FC St. Pauli gibt es derzeit nur wenig zu hinterfragen – trotz der ersten Pleite seit zehn Monaten und des verpassten Zweitliga-Rekords von 26 Spielen ohne Niederlage. Das letzte Mal war das Team von Trainer Fabian Hürzeler in der Vorsaison am 21. April 2023 als Verlierer vom Platz gegangen – mit 3:4 beim HSV. Der Kiezclub ist auch nach dem 0:1 in Magdeburg weiter Tabellenführer und hat fünf Punkte Vorsprung auf den Rivalen aus dem Volkspark.

Dass sein Torwart Nikola Vasilj das entscheidende Tor von Baris Atik (72.) durch einen Fehler ermöglicht hatte, nahm der 30-jährige Hürzeler äußerlich gelassen hin: «Individuelle Fehler passieren im Fußball. Das muss man akzeptieren, und das gehört zu unserer Entwicklung auch dazu.»

Er und die Mannschaft müssten nun das Spiel aufarbeiten. Zeit genug haben Hürzeler und die Spieler in dieser Woche auf Mallorca, wohin sie wegen des schwierigen Zustands der Trainingsplätze in Hamburg ausweichen. «Niederlagen sind dafür da, um aus ihnen zu lernen und das werden wir auch tun», sagte Hürzeler.

Schnell lernen müssen auch die HSV-Spieler und ihr Trainer, um die enormen Defensivprobleme nachhaltig zu lösen. Die Heim-Auftritte in der Rückrunde gegen den Karlsruher SC (3:4) und nun gegen Hannover waren alarmierend. Der HSV läuft Gefahr, wie in den Jahren zuvor trotz großer individueller Qualität – besonders in der Offensive – den Aufstieg zu verspielen. Noch ist die Mannschaft mit Walter mitten im Aufstiegskampf. Der Trainer muss hoffen, die Zeit zu bekommen, den HSV auf Kurs Bundesliga zu halten.

«Wir haben vor der Winterpause gesagt, dass wir bestimmte Dinge verbessern wollen», sagte Boldt, der in den vergangenen zweieinhalb Jahren Walter stets zur Seite stand. «Auswärts haben wir das hinbekommen, hier nicht. Das müssen wir schleunigst ändern.»

Wie schon gegen den KSC stellte sich die gesamte Mannschaft auch gegen Hannover in der Defensivarbeit ungeschickt bis naiv an. «Wenn wir zweimal nacheinander zu Hause vier Gegentreffer bekommen, dann hat man ein, zwei Probleme mehr als nur ein Problem», sagte Ersatz-Kapitän Jonas Meffert.

Walter wird nicht müde, auf den besonderen Charakter seine Mannschaft hinzuweisen. Gegen Hannover glich sie nach 0:2- und 1:3-Rückständen noch zum 3:3 aus und trug damit zu einem sportlichen Spektakel bei. «Wie wir zurückkommen, mit welcher Mentalität, mit welcher Leidenschaft, das ist aller Ehren wert», lobte der Coach.

Dass das auf Dauer als Argument nicht reicht, weiß er auch. «Trotzdem müssen wir über die vielen Gegentore wieder reden», sagte Walter. «Für uns gilt die Enttäuschung, die Wut, die in uns steckt, in eine Trotzreaktion umzuwandeln, Energie daraus zu ziehen und dann in Rostock da anzusetzen, wo wir die letzten Auswärtsspiele waren.» Zuletzt holten die Hamburger in der Fremde drei Siege. Auf lange Sicht reicht das nicht – auch nicht für Walter.

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