Starke Unterstützung für die Wiedereinführung der Wehrpflicht

Seit 2011 müssen junge Menschen weder zur Bundeswehr noch einen Ersatzdienst leisten – aber kann das angesichts der aktuellen Weltlage so bleiben? Bei der Antwort liegen ältere und jüngere Teilnehmer einer Umfrage weit auseinander. Eine klare Aussage gibt es über eine Beteiligung von Frauen.

Wehrpflichtige in ihrer Ausbildung – hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2005. Sechs Jahre später wurde die Wehrpflicht ausgesetzt dpa

Die Debatte um eine mögliche Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland hat durch den russischen Angriff auf die Ukraine vor zwei Jahren wieder an Fahrt gewonnen. Eine aktuelle Umfrage des NDR, die unter dem Namen #ndrfragt durchgeführt wurde, zeigt, dass zwei Drittel der Teilnehmenden sich für die Rückkehr zur Wehrpflicht aussprechen.

An der Online-Umfrage, die vom 19. bis zum 26. Februar durchgeführt wurde, beteiligten sich 19.641 Menschen aus Norddeutschland. Die Ergebnisse sind zwar statistisch nicht repräsentativ, „spiegeln jedoch die Meinung eines breiten Spektrums der Bevölkerung wider“, wie es der NDR formuliert. Zu den Ergebnissen:

Von den Befragten sehen 53 Prozent die Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft als einen wichtigen Grund für die Wiedereinführung der Wehrpflicht, während 61 Prozent den möglichen Erfahrungsgewinn für junge Menschen in den Bereichen Verantwortung, Teamfähigkeit und Disziplin hervorheben.

Die Mehrheit der Befragten betrachtet die Bundeswehr als materiell und personell unzureichend ausgestattet, um Deutschland im Falle eines Angriffs angemessen zu verteidigen. Im Hinblick auf die Selbstverteidigungsfähigkeit ohne Nato-Unterstützung findet eine klare Mehrheit, dass Deutschland in der Lage sein müsse, seine Grenzen eigenständig zu schützen. Dies steht im Kontrast zur Ansicht der Befragungs-Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern, hier schätzen zwei Drittel die Wahrscheinlichkeit eines russischen Angriffs in den kommenden 12 Monaten als gering ein.

Insbesondere bei jungen Menschen unter 30 Jahren stößt die Idee einer Wiedereinführung der Wehrpflicht auf Ablehnung. Mehr als die Hälfte lehnt sie ab, wobei das Fehlen von Ausrüstung, Unterkünften und Ausbildern sowie Eingriffe in die Freiheitsrechte als Hauptargumente genannt werden. Interessanterweise zeigt sich, dass, wenn eine Wehrpflicht eingeführt werden sollte, fast drei Viertel der Befragten eine Einbeziehung von Frauen befürworten würden. In Mecklenburg-Vorpommern jedoch unterstützt nur etwas mehr als die Hälfte diese Ansicht.

Zudem besteht Uneinigkeit darüber, ob Menschen ohne deutschen Pass in der Bundeswehr dienen dürfen sollten. Während sich in Mecklenburg-Vorpommern drei Viertel der Befragten dagegen aussprechen, sind es über alle norddeutschen Bundesländer hinweg nur knapp zwei Drittel.

Klarer ist hingegen ein anderes Ergebnis: Wenn Wehrpflicht, dann soll diese auch für Frauen gelten – fast drei Viertel der Befragten befürworten das.