Färöers Handballer feiern EM-Sensation wie einen Sieg

Berlin. Den Färöern gelingt bei der Handball-EM ein Riesencoup und 5000 Fans eskalieren auf der Tribüne völlig. Das kleine Land aus dem Nordatlantik ringt Norwegen ein Remis ab – und träumt von mehr.

färöers handballer feiern em-sensation wie einen sieg

Roi Berg Hansen (r.) und Teis Horn Rasmussen von den Faröer Inseln bejubeln nach Spielende das Unentschieden wie einen Sieg.

Die Schlusssirene war der Startschuss für die bislang größte Party in der Geschichte des färöischen Handballs. Tausende mitgereiste Anhänger verwandelten die Berliner Halle nach dem denkwürdigen 26:26 gegen Topfavorit Norwegen am Samstag endgültig in einen überkochenden Hexenkessel. Berauscht durch den ersten EM-Punkt überhaupt, feierten Nationalspieler, Fans und das Trainerteam gemeinsam die Riesen-Sensation.

Mit einem verwandelten Siebenmeter in letzter Sekunde hatte der Handball-Zwerg von der kleinen Inselgruppe im Nordatlantik den Titelkandidaten geschockt und die weiße Wand auf den Rängen in Ekstase versetzt. „Es ist das Größte in der Geschichte des Handballs der Färöer“, sagte der Rückraumspieler Oli Mittun dem Portal „handball-world“. Trainer Peter Bredsdorff-Larsen sprach von einem „historischen Tag“ für den EM-Debütanten.

Ein Zehntel der Bevölkerung in Berlin

Die Party, die nach 60 Minuten am Samstagabend ihren Höhepunkt fand, hatte schon weit vor Anpfiff begonnen. In großen Trauben hatten sich die Färinger vor der Halle warmgesungen und auf das Duell mit der großen Handball-Nation Norwegen eingestimmt.

Rund 54.000 Einwohner hat die Inselgruppe – über 5000 sind derzeit in Berlin und sorgen für Gänsehaut-Atmosphäre und Heimspiel-Stimmung. Fast jeder trägt ein blau-weißes Nationaltrikot und schwenkt eine Fahne. Das kleine Land ist stolz, dabei zu sein.

Zum Helden des Abends mutierte Elias Ellefsen a Skipagotu. Elf Sekunden waren noch auf der Uhr, als der Bundesligaprofi vom THW Kiel seinem Liga-Kollegen Harald Reinkind den Ball abluchste. Der Färinger wäre frei durch gewesen, aber Reinkind hielt ihn fest – Siebenmeter. Tor.

Die Halle bebte. „Wir sind hier, um unseren Teil zu einer großen Handball-Party beizutragen“, hatte Bredsdorff-Larsen schon vor der EM gesagt. Die Mannschaft liefert.

Einzug in Hauptrunde noch möglich

Normalerweise spielen die Färöer zu Hause vor rund 1500 Fans. Die Zahl hat sich in Berlin mehr als verdreifacht. „Unsere Fans sind der Wahnsinn. Ohne unsere einmaligen Fans wäre das heute nicht möglich gewesen. Wir sind ihnen unglaublich dankbar für diese geniale Unterstützung in den letzten Tagen“, schwärmte a Skipagotu.

Mit seinen Mitspielern feierte er noch lange vor der Fankurve, das Team schien das Parkett ebenso wenig räumen zu wollen wie die beseelten Anhänger ihre Plätze auf den Rängen. Mittun sprach vom „achten Mann“ auf der Tribüne, „das ist einmalig“. Im Bus zum Hotel ging die Party weiter.

Für die Färöer ist es die erste EM-Teilnahme überhaupt. Nach dem Überraschungs-Coup gegen die Skandinavier ist auch das Weiterkommen noch möglich. Im letzten Spiel der Gruppe D trifft der Gruppendritte am Montag (18.00 Uhr) auf Schlusslicht Polen. Die besten zwei Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für die Hauptrunde.

Eurodance-Klassiker sorgt für Stimmung

„Natürlich ist das ein Traum, aber es wird hart“, sagte Mittun, der während des Spiels von den Gesängen seiner Anhänger getragen wurde. Nach jedem Tor des 18-Jährigen stimmten die Fans den Eurodance-Klassiker „No Limit“ der Band 2 Unlimited an und änderten den Refrain in „Oli, Oli, Oli – Mittun“ ab.

Auch am Montag wird die weiße Wand in der Berliner Mercedes-Benz Arena wieder alles geben, um das Unmögliche möglich zu machen. „Norwegen muss gegen Slowenien verlieren und wir gegen Polen gewinnen. Es wird ein weiteres hartes Spiel. Wir werden aber wieder hundert Prozent geben“, kündigte Mittun euphorisch an.

Mehr von RP ONLINE

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World